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Hemsdorfer Kirchenglocke musste sich einer Reparatur unterziehen Zarte Stimme der Glocke ist nun wieder zu hören

Von Constanze Arendt 20.12.2010, 04:31

Nach langem schlug die Glocke der Hemsdorfer Kirche am Sonnabendnachmittag wieder. Die Reparatur war geglückt und das gab den Hemsdorfern Anlass einen Gottesdienst zu feiern. Gleichzeitig wurde in der Hemsdorfer Kirche auch das 18. Türchen des Lebendigen Adventskalenders, der in diesem Jahr auch wieder in Groß Rodensleben und seinen Ortsteilen initiiert worden war, geöffnet.

Hemsdorf. An der Gartentür vor der Hemsdorfer Kirche hing ein großes Schild, auf der eine "18" stand. Viele nutzten am Sonnabend die Gelegenheit, diese Tür zu öffnen und in die Kirche hineinzukommen. Denn hier hatte Pfarrerin Felicitas Haupt einen besonderen Gottesdienst vorbereitet, obwohl es aufgrund mehrfach herausgesprungener Sicherungen ein wenig an Wärme fehlte.

"Eben habe ich die Glocke zum ersten Mal gehört, es ist ein zartes Stimmchen, aber sie ruft", erklärte sie den Besuchern. Denn lange Zeit war die Glocke verstummt, nachdem bereits im vergangenen Jahr der Klöppel beim Läuten herausgefallen war. Lange hatte die Kirchegemeinde auf die denkmalrechtlichen Genehmigungen gewartet, aber nun ist die Reparatur endlich abgeschlossen. Es wurden zwei neue Hämmer angebaut, so dass es jetzt nicht mehr nötig ist, die Glocke selbst zu bewegen, wenn die Glocke zur halben Stunde, zur Stunde und zum Gottesdienst erklingt. "So ist es auch in England", sagte Felicitas Haupt, die hoffte, dass sich alle Hemsdorfer freuen, dass die Glocke wieder klingt.

Sowohl die Kirche als auch die Glocke haben schon eine lange Geschichte, wie die Pfarrerin berichten konnte. Nachdem das Vorwerk Hemsdorf der Domäne Dreileben im Jahre 1771 aufgelöst wurde, kamen hessische und pfälzische Siedler. 1778 wurde ein neu erbautes Lehrerhaus mit Betschule übergeben, in der bereits die Glocke vorhanden war, die heute in der Kirche hängt. Sie hat einen Durchmesser von 68 Zentimetern und ist 60 Kilogramm schwer. Etwa 100 Jahre später war den Hemsdorfern die Kirche zu klein geworden, dass sie begannen, Spenden für den Bau einer größeren Kirche zu sammeln. Da die Spender den stolzen Hemsdorfern aber keinen Glockenturm an ihrer Kirche gönnten, ging man Kompromisse ein. Man baute einen treppenähnlichen Giebel, auf den man einen Schornstein setzte, der dann als Glockentürmchen genutzt wurde. Doch schon kurz danach bekam die Glocke einen Sprung, so dass sie 1882 für 200 Mark umgegossen und neu aufgehängt wurde.

Bis sie eines Tages – nämlich im vergangenen Jahr wieder verstummte und nicht mehr zu Gottesdiensten, zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen rufen konnte. Als sich das 18. Türchen des "Lebendigen Adventskalenders" aber am Sonnabend öffnete, klangen sie auch fast ein bisschen wie Weihnachtsglocken.

In ihren Klang stimmten auch Sören Wendt und Kerstin Wentzek gern ein, die ein weihnachtliches Programm mit Gedichten, Geschichten und Liedern vorbereitet hatten. Sören Wendt hatte dazu auch seine Wanderharfe mitgebracht. Als er darauf spielte, ließen sich auch gern die Besucher mitreißen, in das eine oder andere bekannte Weihnachtslied mit einzustimmen. Um eventuelle Textunsicherheiten auszugleichen, waren zuvor Liederhefte ausgeteilt worden. Die Stimmung jedenfalls passte, so dass viele auch nach dem Gottesdienst noch etwas bei warmen Getränken verweilten.