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Kleingärtner-Porträt-Reihe / Biokleingärtner Werner Lenski aus der Sparte " Erholung " in Tangerhütte : "Frühe Kartoffeln esse ich ohne etwas dazu"

Von Egmar Gebert 09.05.2009, 07:42

Der schönsten Kleingartenanlage im Landkreis Stendal blüht auch in diesem Jahr wieder ein Fest. Dafür sorgen der Kreisverband der Kleingartenfreunde und die Volksstimme mit ihrem Wettbewerb. Dass die Gartenanlagen zu preisverdächtigen Schmuckstücken werden, dafür sorgen die weit mehr als 3400 Kleingärtner des Kreisverbandes. Bruno Littmann und Werner Lenski sind zwei davon. Mit ihnen starten wir heute unsere Kleingärtner-Porträt-Reihe.

Tangerhütte. Dahlien-, Apfelund Rosenweg, selbst der Pfl aume ist hier im Grünen am Tangerhütter Stadtrand ein Weg gewidmet. Es braucht nicht viel Fantasie, um zu vermuten, dass es sich um Wege in einer Gartenanlage handelt. " Erholung " nennt sich der dazugehörige Verein. " Ganz einfach nur ‚ Erholung ‘, und ohne ‚ Zur ‘ bitte. " Darauf legt Bruno Littman wert. Er möchte nicht, dass seine Vereinsanlage verwechselt wird – weder mit einer anderen Kleingartensparte noch mit einer Ausflugsgaststätte. " Läge bei dem Namen ja nahe ", sagt er mit verschmitztem Lächeln. Dass er von " seiner " Anlage spricht, macht keine etwaigen Besitzansprüche geltend, sondern lediglich den Fakt deutlich, dass der Tangerhütter hier im Nordwesten der kleinen Stadt bereits seit mehr als 30 Jahren kleingärtnert und im Verein " Erholung " seit 1986 den Hut auf, also den Vorsitz innehat.

Wie er zu diesem Hobby kam ? " Man ist es eben so gewohnt ", fasst Bruno Littmann, der kein Mann von vielen Worten oder langen Sätzen ist, zusammen, dass er aus einer Neubauernfamilie stammt, schon als Jugendlicher mit ran musste, später Landwirtschaft studierte, also seit jungen Jahren dieses Steckenpferd reitet. Dass er es seit mehr als 20 Jahren als Vereinsvorsitzender tut, ist ihm fürs Erste auch nur einen bescheidenen Satz wert : " Es hat sich eben kein anderer gefunden. "

Was nicht heißt, dass Littmann diese Funktion nicht ebenso ernst nimmt wie sein Stellvertreter. Das ist seit zehn Jahren Werner Lenski. " Das hat auch etwas mit Verantwortungsbewusstsein zu tun. Wir sind es eben gewohnt, so’n bisschen Verantwortung zu übernehmen und sie dann auch zu tragen ", sagt er. Im Übrigen entschädige der eigene Kleingarten im Verein ja auch für diese oder jene Stunde, die die Vorstandsarbeit erfordere. " Für mich ist der Garten vor allem Entspannung. Bisschen abschalten nach der Arbeit, das war damals einer der wichtigsten Gründe, Kleingärtner zu werden ", sagt er. Und außerdem schmecke, was hier wachse, ja auch ganz anders als Obst oder Gemüse aus dem Supermarkt. " Das hier ist wirklich biologischer Anbau. Die ersten, frühen Kartoffeln aus dem eigenen Garten – die kann ich so essen, ohne etwas dazu ", schwärmt Bio-Kleingärtner Lenski.

Von den 95 Parzellen der Anlage sind 91 bewirtschaftet. Sechs zwar mit Hilfe eines ABM-Projekts, das sich brachliegender Kleingärten annimmt, aber immerhin : " Für vier der zu vergebenden Gärten gibt es Interessenten, von denen wir für zwei schon die Verträge vorbereitet haben ", so Lenski, zu dessen Aufgaben genau diese Strecke der " Büroarbeit " gehört.

Sein " Chef " Bruno Littmann ist da eher der Praktiker. Seine Tipps in Sachen Obstbaumpflege und -schnitt sind weit über Vereinsgrenzen hinaus begehrt. Am liebsten würde er jeden Baum, für den dessen Besitzer Verschneide-Tipps haben möchte, selbst unter die Baumschere nehmen. Aber das Klettern und Stehen auf der Leiter lässt Littmanns Gesundheit leider nicht mehr zu.

Dennoch – sein Ruf als Fachmann ist unumstritten. Kein Wunder bei einem, der Landwirtschaft studiert hat, möchte man meinen. Doch weit gefehlt. Genau dieses Fachwissen wurde ihm nicht auf der Hochschulbank beigebracht. " Es war die Frage : Was kann ich tun, damit das Obst vernünftig wächst, auf die ich mir selbst eine Antwort gesucht habe. Ich habe mich belesen, Lehrgänge besucht, mir die Sache eben so angenommen ", sagt er. Und wenn er gefragt oder um Hilfe gebeten werde, sage er eben nicht gern nein. Dass er sich nebenbei auch noch in Sachen Obstschädlinge und -krankheiten sowie deren Bekämpfung bestens auskennt, ist da eher ein Nebenprodukt seiner Leidenschaft für die Süße aus der Natur.

Apropos Natur : Dass ein Kleingärtner ein echter Naturliebhaber sein sollte, verstehe sich von selbst. Aber das allein genüge nicht, sind sich Bruno Littmann und Werner Lenski einig. " So ein Garten macht auch Arbeit ", sagt Lenski und Littmann ergänzt : " Die wichtigsten Werkzeuge im Garten sind Hacke und Spaten. Ein richtiger Kleingärtner kennt keinen rostigen Spaten ", gibt er jedem potenziellen Laubenpieper mit auf den Weg. Erholung im Kleingarten, das sei alles andere, als dem Rasen beim Wachsen zuzusehen, weiß er und räumt bei dieser Gelegenheit gern mit einem weiteren Irrtum auf : " Rasen macht auch Arbeit, ein gut gepfl egter sogar jede Menge. Das ist auch ein Grund, warum ich keinen Rasen im Garten habe. Der macht mir einfach zu viel Arbeit. "