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Polizei stellt Statistik der Verkehrsunfälle für 2013 vor / Radler sollen künftig verstärkt kontrolliert werden Sechs Menschen sterben auf den Salzland-Straßen

Von Ulrich Meinhard 05.03.2014, 02:24

Mit insgesamt 5562 Unfällen im Straßenverkehr hat es 2013 im Salzlandkreises 19-mal öfter gekracht als 2012, volkswirtschaftlicher Schaden: 12,7 Millionen Euro; 565 Menschen verletzten sich, sechs starben. Dennoch ist anhand der Statistik abzulesen, dass das Unfallgeschehen seit 2011 auf einem ähnlichen Niveau bleibt.

Schönebeck/Staßfurt l Knapp zwei Stunden haben sich gestern leitende Beamte des Polizeireviers Salzlandkreis in Bernburg Zeit genommen, um Journalisten die Statistik der Verkehrsunfälle 2013 vorzustellen. Seinen Ausführungen voran stellt Polizeirat Eberhard Rösler den Satz: "Wir reden hier über nackte Zahlen, wissen aber sehr wohl, dass immer auch Schicksale dahinter stehen." Ein schlimmer Verkehrsunfall könne sogar den sozialen Abstieg einer ganzen Familie bedeuten, weiß der Polizist aus Erfahrung.

Die positive Nachricht: Die Zahl der Unfälle pendelt sich auf einem bestimmten Niveau ein, das unter dem vorangegangener Jahre liegt. Dennoch verzeichnete die Polizei im Jahr 2013 insgesamt 5562 Unfälle im Salzlandkreis, das sind 21 mehr als 2012 (2011 waren es 5687, im Jahr 2010 sogar 6376). Unterteilt nach den Bereichen zeigen die Erhebungen 1799 Unfälle im Bereich Bernburg, 1063 Unfälle im Bereich Aschersleben, 1570 Unfälle im Bereich Schönebeck und 1130 Unfälle im Bereich Staßfurt.

Bei 565 Unfällen im Straßenverkehr verletzten sich 590 Menschen, davon 168 schwer (als schwer verletzt gilt jemand, der nach dem Unfall mindestens 24 Stunden im Krankenhaus behandelt werden muss) und 516 leicht. Sechs Personen fanden im vergangenen Jahr den Tod aufgrund eines Unfalls. Im Einzelnen: Am 15. März kommt eine 16-jährige Beifahrerin auf der L 85 zwischen Hoym und Aschersleben zu Tode. Am 18. April fährt eine 47-jährige Autofahrerin auf der K 1265 zwischen A 14 und Schönebeck in ein Müllauto und verstirbt. Am 23. Mai gerät ein 51-Jähriger auf der B 180 bei Winningen in den Gegenverkehr. Am 12. Juni geschieht einer 27-jährigen Frau ebenfalls auf der B 180 bei Aschersleben ein ähnliches Unglück. Am 25. Juli stürzt ein 39-jähriger Radfahrer auf dem Holzmarkt in Staßfurt so unglücklich auf das Pflaster, dass er er an seinen Verletzungen verstirbt. Der letzte tödliche Unfall im vergangenen Jahr ereignet sich am 22. September auf der L 85 bei Könnern, als ein 30-jähriger Kradfahrer von der Fahrbahn abkommt und verunfallt.

Von den verletzten Personen sind 58 Kinder und 39 Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren.

Als Hauptunfallursache weist die Statistik "Wenden und Rückwärtsfahren" aus (1059), gefolgt von Wildunfällen (966) und zu geringem Abstand (556). Erst dann folgen Vorfahrtsfehler (469), unangemessene Geschwindigkeit (328) und Alkoholeinwirkung (116).

Apropos: Ab 1,1 Promille wird ein Mensch als absolut fahruntüchtig beurteilt. Eine Ordnungswidrigkeit besteht bereits bei 0,5 Promille. Sollte ein Verkehrsteilnehmer mit 0,3 Promille an einem Unfall beteilgt sein, muss auch er mit Sanktionen rechnen.

"Hier fährt kaum noch ein Radfahrer ohne Licht."

Eckehard Peters, Revierleiter

Nebenbei: Nur eine Stunde vor der Statistik-Vorstellung hatten Bernburger Polizisten zwei volltrunkene Radfahrer gestoppt, einer hatte 2 Promille, der andere 2,9 Promille.

