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Nötige Pflegemaßnahmen sind nicht zu leisten - Angler wollen nicht aufgeben Steinbruch wird sich selbst überlassen

Von Yvonne Heyer 16.08.2013, 03:11

Der Langenweddinger Steinbruch ist Natur pur. Der Altenweddinger Angelverein sieht aber auch die zunehmenden Probleme des Naturdenkmals. So ist das Gewässer kaum noch für Angler nutzbar.

Langenweddingen l Ein Stück urwüchsige Natur stellt der Steinbruch zwischen Langenweddingen und Sülldorf dar. Einst wurde hier Kalk für die Zuckerfabrik abgebaut. Bis 1883 wurde im Portland Zement- und Kalkwerk produziert. Während an das einstige Kalkwerk und die spätere Ogema heute kaum etwas erinnert, ist der Steinbruch im Park geblieben. Der Langenweddinger Alfred Leuchte, Vorsitzender des Angelvereins von Altenweddingen und Umgebung, erinnert sich noch gut daran, wie er und viele andere Kinder des Ortes im Bruch gebadet haben. Auch war der Steinbruch ein beliebtes Angelgewässer. Das ist heute nicht mehr Fall. Der Wasserstand im Steinbruch ist so zurückgegangen, dass die Fische kaum Chancen zum Überleben haben. Beim Rundgang durch den "Großen Bruch", seit 1988 Naturdenkmal, stoßen Spaziergänger oder Naturfreunde zunehmend auf zugewachsene Wege. Von idyllischen Wanderwegen ist wenig geblieben. Bäume liegen im Wasser. Sie müssten eigentlich entfernt werden. Das gesamte Ufer ist inzwischen dicht bewachsen, die Wege sind kaum erkennbar und entsprechend schlecht passierbar. Auch weiter oberhalb müssten dringend Bäume kontrolliert und entfernt werden. Doch die Pflege dieses Flächennaturdenkmals wäre für den Angelverein schlicht eine Nummer zu groß. Weil sie sich aber auch als Naturschützer verstehen, hatten Alfred Leuchte und Bernd Jende, ebenfalls Angler im Altenweddinger Angelverein und im gesamten Sülzetal als Naturschutzhelfer aktiv, vor einem Jahr die Untere Naturschutzbehörde zu einem Vororttermin eingeladen. Ulrike Kausche als Vertreterin der Behörde nahm damals nach dem Rundgang viele Eindrücke mit, die dann ausgewertet werden sollten.

Die Volksstimme, die damals ebenfalls an diesem besonderen Spaziergang teilnahm, hakte nun in der Unteren Naturschutzbehörde nach. Es antwortete Mitarbeiterin Katrin Windel.

In der Begründung zur 1988 erfolgten Unterschutzstellung heißt es unter anderem: "Der große Steinbruch östlich von Langenweddingen ist der bedeutendste Teil eines zwölf Hektar großen aufgelassenen Steinbruchgeländes. Er demonstriert mit seinen Steilwänden im Süden und Westen die Lagerungsverhältnisse des unteren Muschelkalks in eindrucksvoller Weise. Damit ist er im Zusammenhang mit anderen Aufschlüssen aus der Triasformation in der Umgebung ein wertvolles geologisches Forschungs- und Anschauungsobjekt. Darüber hinaus kommt dem Steinbruch ein große ökologische Bedeutung zu. ... So ist das Objekt Lebensraum für wassergebundene und die Wassernähe liebende Tierarten sowie eine artenreiche Vogelwelt."

"Doch wir müssen heute auch feststellen, dass der Steinbruch einer natürlichen Weiterentwicklung unterliegt. Schon Anfang bis Mitte der 90-er Jahre wurde in der Naturschutzbehörde darüber nachgedacht, welche Pflegemaßnahmen durchzuführen wären, um den oben beschriebenen Zustand zu erhalten", erklärt Katrin Windel. Sowohl über ABM als auch über Zivildienstleistende seien in der Vergangenheit Rückschnitte an Gehölzen durchgeführt worden, um wenigstens die geologisch interessanten Bereiche offen zu halten. Diese Pflegemaßnahmen wurden inzwischen eingestellt, weil der Aufwand in keinem Verhältnis zum erreichten Ergebnis gestanden hätte.

"Eine Entschlammung des Gewässers wurde aufgrund der immensen Kosten nicht durchgeführt. Ohne Gehölzentnahme wäre das Ergebnis ohnehin nur von kurzer Dauer, weil durch die Gehölze in und um den Steinbruch wieder massiv Laub in das Gewässer eingetragen worden wäre", erklärt die Fachfrau weiter.

Gemeinsam habe die Behörde nach dem Vororttermin den Umfang der mindestens notwendigen Arbeiten eingeschätzt. Doch diese können nicht geleistet werden. "Der ursprüngliche Zustand zum Zeitpunkt der Unterschutzstellung von 1988 kann nicht wiederhergestellt werden. Und doch hat der Steinbruch auch im jetzigen Zustand eine hohe ökologische Bedeutung und ist nach wie vor Rückzugsraum für viele Arten der Fauna und Flora. Die geologischen Formationen bleiben trotz der Gehölze erhalten. Leider sind sie nun nicht mehr so gut sichtbar", erklärt Katrin Windel.

Der Angelverein von Altenweddingen wurde von Naturschutzbehörde darüber informiert, dass nichts für den Steinbruch getan werden könne. "Es ist sehr schade", meint Vereinsvorsitzender Alfred Leuchte. Ihm ist schon klar, dass weitere Pflegemaßnahmen auch am fehlenden Geld scheitern und erst recht ist damit der Steinbruch für den Angelverein eine Nummer zu groß. Dennoch wollen die Angler so schnell nicht aufgeben. Es gäbe erste Überlegungen, die aber noch ganz am Anfang stehen.