1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Zweite "Schwurhand" bei Bauarbeiten an der Rosenburg-Ruine entdeckt

Leader-Förderung: Mittelalterliche Doppeltoranlage erhält eine Innentreppe und endlich ein neues Dach Zweite "Schwurhand" bei Bauarbeiten an der Rosenburg-Ruine entdeckt

Von Thomas Linßner 26.03.2014, 02:17

Die Doppeltoranlage der Rosenburg-Ruine trägt seit 69 Jahren wieder ein Dach. Es ruht auf einer separaten Holzkonstruktion im Inneren. Dank Dorferneuerungs- und Leader-Förderprogrammen wurden bisher 108000 Euro verbaut. Und es soll weitergehen.

GroßRosenburg l "Horst Adam hatte recht", zeigt Heimatvereinschefin Karin Keller anerkennend zum Nordportal des Burgturms. Dort ist eine reliefartige Steinhand zu sehen, die Daumen, Mittel- und Ringfinger nach oben spreizt, wie man es noch heute tut, wenn man einen Schwur ablegt. Eine sogenannte Schwurhand (andere Heimatgeschichtler meinen, es sei eine segnende Hand) ist seit Jahrzehnten vom Südportal bekannt. Dass sich ein spiegelbildliches Pendant auch im Norden befindet, sagte nur Horst Adam voraus. Der Rentner wohnt unweit der Burg und ist geschichtsinteressiert.

Zum Vorschein kam das Relief erst, nachdem das uralte Efeu im Zuge der Turmsanierung entfernt wurde. Die Pflanze war schon in den 1930er Jahren üppig nachweisbar. "So schön wie es aussah", sagt Karin Keller, "so schli mm war es für den Turm". Ihre verholzten Sprossachsen waren armdick geworden und setzten dem Mauerwerk zu. Wozu die Ruine allerbeste Voraussetzungen bot: Nach dem Brand im April 1945 entstanden Risse, die die Pflanze im Laufe der Jahrzehnte immer weiter auftrieb.

Turm und Burganlage werden deutlich aufgewertet

Schon jetzt kann man die Turmsanierung als gelungen bezeichnen, obwohl in diesen Tagen erst der erste von zwei Bauabschnitten abgehakt werden kann.

In Inneren des 14,60 Meter großen Burgturms wurde ein Gerüst aus Douglasienholz errichtet. Über Treppen besteigbar trägt es ein 13 Grad flaches Zeltdach, das mit Bitumenschindeln gedeckt ist.

"Das Dach ist sehr wichtig, um das darunter liegende Mauerwerk vor der Witterung zu schützen", unterstreicht Monika Kloß vom Bauamt der Stadtverwaltung Barby. Bisher drang Regen ein - wenn es fror, trieb der Frost die alten Mauern auseinander. Dem musste Einhalt geboten werden, damit der Turm erhalten bleibt. Seit einigen Jahren verhindern stählerne Zuganker das weitere Auseinanderdriften der historischen Mauern. Doch auch sie sind kein Allheilmittel, bewirken höchstens eine zeitliche Begrenzung des Verfalls.

Von der oberen Plattform hat man jetzt einen schönen Blick auf Klein Rosenburg und die Saaleauen. Und noch was anderes wird aus dieser Perspektive deutlich: Die Turmmauer auf der Südseite ist deutlich dicker als die der übrigen drei Himmelsrichtungen. Was seinen Grund hat: Der Süden bot potenziellen Angreifern die am besten zugängliche Stelle zur Burg. Dem begegneten die mittelalterlichen Baumeister mit dreifacher Ziegelsteinmasse.

Das neue Holzgerüst hat keine Verbindung mit dem Mauerwerk, sondern trägt nur das Dach. Eine durchaus übliche Konstruktionsweise. So ist es beispielsweise auch beim Barbyer Kirchturm, dessen inneres Fachwerkgestell ausschließlich Treppen und Glocken trägt. Der gemauerte Turm steht separat.

Der erste Bauabschnitt kostete insgesamt 108000 Euro; 40000 Euro bringt die Stadt davon als Eigenanteil auf. Der Rest stammt aus dem Leader- und Dorferneuerungsförderprogramm.

Im nächsten Bauabschnitt werden die Risse verfugt

Laut Monika Kloß werden für den zweiten Bauabschnitt 99419 Euro (62659 Euro Förderung) benötigt. Wofür allerdings der Zuwendungsbescheid noch fehlt. Steht die Finanzierung, müssen die Bauleistungen neu ausgeschrieben und die Denkmalspflege konsultiert werden. Kern der Arbeiten wird die Mauerwerkssanierung sein. "Da werden dann Materialien verwendet, wie sie damals üblich waren", unterstreicht die Bauamtsmitarbeiterin.

Die Burg ist die letzte vor der Mündung der Saale in die Elbe und war deshalb strategisch besonders bedeutsam. Ältestes erhaltenes Teil ist die Doppeltoranlage aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Wie Heimatvereinsvorsitzende Karin Keller versicherte, sei die Kombination Naturstein- und Ziegelmauerwerk in dieser Art einzigartig.

Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren 1,7 Millionen Euro in kommunale wie private Objekte investiert, wovon 78500 Euro Leader-Fördermittel waren.