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Erinnerungen an einen erfindungsreichen und wendigen Gastwirt aus Welsleben Der "Gummimann" vom "Lindenhof"

Von Andreas Pinkert 02.11.2011, 05:26

Viele ältere Welslebener erinnern sich gern an Wilhelm Schröder zurück, der vor 20 Jahren verstarb. Der wendige Wirt machte bis Mitte der 1960er Jahre mit vielen Attraktionen das Gasthaus "Lindenhof" zu einem wahren Anziehungspunkt.

Welsleben l Heute erinnert kaum noch etwas an die goldene Zeit des "Lindenhofs". Das große Gebäude steht verlassen da. Ende des 18. Jahrhunderts errichtete diesen Gasthof ein gewisser Herr Tuch auf einem kleinen Bauerngrundstück an der Chaussee Nummer 3 (der heutigen Lindenstraße). Um 1890 übernahm ihn Ehepaar Schröder, das aus Groß Rosenburg stammte. Um 1900 bauten sie den großen Saal des Gasthofes. Ein Ort, mit dem Generationen von Welslebenern schöne Erinnerungen verbinden. "Es wurde zu vielen Tanzveranstaltungen mit der Hauskapelle, dem Dobbert-Trio, eingeladen", sagt Ortschronist Harald Küster. Dazu zählten Ernst und Horst Dobbert sowie Heinz Melcher. Der spätere Gastwirt des "Lindenhofs" war der 1900 geborene Wilhelm Schröder, der als eine schillernde Persönlichkeit galt, die wendig viele neue Dinge einführte. Stillstand war für ihn ein Fremdwort. "Weil er scheinbar gleichzeitig überall war, im kleinen und großen Saal, sagte man zu ihm auch Gummimann", weiß Harald Küster, der Wilhelm Schröder gut kannte. Im "Lindenhof" gab es nicht nur einen Eisverkauf sondern es konnte auch Tischtennis gespielt und gekegelt werden. Theatervorstellungen wurden organisiert und Wilhelm Schröder fuhr mit dem Fahrrad bis nach Schönebeck oder Magdeburg, um Filme für das Kino im Gasthof abzuholen und wieder zurückzubringen. Im Sommer konnte gemütlich im Biergarten verweilt werden. Das Programm wurde ergänzt durch Geflügel- und Kaninchenausstellungen oder Jugendweiheveranstaltungen. Nach Kriegsende 1945 wurde der Schulraum im Dorf knapp und so wurde der kleine Saal in ein Klassenzimmer umfunktioniert. An eine besondere Veranstaltung, heute würde man es als "Event" bezeichnen, erinnert sich Harald Küster gern zurück: "Zu Silvester wurde an die Galerie im Saal kurzerhand eine große Rutsche montiert und man konnte ins neue Jahr rutschen." Wilhelm Schröder galt zudem als treibende Kraft bei der Etablierung Welslebens als Wintersportort. Damals hatte das Dorf noch eine eigene Skisprungschanze.

1965 gingen die Schröders in den Ruhestand. Danach folgten als Betreiber Ilse und Willi Gottschalk oder Heinz Fleischer. Wilhelm Schröder starb im November vor 20 Jahren im Alter von 91 Jahren. Er hinterlässt bis heute im Dorf bleibende Erinnerungen an unzählige vergnügte Stunden und Begebenheiten.