1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Vom Eise befreit sind noch längst nicht alle Stauseen

Talsperrenbetrieb wartet sehnsüchtig auf Schmelzwasser / Von Überflutungsgefahr keine Spur Vom Eise befreit sind noch längst nicht alle Stauseen

20.04.2013, 01:17

Rübeland/ Wendefurth (bfa) l Wo die Bode sonst gemächlich durch die Betoneinfassung der Wendefurther Talsperre fließt, sind am Mittwochmorgen plötzlich rauschende Fontänen zu sehen. Das kleine Schwimmkraftwerk auf den Wellen wird bedrohlich weggedrückt. Seine Halterung reißt sogar, es wird ans Ufer gezogen, während die Wassermenge wieder abflaut.

Alles hat nur wenige Minuten gedauert, dann ist klar: Die Aggregate zur Regulierung des Durchflusses in der Wendefurther Talsperre sind in Ordnung. Den Schluss zieht Gebietsstaumeister Andreas Kruse vom Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt. Unter seiner Leitung ist die jährlich nötige Funktionsprobe für die Talsperre Wendefurth erfolgt.

Dabei wird der Schieber in den Durchflussrohren mit einem Durchmesser von zwei Metern einmal voll auf- und dann wieder abgedreht. Dabei steigt die herausstürzende Wassermenge von normal etwa zwei Kubikmetern je Sekunde auf über 30 Kubikmeter. Der Anlage macht das nichts. Hier und da zischt es, der Beton aber hält stoisch stand. Dennoch ist die Funktionsprobe selbst für Mitarbeiter des Talsperrenbetriebes ein kleines Schauspiel. Staumeister Hans Metzing blickt ebenso gebannt auf die Wassermassen wie Stauwart Nick Schmidt, der einmal Staumeister werden will. Für Günther Kaiser hingegen ist es die letzte Funktionsprobe, er geht bald in den Ruhestand.

Die Durchflussmenge wurde bei der Probe nach nur kurzer Zeit schnell wieder reduziert. Das habe zwei Gründe, erläutert Burkhard Henning, Geschäftsführer des Talsperrenbetriebes. Zum einen, weil der derzeit hohe Pegel der Bode nicht weiter anschwellen soll. Zum anderen, weil der Talsperrenbetrieb auf das Schmelzwasser quasi gewartet habe.

"In den letzten Jahren gab es in unserem Einzugsgebiet wenig Niederschlag", so Henning weiter. Dadurch seien die Staubecken fast leer und könnten Schneeschmelze wie Regen problemlos aufnehmen. Von Hochwassergefahr keine Spur.

"Im Gegenteil", so Burkhard Henning, "wir brauchen das Wasser für die Trinkwasserbereitstellung und für die Turbinen." Deshalb sei man über den Zufluss von derzeit rund 13 Kubikmetern pro Sekunde im gesamten Talsperrensystem um die Rappbode froh. Rund vier Kubikmeter je Sekunde würden in Wendefurth in die Bode wieder abgegeben. Freiraum gebe es genug. Die Rappbodetalsperre staue derzeit rund 88 Millionen Kubikmeter Wasser, rund 20 Millionen Kubikmeter seien frei. "Den Hochwasserschutzraum in der Talsperre Wendefurth haben wir noch gar nicht begonnen zu füllen", so Henning. Er könne sechs Millionen Kubikmeter Wasser fassen.