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Nach der Einheitsgemeindegründung Glindes Germanisten protestieren auf charmante Weise

Von Thomas Linßner 27.04.2011, 18:37

Glinde. Einheitsgemeindegründungen oder anderweitige politische Zusammenlegungen mehrerer Orte geschehen nie unproblematisch. Entweder klauen Souvenirjäger die Ortseingangsschilder kurz vor der Veränderung oder frustrierte Gegner beschmieren die neu aufgestellten danach.

In Glinde ist das auch so. Und doch wieder nicht.

Denn: In Glinde funktioniert alles ein bisschen subtiler.

Das einzige Ortseingangsschild des Elbedorfes macht deutlich, was die deutsche Sprache vermag. Kurz nach dem Einheitsgemeinde-Vollzug wurden 2010 neue Ortstafeln aufgestellt. Zu diesem Zeitpunkt stand behördlich korrekt darauf:

Glinde

Stadt Barby

Salzlandkreis

Ein Patriot korrigierte die Sache etwas. Wir lesen jetzt:

Glinde

Statt Barby

Salzlandkreis

Durch Überkleben eines "d" mit einem "t" erhält die gelb-schwarze Tafel eine vollkommen neue Aussage: Glinde, statt Barby!

Jawoll! Soll sich das verantwortliche Innenministerium doch gelb und schwarz ärgern.

In Glinde ticken die Uhren schon immer etwas anders. Bei Wahlen ist die Beteiligung am größten, bei Konzerten die Kirche am vollsten, zur Lichtmess herrscht eine strenge Trennung von Männern und Frauen. Was Vertreterinnen der Frauenbewegung in Harnisch bringen würde, lässt alle weiblichen Glinderinnen gelassen bleiben.

Und noch was: Wer ein echter Glinder ist, beantragt bei der Verkehrsbehörde ein Sonderzulassungskennzeichen, das mit SLK GL ... beginnt.

Doch zurück zum Corpus delicti. Am Ortseingangsschild wurde weder gekratzt noch gesprayt, sondern geklebt.

Übergeklebt.

Der so vermiedenen Sachbeschädigung wegen.

Was am Inhalt der Sache nichts ändert.

Glinde statt Barby!

Macht weiter so, ihr pfiffigen Glinder Kuckucks.

Warum Kuckucks?

Das wäre wieder eine andere Geschichte.