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Zwei Vietnamesen festgenommen Polizei entdeckt Cannabis-Plantage in Stendal

Von Donald Lyko 16.01.2015, 14:30

In einem Gebäude am Hohen Weg hat die Polizei am Freitag eine Indoor-Plantage zur An- und Aufzucht von Cannabis entdeckt. Zwei Vietnamesen, offensichtlich für den Betrieb der Anlage verantwortlich, wurden vom Spezialeinsatzkommando in ihrem Versteck entdeckt und vorläufig festgenommen.

Stendal l Das ehemalige Betriebsgelände, den Milchwerken gegenüber auf der anderen Straßenseite, liegt verlassen da, das Haus mit seinen früheren Büroräumen wirkt verwaist. Und doch tut sich etwas in dem ungenutzten ehemaligen Telekom-Gebäude, beobachten Zeugen. Aber was?

Genau diese Frage wollen Kriminalbeamte am Freitagvormittag klären. Das Erdgeschoss des Hauses können sie problemlos betreten, das zweite Geschoss schon nicht mehr: Der Zugang ist mit Holzplatten verbarrikadiert. Aus den Platten hängen große Schläuche. Solche, wie sie zum Be- und Entlüften beim professionellen Cannabis-Anbau verwendet werden.

Verwendet werden von den Betreibern oft auch Fallen – zum Schutz vor ungebetenen Besuchern. Die Polizisten wissen das und rufen Verstärkung. Auch, weil sie Personen im Gebäude vermuten. Spezialkräfte vom Landeskriminalamt aus Magdeburg rücken an, Rettungssanitäter, Kriminaltechniker, die Staatsanwaltschaft. Und ein Elektriker.

Er kappt die Stromversorgung, denn die Betreiber der illegalen Plantage hatten sich am Zähler vorbei ordentlich bedient. Das Sondereinsatzkommando stürmt das Gebäude, die Männer rücken im komplett dunklen Flur vor – gebückt, denn mehrere tiefhängende Lüftungsschläuche im Hauptgang machen ein Aufrechtstehen und -gehen unmöglich. Die Beamten durchsuchen Raum für Raum, auch die weniger gut einsehbaren Stellen.

An einer entdecken sie zwei Männer, die sich über den Schläuchen verstecken und über einem Türsturz kauern. Bewaffnet sind sie nicht. Sie leisten auch keinen Widerstand, als sie vorläufig festgenommen werden. In separaten Fahrzeugen werden die beiden Asiaten weggebracht und im Revier erkennungsdienstlich behandelt. Am Nachmittag steht fest: Es handelt sich um vietnamesische Staatsangehörige, 26 und 45 Jahre alt.

Derweil nimmt die Spurensicherung die Arbeit in den zahlreichen Räumen auf. In Räumen, die den Fall schon in großen Teilen erzählen. Denn die Beamten finden in mehreren Zimmern zusammen nicht nur gut 2100 Cannabis-Pflanzen in unterschiedlichem Wachstumsstadium und mehrere Säcke bereits geernteter Pflanzen, sondern auch Räume für den privaten Gebrauch. "Die Männer scheinen hier gewohnt zu haben", sagt Polizeisprecher Marco Neiß.

Direkt im Eingangsbereich zur dieser Etage steht eine Art Altar. Zwei Türen weiter geht es in einen Raum mit nachgerüsteter Dusche, mit Waschmaschine, Unterwäsche auf der Leine und zwei Zahnputzbechern, darin die Zahnbürsten. Lebensmittelreste, unter anderem Bananenschalen, liegen im Abfalleimer, im Nachbarzimmer Schlafmatratzen und Kleidung auf dem Boden.

Vermutlich haben die Männer über Wochen, vielleicht sogar Monate, das Haus nicht verlassen. Ein weiterer Hinweis darauf: In einem Raum im Erdgeschoss ist auf dem staubigen Boden ein großes Oval zu erkennen – so, als hätte jemand dort regelmäßig seine Laufrunden absolviert.

"Der Cannabis-Anbau wurde mit sehr viel Aufwand betrieben", erklärt Marco Neiß. Im Flur gibt es eine richtige Steckdosen-Front, um alle Räume mit Strom versorgen zu können. Die Fußböden wurden abgedichtet, die Fenster mit Folien als Dampfsperre versehen. Neiß: "Die Fenster sind akribisch abgedichtet worden, damit kein Hinweis nach draußen geht." Gegossen wurden die Pflanzen per Hand. Ein Raum wurde allein für die Lagerung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln genutzt. Aufzuchterde, Plastik-Pflanztöpfe und eine Schubkarre stehen in einem anderen Zimmer.
Die Kriminalbeamten sichern umfangreiches Beweismaterial und nehmen Cannabis-Proben, um den THC-Gehalt, also den Wirkstoffgehalt, zu untersuchen. Steht der fest, lässt sich der Marktwert des Fundes beziffern. Die Pflanzen sollen später vernichtet werden.

Die Staatsanwalt Stendal will Sonnabend beim Amtsgericht Stendal Haftantrag für die beiden Männer stellen.