Vergessene Orte Herrenloses Herrenhaus

Von Marco Heide 16.01.2015, 11:19

Mehr als 350 Jahre Geschichte atmet das ehemalige Internat und Herrenhaus, das einst die Familie von der Schulenburg in Beetzendorf errichten ließ. Doch seit 1993 steht das Gebäude leer.

Beetzendorf l Als Sitz der schwarzen Linie des Adelsgeschlechts von der Schulenburg begann im 17. Jahrhundert die Geschichte des Apenburger Hofes und des dazugehörigen Herrenhauses in Beetzendorf. Im 19. Jahrhundert nutzten die vier Schulenburg`schen Landräte von Salzwedel den Prachtbau als Sommersitz. Den Rest des Jahres verbrachten sie in der Propstei in der Kreisstadt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Herrenhaus als Lazarett genutzt.

Nach dem Ende des Krieges enteigneten die Sowjets die von der Schulenburgs. Während der unmittelbaren Nachkriegszeit bezogen russische Streitkräfte Quartier in dem Gebäude. Auch Senioren waren dort kurzzeitig untergebracht. Ab 1961 nutzt die Grenztruppen den Komplex bis 1971.

Das letzte positive Kapitel des ehemaligen Herrenhauses beginnt 1973. Denn das Gebäude wurde zum Internat für die auswärtigen Schüler der Erweiterten Oberschule Karl Marx in Beetzendorf. Bis 1993 wohnten dort Jugendliche. Die Gemeinde wollte das Internat gerne erhalten. Doch in der Bundesrepublik waren solche Einrichtungen an Gymnasien nicht vorgesehen.

Herrenhaus 1999 für 45000 DM verkauft

"1999 wurde das Haus verkauft", weiß Irmgard Tepelmann von den Heimatfreunden Beetzendorf. Ein Hamburger Immobilienmakler habe das Gebäude mit rund 1150 Quadratmetern Wohn- und knapp 3700 Quadratmeter Außenfläche gekauft, erinnert sich Tepelmann. Dafür musste der Mann lediglich 45000 DM zahlen. Investiert hat er seit dem nichts. Das Gebäude ist dem Verfall preisgegeben.

Vieles erinnert in dem Haus heute noch an die Zeit, als es als Internet genutzt wurde. Auf dem Boden eines Raumes liegt eine Wandzeitung, die die Schüler zu gemeinsamen Klassenreisen 1992 gestaltet haben. In der Internatsküche stehen noch alle großen Geräte, als ob morgen wieder hungrige Schülermäuler gestopft werden müssten. In dem kleineren Treppenhaus, im älteren Fachwerkteil des Gebäudes liegen Malpinsel auf dem Boden, die wohl kein Gymnasiast mehr vermissen wird, da sie schon mehr als 20 Jahre dort liegen.

Der prächtige Sandsteinanbau macht auch heute noch Eindruck. Der große Saal, der auf den Platz des Apenburger Hofes zeigt und zu Internatszeiten die Aula beherbergte, lässt erahnen, welch große Feste dort einst gefeiert wurden, auch wenn wegen eines großen Deckeneinbruchs der Verfall des Herrenhauses an diesem Ort am deutlichsten wird.

Weitere Bilder unter volksstimme.de/herrenhausb15