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Winterschäden an den Fahrbahnen werden durch Alter der Bitumenpisten und extreme Verkehrsbelastungen verstärkt Landkreis im Dilemma – im Haushalt fehlt Geld für Straßenreparaturen

Von Egmar Gebert 27.03.2009, 06:07

Der Landkreis hat ein Problem. Das heißt, beim genauen Hinsehen sind es zwei. Das eine sind Winterschäden auf den Straßen, deren Reparatur rund 180 000 Euro kosten würde. Das andere sind jene rund 95 000 Euro, die fehlen, um die Reparaturen bezahlen zu können. Was nun ? Während der Sitzung des kreislichen Bauausschusses fand sich darauf keine Antwort.

Stendal. Auch auf den rund 500 Straßenkilometern, für deren Unterhaltung der Landkreis zuständig ist, hat der Winter seine Spuren hinterlassen. Risse, Frostaufbrüche, Schlaglöcher – Thomas Müller, Sachgebietsleiter Straßenbau in der Stendaler Kreisverwaltung, kann mit all dem dienen und bewies es den Mitgliedern des kreislichen Bauausschusses während ihrer Sitzung am Mittwoch reich bebildert.

" Wenn wir nichts

machen, ist die

Fahrbahn irgendwann

nicht mehr da "

Doch dem Winter die alleinige Schuld an dem streckenweise jämmerlichen Zustand der Kreisstraßen zu geben, wäre zu oberfl ächlich betrachtet. Das Alter mancher Bitumenpiste im Landkreis liegt jenseits von 20 Jahren. Aus Sicht des Fachmanns in Sachen Straßenbau müsste eine Fahrbahndecke " nach 12, spätestens 18 Jahren abgefräst und erneuert werden. Dafür haben wir gar nicht das Geld ", sagt Müller. Die Folge : Die alternden Straßenbeläge bekommen Risse – wie zum Beispiel zwischen Birkholz und Cobbel –, sie verlieren an Substanz, fangen also an zu zerbröseln – wie zum Beispiel zwischen Storkau und Billberge. Hinzu kommt die enorme Verkehrsbelastung mit vor allem in den Randbereichen zerstörerischer Wirkung auf manchen Strecken. Die Kreisstraße zwischen Seehausen und Geestgott berg im Norden des Kreises ist davon ebenso betroffen wie der Abschnitt von der L 31 bis nach Buch im Süden und manch andere Straße dazwischen. " Die Witterung tut da nur noch ihr Übriges ", sagt Ressortleiter Müller.

Sind es nur Risse, genügt es in der Regel, diese zu vergießen. Sorgen bereiten Thomas Müller jedoch die Straßen, auf denen aus diesen Rissen schon ganze Netze von Rissen geworden sind. Das ist die Vorstufe des Herausbrechens von Teilen des Belags. Das klassische Schlagloch entsteht, bei dem dann nur noch ein großfl ächiges Herausnehmen der Schadstelle inklusive des Straßenunterbaus und dessen Reparatur hilft – die kostenintensivste Variante.

" Eine Pfl ichtaufgabe. Wir sind sehr gut

beraten, wenn wir

schnell handeln "

Und damit ist Thomas Müller beim Thema. Der rigorose Sparkurs, auf dem der Landkreis seit einigen Jahren unterwegs ist und gezwungenermaßen auch in den kommenden Jahren noch unterwegs sein wird, ließ die im Haushalt für die Straßenunterhaltung zur Verfügung stehenden Finanzen Jahr für Jahr schrumpfen. Ein Schrumpfungsprozess, der die Schmerzgrenze inzwischen nicht nur erreicht hat, sondern 2009 überschreiten wird. In Zahlen : Wollten die beiden Straßenmeistereien des Landkreises in Tangermünde und Osterburg alle Straßenschäden jetzt im Frühjahr reparieren, würde das nach den ersten Berechnungen des Straßenbauamts 183 000 Euro kosten. Im Haushalt sind dafür allerdings nur 88 400 Euro übrig. Müller : " Uns fehlen 94 600 Euro, die ich einfach nicht habe. "

Würde der Landkreis an dieser Stelle weiter gnadenlos sparen, begäbe er sich in einen Teufelskreis. Denn im kommenden Jahr, wenn noch ein Winter über die schadhaften Straßenbeläge hinweggegangen ist, wird eine Reparatur noch teurer. Auch dafür hat Thomas Müller im wahrsten Wortsinn bildhafte Beweise. Die Straße zwischen Gestgottberg und Beuster ist heute schon nur noch in der Fahrbahnmitte frei von Schadstellen. Die Randbereiche sind zerfahren, abgesenkt, mit Rissen übersäht. Müllers Kommentar zu diesem Bild : " Wenn wir hier nichts machen, dann ist diese Straße irgendwann gar nicht mehr da. Das ist wirklich ein Problem. "

Die stellvertretende Landrätin Annemarie Theil pfl ichtete ihm bei. " Das ist ein Dilemma. Wir müssen etwas tun. Wir müssen das Geld auf die Straße bringen. Woher wir es nehmen sollen, weiß ich aber auch noch nicht. " Über diese Frage muss sich nun der Kreistag Gedanken machen. In dem sitzt auch Bauausschussvorsitzender

Gerd Schlaak ( CDU ), der am Mittwochabend sagte : " Das ist eine Pflichtaufgabe. Da kommen wir nicht drumrum. Und ich denke, wir sind sehr gut beraten, wenn wir schnell handeln. "