1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Frist von vier Wochen: Neues Zuhause oder Schlachter

Altmarkkreis untersagt Haltung von knapp 150 Schweinen in Stapen / Hans Thiele: "Aktion ist schlichtweg illegal" Frist von vier Wochen: Neues Zuhause oder Schlachter

Von Walter Mogk 04.01.2013, 02:18

In einem Monat ist die Unterbringung von knapp 150 Schweinen auf einem Hof in Stapen schon wieder Geschichte. So lange hat der Altmarkkreis dem verantwortlichen Tierschutzverein Zeit gegeben, die Tiere zu entfernen. Grund: Die Unterbringung widerspricht sämtlichen Vorschriften.

Stapen l Erst wenige Tage sind die knapp 150 Schweine aus einem stillgelegten bayerischen Mastbetrieb in Stapen (wir berichteten gestern), doch häuslich einzurichten brauchen sich die Borstentiere in ihrem Stall nicht. Bis spätestens 2. Februar müssen die Schweine weg sein. Das hat das Ordnungsamt des Altmarkkreises am Mittwoch nach einer ausgiebigen Besichtigung des Stalls in der Stapener Ortsmitte entschieden.

"Ich habe die Verfügung mündlich ausgesprochen, damit läuft für den Verein Rüsselheim, der die Tiere hierher geschafft hat, die Frist von vier Wochen", erklärte Kreis-Ordnungsamtsleiter Hans Thiele gestern auf Volksstimme-Nachfrage. Es sei zudem untersagt worden, eine solche Tierhaltung zu betreiben.

"Der Untergrund ist reiner Erdboden einen Gülleabfluss gibt es nicht"

Hans Thiele

"Die ganze Aktion ist schlichtweg illegal", fasste Thiele seine Einschätzung zusammen. Weder seien die baulichen, noch die umwelt- und tierseuchenrechtlichen Voraussetzungen für die Unterbringung einer solchen Menge an Schweinen gegeben, noch hätten die entsprechenden Mitarbeiter vor Ort die dafür nötige Ausbildung.

Zudem sei im Vorfeld nicht mit den Behörden gesprochen worden. Vielleicht mit Absicht? Thiele deutete an, dass der Verein Rüsselheim aus dem bayerischen Allmannshofen bereits in der Vergangenheit erhebliche Probleme mit dem Veterinäramt gehabt habe.

Die Schweine, die der Verein vor der Schlachtung gerettet und mit zwei Transporten nach Stapen geschafft hat, sind in einem ehemaligen Reitstall untergebracht. "Der Untergrund ist reiner Erdboden, einen Gülleabfluss gibt es nicht. Alles gelangt direkt ins Erdreich und damit ins Grundwasser. Das geht gar nicht", schlug Hans Thiele nach der Besichtigung die Hände über den Kopf zusammen. Zwar seien mit Holz verschiedene Boxen eingerichtet worden, in denen die Tiere untergebracht sind, doch fehlten beispielsweise Futtertröge. "Das Futter wird einfach auf das Stroh gekippt", berichtete der Ordnungsamtsleiter.

Auch die Wasserversorgung sei eine einzige Improvisation. "Sie erfolgt über etliche Meter Gartenschläuche. Da kann man nur darauf warten, was passiert, wenn es Frost gibt", schüttelte Hans Thiele den Kopf. Dass der Tierschutzverein damit argumentiert, es sei erst einmal wichtig gewesen, die Tiere vor der Schlachtung zu retten und alles andere werde nach und nach verbessert, macht ihn sprachlos. "Das ist erschreckend und hat mit Tierschutz nichts zu tun", so Thiele.

Besonders die tierseuchenrechtlichen Aspekte der Aktion haben den Altmarkkreis alarmiert. Nur wenige Kilometer von Stapen entfernt befindet sich in Apenburg eine Schweinemastanlage. Die Ansteckungsgefahr ist groß, sollte eines der Tiere in Stapen erkranken. "Dann ist Holland in Not", befürchtet Hans Thiele. Im Moment gehe es den Schweinen gesundheitlich gut, aber das müsse ja nicht so bleiben.

"Da laufen Leute, auch Fremde, rein und raus ohne Ende. Das ist unverantwortlich"

Hans Thiele

Zumal in dem Stapener Stall die grundlegendsten hygienischen Voraussetzungen fehlen. Nach Auskunft des Ordnungsamtes gibt es etwa keine Desinfektionsmatten. "Da laufen Leute, auch Fremde, rein und raus ohne Ende. Das ist unverantwortlich", meinte Thiele.

Auch die Sicherheit sei nicht gewährleistet. Der Ordnungsamtsleiter berichtete von kaputten Zäunen und von Wänden der notdürftig gezimmerten Boxen, die von ausgewachsenen Schweinen mit ein bisschen Anlauf übersprungen werden könnten.

Vier Wochen bleiben dem Verein Rüsselheim, der offiziell Eigentümer der Tiere ist und diese nur zur vorübergehenden Pflege auf dem Stapener Hof untergestellt hat, um ein neues Zuhause für die Schweine zu finden. Gelingt das nicht, wird der Altmarkkreis die Tiere im Zuge der Ersatzvornahme auf Kosten des Vereins selbst abtransportieren lassen. Zur Schlachtung, wie der Ordnungsamtsleiter auf Nachfrage der Volksstimme bestätigte.

Um die aktuelle Situation der Borstentiere zu verbessern, wurden den Hofbesitzern zudem Auflagen erteilt, die umgehend zu erfüllen sind. "Sie müssen dafür sorgen, dass in jeder Box Futtertröge vorhanden sind, dass eine ausreichende Trinkwasserversorgung gewährleistet ist, dass Desinfektionsmatten ausliegen, keine Fremden im Stall ein und aus gehen und die Zäune dichtgemacht werden", erläuterte Hans Thiele. Die zuständigen Behörden des Altmarkkreises Salzwedel würden die Erfüllung der Auflagen ständig kontrollieren.