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Drei Steine erinnern an jüdischen Rechtsanwalt und seine Ehefrau Über Charig stolpern in Beck- und Karlstraße

Von Reinhard Opitz 04.08.2011, 04:34

Stendal. Die Zahl der Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig, die im Stendaler Stadtbild an von den Nazis verschleppte und ermordete jüdische Mitbürger erinnern, ist gestern auf sechs angewachsen. Demnig zementierte zwei seiner mit Messing verkleideten Steine ins Pflaster der Beckstraße vor dem Haus Grabenstraße 4 ein. Von der Altmärkischen Anwaltsvereinigung finanziert, machen sie auf das Ehepaar Charig aufmerksam, das bis 1942 in diesem Haus wohnte.

Dr. Julius Charig (1897 bis 1942) war ein bekannter Rechtsanwalt. In Bayern geboren, ließ er sich 1929 in Stendal nieder, nachdem er sich im Kampf gegen einen antisemitischen Pfarrer deutschlandweit einen Namen gemacht hatte. Julius Charig und seine Frau Ilse (geboren 1904) wurden 1942 vom Sammelpunkt Grabenstraße 4 aus – dem Haus des jüdischen Pferdehändlers Jacob Denemark – ins Warschauer Ghetto deportiert. Noch im selben Jahr fanden beide den Tod. Ilse Charig wurde im KZ Treblinka ermordet.

Julius Charig sei ein Anwalt gewesen, wie er sein muss: "Im positiven Sinne unangenehm, unbequem", sagte der Vorsitzende der Altmärkischen Anwaltsvereinigung, Dr. Thomas Doms, gestern beim Setzen der Erinnerungssteine in der Beckstraße. Ein dritter Stolperstein wurde anschließend in der Karlstraße vor dem Haus Nr. 2 platziert. Dort hatte Charig seine Praxis, bis ihm von den Nazis seine Zulassung als Anwalt entzogen wurde. Wie durch ein Wunder hat sich an der Wand der Hauses die Aufschrift "Dr. Charig, Rechtsanwalt" erhalten.