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Leibniz-Institut für Gewässerökologie Arendseeforscher sind Algen auf der Spur

06.05.2015, 01:19

Trotz Regens arbeiten die Forscher vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie Berlin auf ihrer Plattform mitten im Arendsee. Sie bereiten neue Untersuchungen vor. Für die Volksstimme sprach Helga Räßler mit Michael Hupfer über Algenwachstum, Sauerstoffgehalt und Phosphorbelastung.

Volksstimme: Was untersuchen Sie heute im Arendsee?
Michael Hupfer: Wir haben die ganze Untersuchungsplattform ein Stück versetzt. Dazu mussten wir die Enclosures - die langen Schläuche darunter - hochziehen. Inzwischen konnten wir sie wieder nach unten versenken. Sie hängen in 30 Metern Tiefe und reichen von dort aus bis auf den Seegrund. Vier andere Schläuche hängen frei im Wasser, und zwar in der Temperatursprungschicht. Dort testen wir zum Beispiel, wie der Algenabbau funktioniert und wie das den Sauerstoffhaushalt beeinflusst.

Was hat das genau mit der geplanten Sanierung zu tun?
Dadurch lernen wir, wie schnell sich der Sauerstoffhaushalt des Sees nach einer Restaurierung normalisieren würde. Aber wir betreiben hier Grundlagenforschung, die eigentlich nicht zur Begründung der Notwendigkeit der Sanierung nötig ist.

Seit wann ist die Plattform installiert?
Seit 2012. 2013 haben wir die Anlage erweitert. In den abgetrennten Enclosurebereichen können wir das Wasser unter verschiedensten Bedingungen testen.

Parallel sollten aber auch weitere Untersuchungen zur Phosphorbelastung durch das Grundwasser laufen. Wie lange noch?
Wir haben die Eintragsquellen festgestellt, die ihrer höchste Konzentration im Stadtgebiet haben. Aber das Ausfindigmachen der Quellen ist nicht unser Auftrag. Damit ist die Landesanstalt für Altlasten-Freistellung betraut. Wir hingegen suchen nach Möglichkeiten, wie die belasteten Grundwasserströme aufgefangen werden können.

Wie soll das funktionieren?
Mit einer Barriere könnte dieses Wasser abgegrenzt und separat behandelt werden. Damit könnte eine Variante des Sanierungsverfahrens im kleinsten Maßstab erprobt werden, ohne dass der ganze See einbezogen werden muss. Wie das genau gehen kann, ist noch unklar. Ein erster Schritt in diese Richtung ist unser Testfeld am Ufer.

Apropos Testfeld - es liegt seit Monaten zerschlissen vorm Seglerhafen. Ist der Versuch gescheitert?
Nein, ist er nicht. Stürme haben die Tauchwände abgerissen. Nach der Bergung durch den Seglerclub müssen sie repariert werden. Dann soll es an einer anderen Stelle neu installiert werden. Dafür müssen wir entsprechende Genehmigungen einholen.

Für das Sanierungsverfahren Phosphorfällung mittels Polyaluminiumchlorid liegt immer noch kein Antrag beim Altmarkkreis vor. Glauben Sie noch daran, dass es losgeht?
Ja, denn es besteht Handlungsbedarf, wenn man sich die Phosphorbelastung von 25 Tonnen anschaut. Laut Wasserrahmenrichtlinie erreicht der See nicht den erforderlichen guten ökologischen Zustand. Es werden die biologischen Parameter nicht mehr erfüllt wegen der Phosphorbelastung und der daraus folgenden Algenmassenentwicklung.

Wie ist die Situation derzeit im Arendsee?
Typisch fürs Frühjahr ist das warme Oberflächenwasser sehr nährstoffreich. Das zeigt sich auch an der Sichttiefe von nur 1,35 Metern. Im Winter waren es 6 Meter. Durch die weitere Erwärmung und Sonnenstrahlung ist mit Algenmassenentwicklungen zu rechnen. Sicher wird es nach Regen auch lange Zeiten klares Wasser geben. Die Entwicklung lässt sich gut an unserer Wetterstation ablesen, wo die Sonden unter anderem den Chlorophyllgehalt messen. Der zeigt, wie intensiv sich die Algen entwickeln. Für Interessenten gibt es die aktuellen Messwerte auf unserer Internetseite www.igb-berlin.de zum Nachlesen.