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Bürgermeisterin Petra Hort im Jahresend-Interview Gebietsreform hinterlässt noch Baustellen für das Jahr 2011

30.12.2010, 04:28

Das Jahr 2010 neigt sich dem Ende zu. Für jeden ist damit die Zeit gekommen, das Jahr Revue passieren zu lassen und Bilanz zu ziehen. Deshalb sprach Volksstimme-Redakteurin Constanze Arendt auch mit der Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Stadt Wanzleben – Börde, Petra Hort, über ihre Eindrücke im Jahr 2010.

Volksstimme: Frau Hort, das zu Ende gehende Jahr war das Jahr eins der Einheitsgemeinde Stadt Wanzleben – Börde. Welche Bilanz können Sie als Bürgermeisterin ziehen?

Petra Hort: Wenn ich zurückblicke, wie wir uns auf die Einheitsgemeinde vorbereitet haben, dann ist nicht alles so gekommen, wie wir es erhofft haben. Das Jahr war schwierig, weil bei der Umsetzung des Gebietsänderungsvertrages der Teufel im Detail steckte und sich im Laufe der Zeit auch viele neue Probleme aufgetan haben. Für die Verwaltung brachte dieser Schritt neben dem eigentlichen tagtäglichen Geschäft viele zusätzliche Aufarbeitungen und Zuarbeiten mit sich. Auch die Ortschaftsbürgermeister und Ortschaftsräte müssen sich finden, zumal auch alle ihre Wünsche umgesetzt haben wollen, die Finanzdecke und die personelle Voraussetzung dafür aber in einigen Bereichen nicht gegeben ist.

Volksstimme: Also wird die neue Einheitsgemeinde auch für das kommende Jahr noch reichlich Arbeit bereithalten?

Petra Hort: Ja sicher, es sind noch viele Baustellen für 2011 übrig. Beispielsweise muss geklärt werden, wie wir den technischen Bereich organisieren. So wollte ich eigentlich nicht ins neue Jahr gehen.

Volksstimme: Auch von einem Leitbild war in den zurückliegenden Monaten die Rede. Wie sieht dabei der Fortschritt aus?

Petra Hort: Das ist richtig, die Stadträte fordern ein Leitbild für die neue Gemeinde als einheitliches Instrument, nach dem gearbeitet werden kann. Dieses Leitbild muss aber mit Sorgfalt erarbeitet werden und erfordert auch Zuarbeiten aller Beteiligten, damit es nicht so wird wie der Gebietsänderungsvertrag, der jetzt eher als Bremse wirkt als als Motor. Ich vermisse auch den gegenseitigen Respekt und das Verständnis untereinander im Stadtrat und in den Ortschaftsräten, nicht zuletzt gegenüber der Verwaltung. Als Verwaltung wünschen wir uns mehr konstruktive Kritik, es bringt nichts, wenn man sich nur gegenseitig vorführt.

Volksstimme: Es gab 2010 aber nicht nur die Gründung der Einheitsgemeinde. Als herausragendes Ereignis fällt mir beispielsweise noch der Abschluss des IBA-Projektes ein. Wie ist Ihr Eindruck?

Petra Hort: Das war der Abschluss einer anstrengenden Arbeit, die uns aber auch eine andere Sichtweise auf die Stadt ermöglicht hat. Es gab viele Projekte im Rahmen der IBA. Alle, die mitgemacht haben, haben erkannt, was eine kleine Stadt mit ihren Bürgern leisten kann, auch ohne viel Geld. Das wird sicher auch die Grundlage für die kommenden Jahre sein. Das Ehrenamt muss in Zukunft weiter gestärkt werden, denn wir brauchen die Vereine. Es hat uns aber ebenso erstaunt, wie viele Gewerbetreibende es bei bestimmten Anlässen möglich machen, die Stadt mit ihrem Geld und ihrer Kraft zu unterstützen. Um manche Dinge müssen sich die Bürger selber kümmern, denn wir in der Verwaltung müssen uns wieder darauf besinnen, wofür wir zuständig sind und welche Aufgaben freiwillig sind.

Volksstimme: Noch ein kurzer Ausblick auf das kommende Jahr.

Petra Hort: Wie schon gesagt, werden wir einige Probleme ins neue Jahr mit hinübernehmen. Von Seiten der Verwaltung wird sich jeder Bereich mit dem Leitbild befassen. Das, was sich die Ortschaften vorstellen, muss dann hinzugefügt werden. Wir hatten uns ja vorgenommen, dass alle Ortschaften eine annähernd gleiche Lebensqualität bekommen, leider sind die Voraussetzungen dafür nicht überall gegeben. Wir müssen überlegen, was wir uns perspektivisch an Kindertagesstätten, Schulen, Bürgerhäusern und Schwimmbädern leisten können. Das ist aber ein ganz sensibles Thema und es wird schwer, die Entscheidungen für und wider zu treffen.

Auf jeden Fall müssen wir 2011 alles daran setzen, das der Haushalt so erarbeitet wird, dass Prioritäten für das, was gemacht werden kann, gesetzt werden können. Der Haushalt wird voraussichtlich wieder nicht ausgeglichen werden können, aber wir müssen uns bemühen, dass das Haushaltsloch kleiner wird. Denn das ist ein ewiger Kreislauf: Wenn man keinen ausgeglichenen Haushalt hat, dann hat man auch keine Möglichkeit, Fördermittel zu beantragen, von freiwilligen Aufgaben ganz zu schweigen. Doch die freiwilligen Aufgaben prägen die Lebensqualität eines Ortes.

Ich wünsche mir, dass 2011 ein Jahr wird, in dem wir uns als Kommune wieder auf unsere Aufgaben konzentrieren können. Ich bin aber der Meinung, dass wir das in unserer Einheitsgemeinde auch hinkriegen, denn die, die in den Ortschaften Verantwortung übernommen haben, sind Menschen, auf die man zählen kann.

Volksstimme: Und wie sieht Ihr persönlicher Jahreswechsel aus?

Petra Hort: Ich möchte mit neuen Kräften ins neue Jahr starten, deshalb erhole ich mich über Silvester in der Uckermark. Ich möchte allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Wanzleben – Börde einen glücklichen Start ins Jahr 2011.