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Anfeindungen via Internet Wolfgang Trösken: "So etwas ist Cyber-Mobbing"

Wolfgang Trösken, Werbener Stadtrat und Mitglied des
Verbandsgemeinderates Arneburg-Goldbeck, sieht sich seit Monaten
Anfeindungen, Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt - unter anderem
via Internet. Lange Zeit hat er dazu geschwiegen. Doch nun äußerte
sich der Behrendorfer gegenüber der Volksstimme.

Von Andreas Puls 29.03.2014, 02:15

Behrendorf/Werben l Dass Wolfgang Trösken in Diskussionen und politischen Gremien durchaus Positionen vertritt, die mit der Mehrheitsmeinung nicht immer konform gehen, ist hinlänglich bekannt. Deutlich wurde und wird das vor allem im Zuge der Schulstandortdiskussion in der VG Arneburg-Goldbeck. Unter anderem hatte der Behrendorfer die Sanierung der Grundschule Werben als unverantwortliche Geldverschwendung bezeichnet und sich in Sitzungen für den Neubau einer einzigen zentralen Grundschule für die ganze VG ausgesprochen.

Solche Positionen stoßen meist nicht auf Gegenliebe, weil möglicherweise eine Mehrheit der Menschen eine möglichst wohnortnahe Beschulung der Kinder befürwortet.

Stadtratsmitglied droht, Trösken "am Kragen zu packen"

Aber die Diskussion über die Thematik hat in Teilen längst den Boden der Sachlichkeit verloren. Diese Beobachtung macht seit Monaten jedenfalls Wolfgang Trösken. Eine der ersten diesbezüglichen Erfahrungen machte der Lokalpolitiker im September 2013 bei einer Stadtratssitzung in Werben. Im Zuge der Diskussion um die Schulentwicklung griff ein Ratsmitglied Trösken verbal an und drohte sogar, ihn "am Kragen packen" zu wollen (nachzulesen im Protokoll von der Sitzung).

Gegenüber der Volksstimme nennt Trösken noch weitere Sitzungen, in denen er zwar nicht beschimpft oder bedroht wurde, wohl aber offenbar durch Äußerungen und gezielte Fragen bloßgestellt werden sollte.

Während er im Rahmen von Sitzungen Anfeindungen verbal begegnen kann, hat Trösken diese Möglichkeit jedoch nicht bei E-Mail-Nachrichten, die über den Umweg verschiedener Kommunikationsforen von Internetseiten an ihn geschickt wurden und werden. Dazu haben der oder die Autoren die Möglichkeit, als Absender anonym zu bleiben, missbraucht. Für Nachrichten wurden sogar E-Mail-Adressen von Dritten als Absender angegeben.

Autor gibt Feuergott "Agni" als Absender an

Der Inhalt einiger dieser Nachrichten: "Danke für die Schulschließung - du bist ein kranker Wessi", "Judas, der Schulschließer, nimmt jetzt 99 Silberlinge" oder "Herzlichen Glückwunsch zur Schulschließung. Ganz super gemacht. Dein Agni." Angesichts dieses "Absenders" hatte Trösken erst einmal im Internet nachgeforscht. "Agni ist Sanskrit und bedeutet ,Gott des Feuers`. Diese kryptische Art des Nachrichtenschreibens muss ich wohl als Drohung gegen mein Eigentum, vielleicht gegen die Gesundheit von meiner Familie und mir auffassen?", fragt sich Trösken.

Als ähnlich tief "unterhalb der Gürtellinie" empfindet er auch die öffentlichen Diskussionen auf Internetforen wie Facebook. Dort wird zum Teil mit richtigem Namen, aber teils auch unter Pseudonym diskutiert. Auf der Facebook-Diskussionsplattform "LK Stendal Grundschulen vor Ort" hieß es kürzlich unter anderem: "Natürlich hat auch der ,Werbenhasser` (Behrendorf, Ortseingang rechts von Werben kommend) sich wieder stark gegen unsere Kinder, bei sämtlichen Abstimmungen, ausgesprochen."

"Wie soll man diesen ,Diskussionsbeitrag` mit Wohnortangabe des Angegriffenen sonst auffassen, wenn nicht als eine indirekte Drohung oder versteckte Aufforderung an andere?", fragt Trösken. Und er fügt hinzu: "Meiner Ansicht nach ist so etwas Cyber-Mobbing pur." Der Behrendorfer sieht sich jedoch nicht allein derartigen "Hetzereien" ausgesetzt. Aus Gesprächen wisse er, dass auch andere Personen, die insbesondere durch ihr lokalpolitisches Engagement in der Öffentlichkeit stehen, betroffen sind.

Der Behrendorfer hat viele der Anfeindungen oder auch unsachlichen Diskussionsbeiträge, die sich gegen ihn und auch andere Personen richten, gesammelt. Mit Blick auf die unverhohlenen Drohungen erwägt Trösken auch juristische Schritte.

Der Kommunalpolitiker beklagt allgemein die zunehmend unsachliche Kultur der politischen Auseinandersetzung. Diese werde bei kommunalpolitischen Sitzungen, aber beispielsweise auch bei den Demonstrationen für den Schulerhalt in Werben deutlich. Dort war zum Beispiel auf einem Transparent zu lesen "Korrupte Verw-Gem. - wir wollen nach Seehausen".