Radfahrer sind im Jahr 2013 in 237 Verkehrsunfälle verwickelt. Oft gehen diese mit schweren Verletzungen für die Radler aus, weil sie weniger geschützt sind als Autofahrer und oft keinen Helm tragen. Verursacht wurden 125 Unfälle durch Radfahrer. Allen Zweiradfahrern sei an dieser Stelle ins Stammbuch geschrieben, dass sie mit verstärkten Kontrollen durch die Polizei im Salzlandkreis rechnen müssen. Das kündigten sowohl Eberhard Rösler als auch sein direkter Vorgesetzter, Salzlankreis-Revierleiter Eckehard Peters an. In Bernburg seien verstärkte Kontrollen bereits gang und gäbe, heißt es. "Hier fährt kaum noch jemand ohne Licht oder auf der falschen Straßenseite", schätzt Peters ein.

Im Vergleich hoch sind die Fahrrad-Unfälle in Schönebeck mit insgesamt 96 (52 davon verursacht). Offenbar wird in der Elbestadt der Drahtesel besonders häufig genutzt. Peters Tipp für alle Radfahrer: "Warnkleidung tragen, zumindest Reflektoren und Helm aufsetzen." Sein Eindruck: "Radfahrer verdrängen oft, dass sie Verkehrsteilnehmer sind mit allen Rechten aber auch Pflichten."

Abnehmend ist die Zahl der Unfallfluchten. Sie beläuft sich auf 917 (944 noch 2012, 1044 im Jahr 2011). Zumeist entfernen sich Kraftfahrer auf Parkplätzen unerlaubt vom Unfallort. Etwa 38 Prozent dieser Delikte werden durch die Polizei aufgeklärt. "Das ist an sich eine gute Quote. Man muss bedenken, dass manchmal ein Fahrzeughalter irgendwann einmal merkt, dass er eine Beule am Auto hat und er nur weiß, dass er sie wohl nicht verursacht hat. Wie soll man so etwas aufklären?"

Mit 279 Unfallfluchten führt der Bereich Bernburg die Statistik an, gefolgt von Schönebeck mit 259 Fällen, Staßfurt und Aschersleben je 203.

Ausführlich gehen die Beamten auf das Thema Wildunfälle ein. Mit 966 solcher Vorkommnisse liegt die Anzahl um 93 tiefer als 2012 mit 1059 Wildunfällen. Dabei verletzten sich drei Personen schwer. Die Polizei hat in den vergangenen Jahren den Kontakt und die Kooperation mit der jeweiligen Jägerschaft und der Unteren Jagdbehörde des Salzlandkreises gesucht. So konnte auf einem Streckenabschnitt zwischen Egeln und Schneidlingen eine Wildwarnanlage installiert werden. Der Erfolg ist auf der präsentierten Karte deutlich zu sehen, die sämtliche Wildunfälle im Salzlandkreis aufzeigt. Die sogenannte Euska-Karte zeigt eine gleichmäßig ertscheinende Verteillun auf alle Bereiche. Doch das Stück Straße zwischen Egeln und Schneidlingen ist frei von Einzeichnungen. Als besondere Schwerpunkte werden Straßenabschnitte bei Staßfurt-Neundorf und entlang der Ortsumgehung Schönebeck herausgestellt. Interessant die Bemerkung von Hauptmeister Michael Harke: "Rehe können bis zu einer Geschwindigkeit von 70 Kilometer in der Stunde abschätzen, ob sie die Überquerung der Straße schaffen." Deshalb mache die Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 Km/h in sensiblen Bereichen sehr viel Sinn. Andererseits könne die Geschwindigkeit nicht überall auf dem Lande so sehr herabgesetzt werden, da der Verkehrsfluss dann wohlmöglich nicht mehr gegeben ist.

Um die Zahl der Wildunfälle weiter zu senken, bringen Pächter von Jagdgrundstücken immer öfter Reflektoren entlang der Straßen an, die Kosten müssen sie allerdings aus der eigenen Tasche bezahlen. Diese Reflektoren werfen das Scheinwerferlicht im rechten Winkel auf das Wild, das geblendet wird und stehen bleibt. Im vergangenen Jahr gab es übrigens 706 Unfälle mit Rehen, 81 mit Schwarzwild.

Als Unfallschwerpunkte allgemein gelten im Landkreis der Bereich Magdeburger Straße/Ramdohrstraße in Aschersleben, die L 72/K1374 (Chausseehaus) in Staßfurt-Neundorf, die Kreuzung Annenstraße/Nienburger Straße in Bernburg, der Bereich Magdeburger Straße/Burgwall sowie Hummelberg/Magdeburger Straße in Schönebeck und die Kreuzung B 246a/ Bierer Chaussee zwischen Schönebeck und Biere.

Die Polizei hat 2013 in insgesamt 3932 Stunden die Geschwindigkeit auf den Straßen überprüft, 670 Stunden mehr als 2012. "Das ist eine gewaltige Arbeitsleistung", resümiert Eherhard Rösler, vor allem mit Blick auf die unvermeidliche Schreibarbeit.