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Forum zum Strandsolbad Staßfurt Pumpen? Vermarktung? Verpachtung? Man spricht verstärkt vom Kleinod

Von Falk Rockmann 15.04.2011, 06:36

Pumpen oder nicht? Wie weiter mit Vermarktung und Verpachtung? Das Forum von der Staßfurter Volksstimme, der Interessengemeinschaft Alt-Staßfurt und dem Verein Tag der Regionen zum Thema Strandsolbad am Mittwochabend in der Gaststätte "Nimm mich" warf interessante Fragen auf und brachte vorsichtig formulierte Erkenntnisse – nicht nur dazu, wie die Stadt mit dem außerordentlich hohen Wasserpegel umgehen will.

Staßfurt. "Was machen wir, dass die Freizeiteinrichtung schnell wieder genutzt werden kann?", fragte Redakteur René Kiel, der das Forum moderierte, Oberbürgermeister René Zok. "Wir hatten ein Stendaler Institut schon zu der Ausnahmeerscheinung Vernässung rund um Glöthe beschäftigt", erklärte der OB. Nun wäre auch ein Gutachten für das Strandsolbad gefragt, um zu erfahren, was die Experten für den richtigen Weg halten. "Vor Jahren haben wir noch über zu wenig Wasser diskutiert. Jetzt steht es 1,50 Meter über dem normalen Pegel. "

Zok erinnerte daran, dass per Umwälzpumpe schon einmal Bewegung in das Wasser gebracht wurde. Die Folge: ein brauner Teppich. "Es dauerte Monate, bis der sich wieder abgesetzt hatte." Demnach müsse man sehen, ob man einen Pumpversuch an der richtigen Stelle starten könne. Eine Einleitgenehmigung in die normale Kanalisation bekomme die Stadt vom Wasser- und Abwasserzweckverband jedenfalls nicht.

"Wenn die chemische Zusammensetzung bekannt ist, können wir eventuell im Bereich Erich-Weinert-Siedlung über die Liethe in die Bode pumpen." Zok gab aber zu bedenken, dass aus 700 Metern Luftlinie gut zwei Kilometer Schlauchlänge werden können, weil Straßen genutzt werden müssten. Ob eine empfohlene Abpumpmenge von 5000 Kubikmetern reichen würde und ob der erreichte Pegel dann auch bleibe, das seien alles offene Fragen. Siehe Güsten, wo immer weiter gepumpt werden muss. "Experten vermuten, dass ohnehin im Juni/Juli der normale Grundwasserstand wieder erreicht wird." Von einem Dauerpumpen wie am Löderburger See sei abgeraten worden, weil man am Strandsolbad nicht wisse, welcher Eintrag ins Gewässer dabei geschehe.

Technisch sei mit Unterstützung der Feuerwehr alles machbar, bis zu einem Salzgehalt von drei Prozent, informierte Stadtwehrleiter Olaf Simon. Allerdings verwies er auf das vorhandene Schlauchmaterial, das ja für eventuelle andere Einsätze auf den Fahrzeugen zu verbleiben hat.

Woher das Wasser im Strandsolbad komme, dazu konnte Diplom-Geologe Karl Wächter auch nur Vermutungen anstellen. "Dass es aus der Nachbarschaft kommt, kann nicht vordergründig sein, da das Strand- solbad auf einer Kuppe liegt. Möglicherweise fließt es unterirdisch aus Richtung benachbartem Sportplatz", so das Mitglied des Staßfurter Kultur- bunds. Für Wächter handelt es sich um einen wohl einmaligen Zustand, verursacht durch die vielen Niederschläge in den vergangenen Monaten.

Dass man nach den Informationen des Oberbürgermeisters nun zuversichtlich sein könne, was die "nach hinten geschobene Eröffnung" betrifft, sagte Dirk Faust vom Förderverein Strandsolbad i.G. Dass sich der Verein noch in Gründung befinde, liege unter anderem daran, dass der Stadt ein Konzept fehle. Danach würde das Finanzamt auch fragen bei so einer Vereinsgründung. "Eine langfristige Entwicklung ist aber wichtig für das Strandsolbad, das ein Alleinstellungsmerkmal für Staßfurt darstellt", unterstrich Faust. Man müsse es unbedingt bekannter machen.

"Das Strandsolbad ist ein immer beliebter werdendes Kleinod. Und die Naturgegebenheiten sollten nicht so hingenommen werden", ist auch der Stadtratsvorsitzende Dr. Walter Blauwitz der Meinung. "Was der Oberbürgermeister heute vermittelt hat, lässt sich auch den Bürgern vermitteln, die nun sehen, es wird was gemacht. Wenn wir vielleicht im Juni/Juli den normalen Wasserstand wieder erreicht haben, lässt das hoffen." Er sei jedenfalls dankbar für die Initiative nach der Stadtratssitzung, auf der es nur hieß, man müsse die Naturgegebenheit hinnehmen.

Günter Engelhardt sprach vom großen Interesse, das der Bungalowverein am Strandsolbad habe. Und auch davon, welche Aktivitäten die Mitglieder zum Erhalt unternehmen würden, vom Heckenschnitt bis zur Pflege der Rosenbeete und des Rasens. "Schön, dass wir nun Bewegung gebracht haben in das Thema", so Engelhardt. Allerdings erinnerte er an das erste Wahlprogramm der CDU nach der Wende, wonach das Strandbad wieder so hergerichtet werden sollte wie zu Großvaters Zeiten. "Da gab es Strandkörbe, Sonnenschirme und so weiter. Wir müssen es attraktiver machen und in die Werbung gehen."

Investitionen forderte auch Stadtrat Hartmut Wiest. So müsse aus der "grünen Wand" wieder eine "rote Wand" werden, um die Wasserqualität zu erhalten. Auch dürfe nicht einfach nur immer Sand nachgefüllt werden. "Wenn wir so weitermachen, ist das Strandsolbad in 40 Jahren kaputt." Er regte noch an, vielleicht schon in der benachbarten Kiesgrube zu pumpen, weil dort ein Grundwasserstrom zu finden sei.

Das mit der "grünen Wand" sei "Knete", meinte Ingolf Pläschke. Rund um den Löderburger See würden viel mehr Bäume stehen. Der Staßfurter hob den Einsatz des Bungalowvereins hervor. "Ohne ihn wäre das Strandbad schon so verkrautet wie die Fabrik bei Üllnitz." Pläschke forderte, die Gräben ringsum wie Im Moore oder in der Güstener Straße wieder in Ordnung zu bringen. Dann wäre man mit dem Wasserproblem ein Stück weiter. "Das Pumpen ist sicher eine Frage des Geldes. Da ist die Stadt gefragt." Auf jeden Fall sei das Strandbad "das einzige Freibad, was wir in Staßfurt noch haben".

Zum Thema Verpachtung führte der OB die "Erfolgsgeschichte" Löderburger See an. Da lohne auch ein Nachdenken für das Strandsolbad. Doch das habe der Stadtrat zu entscheiden. Sollten allerdings Zuschüsse über einen längeren Zeitraum als zwei Jahre fällig werden, könne die Stadt Betreiber bleiben. Am Rande der Veranstaltung war von ihm zu erfahren, dass sich momentan "mindestens zwei Bewerber" um das Kleinod bemühen.

Eine "qualifizierte Vorlage für den Stadtrat", der am nächsten Abend tagte, verlangte unterdessen Ralf-Peter Schmidt vom OB, "damit wir wissen, wo es lang geht". Was gestern daraus wurde? Wir werden berichten.