Altar und Beichtstuhl der Herz Jesu-Kirche werden von Schädlingen befreit Wegen Gases gesperrt

Von Julia Schneider 01.08.2014, 12:21

Einer nicht alltäglichen Prozedur wird derzeit die Herz Jesu-Kirche an der Oebisfelder Bahnhofstraße unterzogen. Altar und Beichtstuhl des katholischen Gotteshauses werden mit einem toxischen Gemisch begast, um Schädlinge loszuwerden.

Oebisfelde l "Gefahr - diese Einheit wird begast" steht auf Schildern an allen Eingängen zur Herz Jesu-Kirche in Oebisfelde. Eine Woche lang haben nur die zuständigen Fachleute einer Schädlingsbekämpfungsfirma aus Dresden Zutritt zu dem Gotteshaus. Ohne Schutzkleidung und Atemmasken könnte es dort nämlich derzeit gefährlich werden.

Normalerweise passiere nichts, denn die Fachleute haben den Altar und den Beichtstuhl der Kirche gasdicht verhüllt, wie Marco Müller, Geschäftsführer der Firma Groli, erklärt. "Da dringt eigentlich kein Gas nach außen, dennoch gibt es natürlich strenge Auflagen, die wir penibel einhalten", sagt er.

In Oebisfelde findet eine sogenannte Teilbegasung statt, bei der nur ausgewählte Stücke mit schädlingsbekämpfenden Maßnahmen behandelt werden. Normalerweise, so berichtet Marco Müller, begasen er und seine Mitarbeiter gleich ganze Gotteshäuser. So ist derzeit auch die St- Michaelis-Kirche in Walbeck komplett in ein weißes Gewand gehüllt, wie einst der Berliner Reichstag vom Künstler Christo.

Aus Kostengründen werden in Oebisfelde vorerst nur der Altar und der Beichtstuhl begast. Dazu wurden die Objekte in gesonderte Zelte, bestehend aus spezieller, gasdichter Folie, eingehaust. In diese Zelte wurde später das toxische Gasgemisch, das sogenannte Sulfuryldifluorid, geleitet. Es durchdringt das Holz und soll vor allem alle darin befindlichen Entwicklungsstufen des Holzwurmes abtöten.

"Unsere Arbeit hat einen bekämpfenden Charakter", verrät dazu Marco Müller. Eine vorbeugende Wirkung gegen Schädlinge sei durch die Begasung allerdings nicht möglich. Um nachvollziehen zu können, ob die Schädlinge durch die Maßnahme tatsächlich abgetötet wurden, haben die Fachleute Prüfbalken mit Insektenlarven in die begasten Objekte eingelegt.

Dass die Umgebung durch die Schädlingsbekämpfung nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, gewährleisten die Mitarbeiter nicht nur mit deutlichen Hinweisschildern, sondern auch mit regelmäßigen Kontrollmessungen der Umgebungsluft. Das Gas werde, so Marco Müller, später fachgerecht abgesaugt.

Die Mitarbeiter der Schädlingsbekämpfungsfirma haben nach eigener Ansicht durch ihre Arbeit schon viele besondere Schätze sehen dürfen. "Oft werden in Kirchen, die wir ganzheitlich begasen, auch wertvolle Güter aus umliegenden Gotteshäusern oder Museen gestellt, damit sie ebenfalls von Schädlingen befreit werden", verrät Marco Müller. So wären ihm nicht nur historische Altare und Möbel, sondern auch wertvolle Bibeln und andere Bücher unter seine Augen gekommen.

Die Gottesdienste in der Oebisfelder Herz Jesu-Kirche, so sagt die Gemeindereferentin der katholischen Oebisfelder Gemeinde, gehen trotz der Schädlingsbekämpfung normal weiter. "Der nächste Gottesdienst wird aber im Gemeindehaus stattfinden", erklärt Monika Zeike über die Veranstaltung am Sonntag, 3. August, um 9 Uhr.