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Vorstand kritisiert Norbert Viertels öffentliche Äußerungen über Staßfurter Arbeitgeber Förderverein verteidigt Theaterleiter-Kündigung

Von Falk Rockmann 14.12.2013, 02:12

Staßfurt l Der Förderverein Salzlandtheater Staßfurt hat die Kündigung von Thaterleiter Norbert Viertel verteidigt. Viertel habe sich "despektierlich" gegenüber seinem Arbeitgeber geäußert.

"Der Auslöser der Diskussion war der Auftritt von Norbert Viertel im Anschluss an die ,Serenade bei Kerzenschein\'", erinnert der Vorstand des Vereins in einer Presseerklärung. "Sich in dieser Art über seinen Arbeitgeber in der Öffentlichkeit zu äußern, ist eines Arbeitnehmers unwürdig. Dieses Verhalten sah der Vorstand als despektierlich an. Angesichts der Neuwahlen wurde die Beurlaubung mit sofortiger Entbindung von allen Aufgaben beschlossen." Ein Gespräch am 2. Dezember mit der Vorsitzenden und ihrer Stellvertreterin sei "durch Herrn Viertel unmöglich gemacht" worden. Dem neuen Vorstand sollten nun alle Möglichkeiten offen stehen - auch die einer Wiedereinsetzung des Leiters.

Norbert Viertel habe die Frage aufgeworfen, ob 50 von 137 Mitgliedern berechtigt seien, einen Vorstand zu wählen. "Die Satzung des Theaterfördervereins sieht kein Quorum vor - die Versammlung war damit beschlussfähig", stellte der Verein klar. Erst nach der Diskussion - auch über Norbert Viertel - wurde der Vorstand entlastet und die Wahl durchgeführt. Die Mitglieder sprachen allen Kandidaten eindeutig das Vertrauen aus. Im Anschluss habe der neue Vorstand die fristlose Kündigung beschlossen. "Dieser Beschluss wurde auf Grund der Erklärung Viertels gefasst, nicht weiter mit dem alten Vorstand arbeiten zu wollen."

Es seien weitere Fragen zu klären: "Unklarheit hinsichtlich der Kompetenzen innerhalb des Theaters gibt es nicht. Die Aufgabenbereiche sind in einem Geschäftsverteilungsplan klar festgelegt. Der Vorstand hat mit dem Theaterleiter einen Funktionsplan entwickelt. Dieser sieht drei Schwerpunkte vor: 1. Leitung des Hauses (Personaleinsatz, Organisation Veranstaltungen), 2. Kunst und Kultur (Erarbeitung Spielplan, Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen) und 3. Marketing (Werbung, Sponsorengewinnung, Kartenvertrieb)."

"Aktuelles Jahr wirtschaftlich kein Erfolg"

Die Aufgaben des Vorstandes im Geschäftsverteilungsplan würden nach der Neuwahl intern diskutiert, kündigt der Vorstand an. Beide Pläne und die Kompetenzen der Theaterpädagogin würden aus der konzeptionellen Ausrichtung des Hauses resultieren. "Die Theaterpädagogin ist für den pädagogischen Bereich zuständig, kann in Zusammenarbeit mit dem Theaterleiter aber auch auf das Personal des Hauses für ihre Arbeit zugreifen", stellt der Vorstand klar, "Der Theaterleiter ist für den Spielbetrieb und die ,Bildende Kunst\' verantwortlich, ebenso für die Kommunikation und Kooperation mit Vereinen, Firmen und Institutionen der Region. Norbert Viertel lehnte die Betreuung bestimmter Veranstaltungen generell ab", macht der Vorstand deutlich. Als Beispiele nennt er ein Musicalprojekt des Vereins elf e.V. aus Aschersleben, die Kunstbörse, die Silvester-Gala oder die Jubiläumsveranstaltung.

"Gerade in der Zusammenarbeit mit Vereinen, Firmen und Institutionen kam es immer wieder zu Problemen", schreibt der Vorstand, "obwohl das für den Verein höchste Priorität genießt. Diese Vereine, Schulen oder gemeinnützigen GmbHs erfüllen das Haus jede Woche mit Leben. Eine Zusammenarbeit mit ihnen sahen wir bei Norbert Viertel nur noch sehr bedingt", so der Vorstand.

Das aktuelle Jahr sei wirtschaftlich kein Erfolg für das Theater. "Gewinnbringend waren nur einzelne Veranstaltungen. Betrachtet man die Betriebskosten der Veranstaltungen nicht, so kann man das Ergebnis aus dem Spielbetrieb als ,rote Null\' bezeichnen. Bezieht man die Betriebskosten für die Veranstaltungen mit ein, ist es defizitär. Der Theaterförderverein gleicht seit Jahren Defizite im Spielbetrieb mit Mitteln aus Vereinsvermögen, Spenden und Beiträgen aus."

Vorstandsmitglied Stephan Czuratis nannte folgende Zahlen auf Nachfrage: "Der Erlös aus dem Kartenverkauf wird 2013 etwas mehr als 100 000 Euro betragen. Durch Vermietung konnten etwa 23 000 Euro erwirtschaftet werden. Von Veranstaltern, aber auch Vereinen, die Räumlichkeiten des Theaters dauerhaft nutzen. Dem gegenüber stehen Veranstaltungskosten (Gagen) von rund 118 000 Euro. Desweiteren sind Aufwendungen für Reise-, Übernachtungs- und Bewirtungskosten der Künstler, sowie Gebühren für Musik- und Aufführungsrechte zu berücksichtigen: rund 25 000 Euro."

Hinzu kämen die Betriebskosten mit jährlich rund 18 000 Euro für das gesamte Haus. Dort sei schon eine Einsparung von knapp 50 Prozent in den letzten Jahren erreicht (Vergleich 2009: 35 000 Euro). Zu den Personalkosten erklärt Czuratis: "Der Vertrag zwischen Salzlandkreis, Stadt Staßfurt und Theaterförderverein sieht eine jährliche Unterstützung durch die Stadt in Höhe von 38 000 Euro und eine Förderung des Spielplans von 23 000 Euro durch den Salzlandkreis vor."

"Der Spielplan für das kommende Jahr steht"

Zur Zukunft des Theaters teilt der Förderverein mit: "Der Spielplan für das kommende Jahr steht in weiten Teilen. Trotz dem das Theater dem Förderverein übertragen wurde, muss es in seiner Gesamtheit doch wie ein gemeinnütziges Unternehmen geführt werden. Insgesamt wurden 400 000 Euro investiert, um Sicherheits- und Brandschutzstandards sowie energetischen Ansprüchen zu genügen. Der Betrieb allein aus erwirtschafteten Mitteln des Spielbetriebs ist realitätsfern. Die Aufgaben des Theaterleiters werden kommissarisch vom Vorstand übernommen. Ein Theaterleiter wird zeitnah wieder eingestellt, da er für die Spielstätte unabdingbar ist. Grundsätzlich hängt das Schicksal des Theaters nicht an der Person, die diese Funktion ausübt. Ohne den Theaterförderverein und seine ehrenamtlichen Mitglieder hätte der Spielbetrieb längst eingestellt werden müssen."

Norbert Viertel, der sich zwei Tage erholt, will sich später zu den Vorwürfen äußern, sagte er am Freitag der Volksstimme.