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Treibeis hat Schiffskörper in eine kuriose Lage gedrückt / Fährmann spricht von "Sabotage" Ortsbürgermeister: Breitenhagens Fähre liegt wie ein gestrandeter Buckelwal auf dem Eisklumpen

17.02.2012, 04:27

Die Pleiten, Pech und Pannen um die Fähren Barby und Breitenhagen reißen nicht ab. Obwohl Hochwasser und Eisgang auf der Elbe kein Thema mehr sind, wird es wohl noch dauern, bis sie ihren Betrieb wieder aufnehmen.

Von Thomas Linßner

Breitenhagen l Ein bisschen ist die Fährstelle zur Winter-Attraktion geworden, zur traurigen. Die Schaulustigen sind sich einig: So spektakulär, wie die Fähre jetzt da steht, tat sie es noch nie. Hochwasser und Treibeis haben den Schiffskörper angehoben und zur Hälfte aufs Land gedrückt. Nachdem die Elbe wieder in ihr Bett zurückfand, hindert ein gewaltiger Eisklumpen die Fähre ihr zu folgen. "Das sieht aus, als wäre ein Buckelwal an der französischen Atlantikküste gestrandet", bemüht Ortsbürgermeister Kurt "Bodo" Kotzur einen bildhaften Vergleich. Der Mann, der seit 30 Jahren Ortschef von Breitenhagen ist, hat so ein kurioses Bild wie jetzt noch nicht gesehen. Da seien so einige Dinge schief gelaufen. "Als sich die sibirische Kälte ankündigte, hätte man die Fähre in die Buhne schleppen, Bober und Buchtnachen aufs Land ziehen müssen", grollt Kotzur. Und vor allen: Tägliche Kontrollen seien in solchem Falle das A und O. Das Eis müsse um den Schiffskörper frei gehackt, die Seile beim Fallen der Elbe nachgelassen werden. "Bei mir hätte es so was nicht gegeben, das steht fest. Da hätte ich Druck gemacht!", sagt der Ortschef resolut.

Diesen weiteren Akt des Breitenhagener Trauerspiels quittieren viele Bürger mit einem Kopfschütteln. "Erst das Theater mit der Winde, dann riss die Leuchtboje ab", sagt ein Breitenhagener. Damit meint er den Buchtnachen, der bei Frostbeginn abhanden kam. Das v-förmige 12-Millimeter-Halteseil war gerissen. Glück im Unglück: Nur wenige hundert Meter unterhalb der Fährstelle konnte er geborgen werden. Auch die Barbyer Leuchtboje war eine Woche lang nicht auffindbar (die Volksstimme berichtete). Wie Verwaltungsmitarbeiterin Sabine Kaiser sagt, suchte man tagelang die Elbufer ab. "Gestern kam aus Tangermünde die erlösende Nachricht. Unser Buchtnachen wurde dort gefunden", so Sabine Kaiser. Das Treibeis hatte ihn mit sich fort gerissen.

Aber was geschah mit der Breitenhagener Fähre, die quasi auf einem Eisklumpen liegt? Sie ist seit Herbst vergangenen Jahres verpachtet. Hat der Betreiber Karl-Heinz Orlowski nicht aufgepasst?

Der Mann aus Könnern versichert, "täglich an der Fähre gewesen zu sein, als die kritische Phase begann". "Mir haben Unbekannte etwa vor zwei Wochen das hintere Windenseil sabotagemäßig runter gelassen", berichtet Orlowski. Das hätte verhindert, dass der Schiffskörper mit fallenden Pegelstand der Elbe folgt. Der schnell auftretende Eisstand habe dann weitere Maßnahmen unwirksam gemacht. Ordnungsamtsleiter Dietmar Böhm bestätigt: "Wir haben bei der Wasserschutzpolizei Anzeige gegen Unbekannt gestellt."

Heute soll ein Eisbrecher des Wasser- und Schifffartsamtes den Fährbereich, soweit es geht, aufbrechen. Laut Dietmar Böhm organisiere die Stadt auch Technik bei einem Landwirtschaftsbetrieb, um die Eiskruste an der Auffahrt zu entfernen. Per Hand müsse aber auch noch gehackt werden.