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Menschen mit seelischer Behinderung leben mitten in Calbe / Sanierung des Altbaus ist im Sommer abgeschlossen Caritaswohnheim: Irgendwie anders und doch gleich

Von Andreas Pinkert 31.03.2014, 03:22

Großer Grund zur Freude: Die 24 Bewohner des Caritaswohnheimes bekommen nach Umbau und Sanierung ein neues Einzelzimmer mit eigenem Sanitärbereich. Im hinteren Teil des Geländes ist ein Flachbau fürs Trainingswohnen entstanden. Im Sommer zieht zudem die Kinder- und Jugendhilfe ein.

Calbe l Das altehrwürdige Gebäude neben der katholischen St. Norbert-Kirche in der Magdeburger Straße 88 blickt auf eine 120-jährige Geschichte zurück. Die Kirchgemeinde ließ 1894 das damalige Waisenhaus - auch Elisabethstift genannt - bauen und holte zur Leitung katholische Ordensschwestern, die sogenannten "grauen Schwestern", in die Saalestadt. So blieb es bis 1972. Danach wurde der markante Backsteinbau ein Kinderheim, den schließlich die Caritas übernahm. 1981 erfolgte ein DDR-typischer Anbau mit Balkonen.

Seit dem Jahr 2002 bietet das Wohnheim Menschen mit seelischer Behinderung ein Zuhause. Es ist gelungen, im Rahmen des Enthospitalisierungsprojektes von Sachsen-Anhalt ehemalige Patienten des Fachkrankenhauses Uchtspringe einen Wohnheimplatz anzubieten. Dieser sichert ihnen die notwendige individuelle Hilfe und Begleitung. Seitdem hat die Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius gGmbH (ctm) 24 Plätze im stationären Bereich geschaffen.

Sieben weitere Plätze im Trainingswohnen entstanden im vergangenen Jahr und wurden in einem Bungalow-Neubau hinter dem Backsteinbau ausgegliedert. "Dort ist jeder für die Gemeinschaft verantwortlich und geht sinnvollen Beschäftigungen nach", sagt Einrichtungsleiterin Constance Rotte. So gibt es unter anderem eine Koch- und Hauswirtschaftsgruppe. Handwerklich Begabte zeigen bei Instandhaltungsarbeiten ihr Geschick. "Durch Beschäftigungstherapie werden die Bewohner zu einer möglichst großen Selbstständigkeit in Dingen des alltäglichen Lebens und der Freizeitgestaltung befähigt", sagt die Biererin. "Wir wollen, dass die Bewohner es schaffen zu lernen, mit ihrer Art der Behinderung umzugehen, sich als Teil der Gesellschaft fühlen", erklärt Rotte weiter. Die Akzeptanz durch die Calbenser könnte in vielen Fällen allerdings etwas größer sein. Oft gebe es Berührungsängste, beispielsweise wenn die Bewohner im benachbarten Discounter einkaufen gehen. "Es ist offensichtlich, dass sie anders als der Durchschnitt sind, doch sie gehören einfach zur Gesellschaft dazu", sagt Rotte. Daher sei es gut, dass sich seit jeher der Wohnheim-Standort nicht "am Waldesrand" sondern mitten in der Stadt befinde.

Alle 24 Bewohner, die zuvor auch im Altbau verteilt lebten, haben seit Februar im sanierten Wohnheim ein neues Einzelzimmer mit eigenem Sanitärbereich bekommen. Stolz zeigt Bewohnerin Regine Reißmann ihr kleines und aufgeräumtes Reich. Plüschtiere sitzen auf dem Bett. Fotografien zeigen Eltern und ihren Verlobten, die sie zu früh verloren hat. Doch in der Wohn- und Lebensgemeinschaft findet sie Halt und Unterstützung. "Ich fühle mich hier wohl", sagt sie und geht wieder hinaus in den hellen Gemeinschaftsraum, der durch seine kräftigen Farben überzeugt.

Diesen Sommer zieht die Kinder- und Jugendhilfe der Caritas, die sich gegenwärtig noch in einem Wohnblock der Calbenser Wohnungsbaugesellschaft (CWG) in der Martin-Andersen-Nexö-Straße befindet, in frisch sanierte Zimmer des Altbaus. "Es wird zehn Plätze in der Tagesgruppe und sechs Plätze in der Wohngruppe geben", kündigt Rotte an. Die Kinder aus schwierigen Verhältnissen können sich besonders auf die schönen Gartenanlagen freuen, auf denen in Kürze noch ein Spielplatz errichtet wird. Zur Einweihung wird eingeladen.