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Tafelgärten verbessern Versorgung der Armen Staßfurter Tafel seit zehn Jahren für die Bedürftigen unverzichtbar

Von René Kiel 28.08.2009, 07:01

Die im vergangenen Jahr vom Regionalverband der Kleingärtner mit dem Initiativkreis beziehungsweise der GSI Hohenenerxleben angelegten 32 Tafelgärten tragen in erheblichem Maße zur Versorgung der Sozialschwachen der Städte Staßfurt und Hecklingen bei. Davon konnte sich der Landtagsabgeordnete Johann Hauser ( FDP ) bei seinem Besuch bei den Tafeln überzeugen.

Staßfurt. Im " Kaiserhof " in Staßfurt erfuhr Hauser, der vom Präsidenten des Regionalverbandes der Kleingärtner, Gerhard Kahle, und vom Vorsitzenden des Stadtausschusses für das Kleingartenwesen, Eberhard Kanitz, begleitet wurde, dass die Tafel in diesem Jahr auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken kann.

Mit dem Obst und Gemüse aus den Tafelgärten kann das Angebot für die Sozialschwachen weiter verbessert werden. Ein Teil davon wird den Bedürftigen zum direkten Verzehr beziehungsweise zur Verarbeitung zur Verfügung gestellt. " Das andere verarbeiten wir mit in der Küche, wo wir täglich ein warmes Mittagessen für rund 30 Personen zubereiten ", sagte die Tafelchefin Irene Häntsch.

Dabei können sie und ihre Mitarbeiterinnen aber auch auf Lebensmittelspenden des Berufsförderungswerkes Staßfurt zurückgreifen. Darüber hinaus unterstützen mehrere Bäckereien und Supermärkte die Tafel mit Essbarem.

Dadurch können pro Woche rund 300 bis 350 Arme mit Lebensmittelbeuteln versorgt werden. Auf die Nachfrage angesprochen sagte Häntsch : " Als im Jahr 2005 die Hartz-IV-Gesetze eingeführt wurden, war die Tendenz steigend. In den letzten ein bis zwei Jahren ist sie aber wieder leicht rückläufi g. "

Die gleiche Tendenz ist auch bei den Warenströmen zu beobachten. Die zwölf Mitarbeiter, davon sieben ehrenamtliche, ärgern sich, dass es immer noch Unternehmen gibt, die die Lebensmittel, die sie nicht verkaufen können, lieber in den Müllcontainer werfen und damit die Ratten füttern, statt diese den Armen der Stadt zur Verfügung zu stellen.

Die Leistungen der Tafel dürfen Empfänger von Arbeitslosengeld II, von Grundsicherungs- oder Wohngeldleistungen oder solche Personen in Anspruch nehmen, die sich in sozialen Notlagen befi nden.

" Ich finde es eigentlich gar nicht so toll, dass es in unserer Gesellschaft überhaupt Tafeln geben muss ", sagte Häntsch. Sie ist sehr froh, dass die Staßfurter Suppenküche im Frühjahr nicht mit in den Strudel der Insolvenz des Initiativkreises gerissen wurde, der die Einrichtung damals aus der Taufe gehoben hatte. Jetzt gehört sie dem Verein Integration – Beschäftigung und Soziales ( IBS ) aus Lutherstadt Eisleben.

Als Problem für ihre Arbeit erweist sich die Tatsache, dass die Tafeln für ihre Fahrzeuge Kfz-Steuern an den Staat abführen müssen, obwohl sie gar kein Geld haben, sagte Häntsch. Aber auch die GEZ-Gebühren seien hinderlich. Damit man letztere nicht bezahlen brauche, verzichte die Tafel darauf, ein Fernseh- oder Radiogerät aufzustellen, was zur Unterhaltung der Bedürftigen eigentlich nicht schlecht wäre.

Darüber hinaus wünscht sich Irene Häntsch einen neuen, energiesparenden Elektroherd für die Zubereitung der Mahlzeiten der Sozialschwachen und Winterreifen für das Fahrzeug, mit dem die Lebensmittel rangeholt werden.

Dafür, dass es eine reiche Ernte gab, sorgten nicht nur das gute Wetter, sondern in erster Linie die fl eißigen Ein-Euro-Kräfte der Gesellschaft für teritoriale Sanierung und Innovation ( GSI ) Hohenerxleben, die die leerstehenden Gärten urbar gemacht und dann bestellt hatten. Dabei leisteten auch Johann Hauser, die Landwirtschaftsbetriebe Klein, Bastian und Maindok sowie die Ökostation Neugattersleben Unterstützung, in dem sie Saatund Pfl anzgut bereitstellten.

Hauser hält die Tafelgärten für sehr wichtig. Allerdings dürfe die Arge das Personal nicht wie in diesem Jahr geschehen, erst im April bereitstellen, denn die Vegetation beginne bereits am 15. März. Ansonsten können die Bestellarbeiten nicht durchgeführt

werden. Über das, was er in Staßfurt und Hecklingen gesehen und gehört habe, werde er seine FDP-Fraktion unterrichten und einen Vorstoß im Landtag unternehmen, kündigte Hauser in Bezug auf die Besteuerung der Kraftfahrzeuge der Tafeln an.