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Schule bietet Aktionstage in Kitas / Erstmals macht Michel Olschewski in der Hecklinger Grundschule Station Andere aufmerksam machen, wenn eine Gefahr droht: Karatelehrer hilft Schülern sich zu behaupten

Von Nora Stuhr 21.09.2009, 07:02

Hecklingen. Mit gezielten Aktionstagen will die Sportund Karateschule von Michel Olschewski aus Staßfurt Kindern helfen, im Alltag sicherer zu leben. Dabei geht es weniger um Selbstverteidigung als um Selbstbehauptung : in Zusammenarbeit mit Kindereinrichtungen der Region hat der Verein sich auf die Fahne geschrieben, den Kleinen zu helfen, sich selbst zu helfen.

In insgesamt vier Kitas wurde das Training inhaltlich und praktisch schon absolviert, kürzlich machte Michel Olschewski erstmals in einer Grundschule auf mögliche Gefahren aufmerksam. In Hecklingen wurden mit über 100 Schülern aller Klassenstufen verschiedene Szenarien im Sportunterricht in der Turnhalle theoretisch und praktisch durchgespielt.

" Stopp ! Los lassen !", laut und deutlich schreit das Mädchen der vierten Klasse den Mann an, der sie mitzieht. Bewusst spricht sie einen ihrer Mitschüler an : " Hey, Du mit dem blauen T-Shirt, hilf mir ", fordert sie den Jungen auf, sich einzumischen. Er schreitet ein, ebenso wie weitere Mitschüler.

Dass Kinder, die bedroht werden, sich in solch einer Situation so wie das Mädchen richtig verhalten, wird mit nachgestellten Szenen dieser Art geübt.

Michel Olschewski erklärt den Kleinen, worauf es ankommt : " Die anderen um euch herum müssen merken, dass ihr in Gefahr seid. Ihr müsst euch immer bemerkbar machen, vermitteln, dass ihr die Person nicht kennt, lasst euch auf Gespräche mit Fremden erst gar nicht ein, gebt laut und deutlich zu verstehen : Nein, ich darf nicht. "

Der Karatetrainer machte den Kindern alles in allem verständlich, dass es wichtig ist, richtig zu reagieren : in Hecklingen wurde auch durchgespielt, wie man schnell mit dem Handy Hilfe ruft, Menschen auf der Straße aufmerksam macht oder der Situation einfach ausweicht, mit Fremden, also solchen Leuten, die man wirklich nicht kennt, erst gar nicht spricht.

Wettkämpferin aus dem Verein hatte die Idee

Dass es wichtig ist, das richtige Verhalten in dieser Form gedanklich aber auch am praktischen Beispiel zu trainieren, steht für den Verein fest : " Wir wollen auf keinen Fall Angst machen, dennoch aber auch nicht die Augen verschließen und informieren, was passieren könnte und den Kleinen verdeutlichen wie Kinder sich dagegen zur Wehr setzen müssen ", erklärt Olschewski das Ansinnen der Aktion, die bereits intern im Verein mit den kleinen Mitgliedern – zur Karateschule gehören rund 140 Mitglieder im Alter von fünf bis 55 Jahren – geübt wurde. " Eine Wettkämpferin von unserem Verein gab den Anstoß, regte intern Selbstbehauptungsübungen an. Nachdem wir intern das Ganze erfolgreich durchgenommen hatten, haben wir beschlossen auch extern in die Kindereinrichtungen zu gehen ", berichtet der Vereinsvorsitzende von der Idee, auch anderen Kindern ein Stück Hilfe zur Selbsthilfe ehrenamtlich ganz ohne Vereinswerbung – niemand wird angehalten, Mitglied zu werden – anzubieten. Regelmäßiges Training nicht ausgeschlossen

Wie das Programm künftig weiter läuft, steht derzeit noch nicht genau fest. Zunächst soll geschaut werden, wie die Aktionstage ankommen. " Ich weiß noch nicht genau, wie es sich weiter entwickelt. Vielleicht springt die Stadt mit auf, vielleicht sind andere Einrichtungen ebenfalls interessiert ", dann könnte aus dem einmaligen Aktionstag vielleicht ein regelmäßiges Angebot werden, schließt der Karatelehrer weitere Trainingseinheiten nicht aus.

Dass der Verein mit seinem Selbstbehauptungs-Unterricht erstmals in einer Grundschule der Stadt Hecklingen Station gemacht hat, hängt auch damit zusammen, dass zwei Kinder der vierten Klasse, die hier lernen, selbst Karateschüler von Michel Olschewski sind. Als sich der Trainer an die Schulleitung wandte, sei sofort klar gewesen, dass das Angebot angenommen wird, so Schulleiterin Gudrun Topf. Für sie steht fest, was Aktionstage dieser Art allgemein leisten : " Die Sache soll für Kinder und Eltern eine Signalwirkung haben. " Zudem werde das Thema " Vorsicht vor Fremden " auch im Sachkundeunterricht in der Schule behandelt. " So können wir Theorie und Praxis optimal miteinander kombinieren. Den Kindern hat es gefallen. Herr Olschewski ist ein prima Lernpartner. "