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Die ersten fünf Schweine haben Stapen verlassen

20.01.2013, 16:14

Stapen (wmo) l Während nach wie vor eine neue Bleibe für den Großteil der 135 Schweine gesucht wird, die seit Ende vergangenen Jahres illegal auf einem Hof in Stapen untergebracht sind (Volksstimme berichtete), sind fünf der Tiere, vier Muttersauen und ein Mastschwein, bereits aus der ehemaligen Maschinenhalle ausgezogen. Sie wurden von einem Hof im Raum Köln aufgenommen und am Freitagabend dorthin gebracht. Über nähere Angaben hüllte sich der Verein Rüsselheim, dem die aus einem stillgelegten bayerischen Mastbetrieb vor der Schlachtung geretteten Schweine gehören, in Schweigen.

Nach Volksstimme-Recherchen handelt es sich um den privaten Gnadenhof Lemuria im oberbergischen Waldbröl, zirka 64 Kilometer östlich von Köln. Die dortigen Betreiber hatten bereits am 21. November vergangenen Jahres zehn Schweine aus dem Bestand von Rüsselheim aufgenommen.

Für die anderen Tiere wird weiter nach einer Unterkunft gesucht. Denn Fakt ist: Am 2. Februar müssen sie aus Stapen verschwunden sein. So lange hat der Altmarkkreis dem für die Aktion verantwortlichen Verein Rüsselheim Zeit gegeben, die Schweine fortzuschaffen. Anderenfalls droht die sofortige Ersatzvornahme, das heißt der Abtransport in die Schlachtung auf Kosten des Vereins. Die Tiere "ihrer natürlichen Zweckbestimmung zuführen", nannte das Kreisordnungsamtsleiter Hans Thiele gegenüber der Volksstimme (wir berichteten).Doch solch eine Aktion würde wohl nicht ohne Widerstand seitens radikaler Tierschützer über die Bühne gehen. Schon kursieren Aufrufe im Internet, am 2. Februar nach Stapen zu kommen und den Abtransport zu verhindern. "Wenn der 2.2. gekommen ist, dann müssen all diejenigen, welche es können, physikalisch bei den Tieren sein", forderte am Sonnabend Aktivist Frank Hummel aus dem schleswig-holsteinischen Uphusum, der dort einen sogenannten "Tierbefreiungshof" betreibt, via Facebook zum Widerstand auf. Ein anderer Tierschützer regte an, mit einem "kleinen Aufgebot vor Ort" zu erscheinen, wenn alle Stricke reißen und die "Schweine nicht den Behörden (zu) überlassen".In der Tierschutzszene wird zudem dazu aufgerufen, die Behörden des Altmarkkreises Salzwedel mit Protestbriefen zu überziehen. Rüsselheim wird geraten, gegen den festgesetzten Termin für die Ersatzvornahme zu klagen. "Es muss eine regelrechte Protestwelle hageln", forderte Hummel. Seiner Meinung nach wolle das Amt nicht, dass die Tiere irgendwo anders unterkommen und versuche deshalb mit "üblen und in keiner Verordnung wiederzufindenden Auflagen" ein Vorankommen zu verhindern. "Veterinär- und Ordnungsamt sind Helfershelfer unseres Staates und seines verbrecherischen Umganges mit Tieren. Da zählt nur das Geld", ereiferte sich der Aktivist auf seiner Facebook-Seite.

Ins Visier der radikalen Tierschützer gerät zunehmend Kreisordnungsamtsleiter Hans Thiele, der mit seiner konsequenten Durchsetzung der geltenden Gesetze erst dafür sorgte, dass die Bedingungen für die Stapener Schweine verbessert und die grundlegendsten Anforderungen des Tierseuchenschutzes eingehalten wurden. In einer geschlossenen Facebook-Gruppe wurde ihm am Sonnabend unterstellt, von dem nur wenige Kilometer von Stapen entfernt liegenden Apenburger Schweinemastbetrieb "geschmiert" worden zu sein.

Der Uphusener Tierschutz-Aktivist Hummel drohte Thiele sogar indirekt, indem er auf seine Worte von der "natürlichen Zweckbestimmung" der Schweine Bezug nahm. "Wenn überhaupt irgendjemand einer \'natürlichen\' Zweckbestimmung unterliegt, und diese die Schlachtung ist, dann dürfte dieses Zitat deutlich gemacht haben, wer das ist!", tobte er auf seiner Facebook-Seite. Bleibt abzuwarten, wie der Angegriffene auf diese Attacken reagieren wird.