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Millionenkosten Breitbandbedarf in Schönebeck mit Fragezeichen

Elbenau hat es schon, die Kernstadt Schönebeck noch nicht: Schnelles Internet gilt als wichtiger Standortfaktor, als Weichenstellung für die gesamte Entwicklung einer Stadt. Eine am Dienstag vorgestellte Machbarkeitsstudie legt dar, wie das Surfen mit Hochgeschwindigkeit in die gesamte Elbestadt geholt werden könnte.

Von Ulrich Meinhard 22.01.2015, 02:07

Schönebeck l Ein voller Saal wäre am Dienstagabend im Stadtwerkehaus zu erwarten gewesen. Das kommunale Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus hatte eingeladen zur Präsentation des Abschlussberichtes "Machbarkeitsstudie für die Errichtung eines flächendeckenden Hochleistungsdatennetzes in Schönebeck". Es geht also um das schnelle Internet, um die Verlegung von Glasfaserkabel. Doch das allgemeine Interesse war gering. Nur eine Handvoll Zuhörer hatte sich eingefunden, darunter mehrere Verwaltungsmitarbeiter und lediglich zwei Stadträte (Werner Grundmann und Gundhelm Franke).

Besteht kein Interesse an schnellem Internet? Die geringe Resonanz kann so gedeutet werden, korrespondiert sie doch mit dem ebenfalls geringen Rücklauf einer Umfrage unter Firmen und Privatpersonen, die die Schönebecker Firma SBSK GmbH im Vorfeld gestartet hatte. Ist das schnelle Internet, das heißt eine Leistung von 50 Megabit pro Sekunde (im Gegensatz zur bestehenden Grundversorgung von 2 Megabit) also kein Thema?

"Das, was jetzt passiert, wird es nicht wieder geben." - Dirk Bartens

Dirk Bartens, früher Geschäftsführer der SBSK und heute beratender Ingenieur, sieht das nicht so. Für ihn ist schnelles Internet ein wichtiger Standortfaktor und maßgeblich bestimmend für die weitere Entwicklung einer Stadt und einer Region für die nächsten 50 Jahre. "Das, was jetzt passiert, wird es nicht wieder geben", sagte er in Hinblick auf die derzeit bestehende Förderkulisse durch Europäische Union und Bund. Förderungen würden dann greifen und in Anspruch genommen werden können, wenn der Markt versagt. Das bedeutet, wenn Netzanbieter für die Versorgung mit schnellem Internet - in der Regel in dünn besiedelten Gebieten - keine Chance auf auskömmliche Rendite sehen.

Bartens verglich die Anbindung an schnelles Internet mit dem Bau der Eisenbahnlinien vor knapp 160 Jahren: Wer damals nicht "hier" gerufen hat, war abgehängt.

Er legte die Möglichkeiten zur Realisierung einer Glasfaserkabel-Verlegung dar, sprach von zwei Varianten (FTTB und FTTC), einfach ausgedrückt: die ideale und die nicht so ideale Alternative. Im besten Fall werden Glasfaserkabel in jedes Gebäude verlegt, im weniger idealen Fall gibt es Verteilerstationen. Die bessere Variante ist freilich auch die teurere, immerhin knapp zehn Millionen Euro wären für Schönebeck nötig. Dabei sind die Kosten für das "Glas" gering, zu Buche schlagen die Kosten für die Tiefbauarbeiten mit 90 Prozent. Wo demnach Kosten für Schachtarbeiten gering gehalten werden können (Arbeitseinsatz), sinken auch die Gesamtkosten deutlich. Überhaupt sei es wichtig, Synergien zu finden. Die könnten in Schönebeck schon dadurch bestehen, dass die großen Wohnungsvermieter mit Kabel Deutschland einen modernen TV- und Internetversorger im Boot haben. Die öffentliche Förderung für Glasfaser kann bis zu 80 Prozent betragen.

Demnach müsste Schönebeck als Stadt einen Eigenanteil von etwa zwei Millionen Euro aufbringen. Die Aufgabe der Umsetzung übernehmen könnten ein zu gründender Zweckverband oder aber die Stadtwerke GmbH. Deren Chef Friedrich Husemann zeigte sich interessiert, gab aber zu bedenken, dass sich das Projekt rechnen muss.

"Voraussetzung ist ein klares Bekenntnis, auch durch den Stadtrat." - Holger Haupt

Dass genau das funktionieren kann, daran hat Holger Haupt keinen Zweifel. Der Mitarbeiter des Landesministeriums für Umwelt und Landwirtschaft verwies auf zwei Fördertöpfe, die das Land aufgemacht hat. Insgesamt würden landesweit 110 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Ein Netz könne von den Stadtwerken aufgebaut und dann verpachtet werden an einen Netzbetreiber. Die Pachtsumme dient zur Refinanzierung. Sollte das Geld nicht ausreichen, übernehme das Land die Deckungssumme, sagte Haupt. Allerdings müssten zuerst Kundenverträge eingeholt werden. Kein Netz ohne erfolgreiche Akquise.

Genau hier könnte der Hase im Pfeffer liegen. Zwar wünschen sich viele Firmenchefs und Bürger schnelles Internet. Wenn sie dann aber erfahren, dass die Kosten dafür - gegenüber der Grundversorgung - steigen, machen sie einen Rückzieher. Auch das ist ein Ergebnis der SBSK-Umfrage.

Die Tipps des Ministeriumsmitarbeiters: "Voraussetzung für schnelles Internet ist ein klares Bekenntnis dazu, auch durch den Stadtrat."

Und: Der Altkreis Schönebeck wäre für einen Netzbetreiber interessanter als die Stadt allein, das würden auch andere Regionen beweisen. Beispiel: Die Landkreise Salzwedel und Stendal haben den Zweckverband Breitband Altmark gegründet.