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Drei Winterkonzerte pro Jahr sind seit 1998 Tradition / Unkosten werden über Spenden erbeten Aschersleber Turmbläser spielen "mitteldeutsch"

Von Thomas Linßner 26.02.2013, 02:16

Beim zweiten Wespener Winterkonzert dieser Saison traten die Aschersleber Turmbläser in der Wespener Schrotholzkirche auf. Die heftigen Schneefälle hatten dafür gesorgt, dass das Kirchlein dieses Mal nur halb voll war.

Wespen l Das Winterkonzert begann mit einer schwungvollen Intrade von Wolfgang Broedel. Präsentierten die Musiker bei ihrem Auftritt vor zwei Jahren ein breit gefächertes Programm von der Barockmusik bis zum Jazz, wählten sie dieses Mal zeitgenössische Klänge. Thomas Wiesenberg, Kreiskantor und Kopf der Gruppe, wusste zu den einzelnen Titeln so manche interessante Begebenheit zu berichten. "Wir spielen heute ausschließlich Werke von Komponisten aus dem mitteldeutschen Raum", erklärte der Kreiskantor. So zum Beispiel ein Stück mit merkwürdigem Titel: "Das Hermsdorfer Kreuz" von Frank Plewka. "Autofahrer wissen natürlich gleich, was gemeint ist. Aber in diesem Fall geht es nicht um das bekannte Autobahnkreuz in Thüringen", erklärte Wiesenberg.

"Das Hermsdorfer Kreuz" wurde von dem Landesposaunenwart Frank Plewka aus Langenbogen geschrieben. Die exakte Schreibweise des launigen Stückes "Hermsdorfer #" soll Posaunenchören die oft ungeliebten Kreuztonarten nahebringen. Thomas Wiesenberg kehrte den Musiklehrer heraus, in dem er das "Kreuz" erklärte. "Das Kreuz bezeichnet in der Musik die Erhöhung eines Stammtons um einen Halbton."

Die Wespener Winterkonzerte haben sich in den Jahren ihres Bestehens zu einer festen Kulturgröße etabliert. Die Besucher zahlen keinen Eintritt, sondern geben am Ende eine Spende. Was mal die Unkosten deckt, manchmal auch nicht.

In der Vergangenheit gab es auch Auftritte, wo das Holzkirchlein aus allen Fugen krachte.

So herrschte 2009 beinahe Parkplatznotstand im kleinsten Dorf der damaligen Verwaltungsgemeinschaft, als die Musikanten von "Klezmer chidesch" auftraten. Die vier jiddischen Musikerseelen vereinten Nostalgie, Melancholie, Liebe und Heiterkeit in einem Lebensgefühl. Der Akkordeonspieler erzählte jiddische Witze, bei denen kein Auge trocken blieb. Beispielsweise den, der von einem Taxifahrer und einem vergesslichen Touristen handelte. Der hatte in Jerusalem die Klagemauer auf dem Besichtigungsprogramm, vergaß aber deren Namen. So sagte er zum Taxifahrer: Ich möchte dahin, wo die Leute klagen und beten. Der Chauffeur brachte ihn daraufhin zum Finanzamt. Wer in solchen Momenten außen an der Kirche vorbei geht, wundert sich, wie fidel es in einem Gotteshaus zugehen kann.

Ein Riesenerfolg war auch eine Aufführung von Tango-Musik. Rund 150 Personen drängten sich in die malerische Schrotholzkirche. Die Musiker Bettina und Wolfram Born saßen inmitten des Publikums, so voll war es. Es folgte ein hochklassiges Konzert mit Stücken des argentinischen Tango-Genres.

2005 brachte das Trio "La Sonnerie" Werke aus dem frühen 18. Jahrhundert zu Gehör. Hierbei gab ein Instrument die tiefen Töne an, das man nicht alle Tage während eines Konzertes sieht und hört. Es handelte sich um die siebensaitige Gambe, eine Form der Viola, die meisterlich gespielt wurde. Auch der exzentrische Cellist Wolfram Huschke, dessen Plakat ein brennendes Cello darstellte, wird unvergessen bleiben. Heute wird ihn sich die Gemeinde nicht mehr leisten können.

Das letzte Winterkonzert dieser Saison findet am 17. März statt. Dann treten erneut die Musikanten von "Klezmer chidesch" auf. Deswegen stehen zwei Konzerte auf dem Programm: um 15 und um 17 Uhr.