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Die Kassenärztliche Vereinigung würde weitere 8,5 Ärzte zulassen / Akquise stellt sich schwierig dar Landkreis Stendal ist unterversorgt mit Hausärzten

Von Bernd-Volker Brahms 10.10.2013, 03:12

Stendal l Im Landkreis Stendal gibt es eine "numerische Unterversorgung" an Hausärzten, dies bestätigt Mathias Tronnier, geschäftsführender Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt in Magdeburg, gestern auf Anfrage der Volksstimme. Der Versorgungsgrad liege bei 94 Prozent. Durch das Wegfallen der Stelle am JZMV werde die Situation weiter verschärft, sagt Tronnier. In der Stadt Stendal gibt es 25 Hausärzte, was im Schnitt ein statistisches Verhältnis von einem Arzt auf 1600 Menschen bedeute, sagt der Fachmann aus der Landeshauptstadt.

Die neueste Bedarfsplanung der KV vom 3. September dieses Jahres besagt für den Landkreis Stendal, dass noch 8,5 neue Stellen genehmigt werden können. Bei Kinderärzten (die Volksstimme berichtete) gibt es nach Angaben der KV dagegen eine Überversorgung.

Landesweit würde ein Hausarzt im Schnitt 1133 Fälle pro Quartal behandeln, so Tronnier, in Stendal gebe es eine Menge Ärzte, die über diesem Schnitt liegen würden. "Einige liegen aber auch unter dem Schnitt und müssten daher noch Kapazitäten haben, um neue Patienten aufnehmen zu können", sagt Tronnier.

KV-Vertreter: Einige Stendaler Ärzte "haben noch Luft"

Der KV-Vertreter empfiehlt den rund 330 Patienten, denen die Hausärztin jetzt kurzfristig weggefallen ist, sich an die Ärzte zu wenden, "die noch Luft haben." Die KV unterstütze die Patienten bei der Suche. Allerdings könnten Namen nicht öffentlich genannt werden, um niemanden an den Pranger zu stellen. Man müsse auch berücksichtigen, dass es im Landkreis Stendal Hausärzte gebe, die bereits 71 oder 73 Jahre alt sind und allein deswegen schon ein geringeres Kontingent an Patienten hätten. Tronnier weist darauf hin, dass Notfälle nicht von Hausärzten abgelehnt werden können. Ansonsten gelte, dass Ärzte die Behandlung nur ablehnen dürfen, wenn entweder das Vertrauensverhältnis zum Patienten gestört ist oder der Arzt bei der Aufnahme weiterer Patienten seinem Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen könne.

Die KV bemühe sich darum, die Ärzteversorgung in der Altmark zu verbessern. Es gebe Investitionszuschüsse für ansiedlungswillige Ärzte und auch Stipendien für Studenten. Aber: "Wir konkurrieren mit diesen Anreizen auch gegen andere Bundesländer, bei denen der Versorgungsgrad noch weit besser ist", sagt Tronnier. Die KV habe darüber hinaus eigene Praxen in der Altmark mit angestellten Ärzten oder welchen, die auf Honorarbasis arbeiten, eröffnet. So zum Beispiel in Seehausen, Schönhausen und Letzlingen. "Für diese Praxen müssen wir die Ärzte aber auch erst einmal gewinnen." Für Stendal appelliere er an das JZMV, die nun weggefallene Stelle schnell wieder zu besetzen.

Auch Entwicklungskonzept befasst sich mit Ärzten

Im Übrigen beschäftigt sich auch das Stadtentwicklungskonzept der Stadt Stendal, das am kommenden Montag im Stadtrat beschlossen werden soll, mit der medizinischen Versorgung. Demnach kommen bei 70 niedergelassenen Ärzten ein Arzt auf 599 Einwohner (bei Einschluss der 125 Krankenhausärzte sind es 215 Einwohner). Im Landkreis versorgt - inklusive Krankenhaus - ein Arzt 625 Einwohner. Landesweit liegt der Schnitt bei 279 Einwohnern pro Arzt, was bundesweit den zweitschlechtesten Wert darstellt.