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Bauausschuss Wernigerode Küchengarten wird Luxusviertel

Die Weichen für das neue Wohngebiet am Wernigeröder Küchengarten sind gestellt. Die Mitglieder des Bauausschusses haben sich auf einen Entwurf geeinigt. Indes befürchten Anwohner Schäden an ihren Häusern während des Bauprozesses.

Von Ivonne Sielaff 27.05.2015, 03:30

Wernigerode l Ursprünglich sollten auf der Brache zwischen Walther-Rathenau-Straße und Lindenallee längst die Bagger rollen. Am sogenannten Küchengarten soll ein luxuriöses Wohnviertel entstehen. Stattdessen haben die Architekten vom Büro Planungsring ihren Entwurf überarbeitet - auf Wunsch der Wernigeröder Stadträte. In ihrer jüngsten Sitzung haben sich die Mitglieder des Bauausschusses letztlich auf einen Entwurf geeinigt.

Planer Axel Surowy stellte zuvor zwei Varianten gegenüber. Variante 1 mit sechs großen Stadtvillen, zweigeschossig, geneigtes Dach mit einer Fläche von je 22,5 mal 22,5 Metern und acht Wohneinheiten war in der vergangenen Sitzung unter anderem von Matthias Winkelmann (CDU) als "zu klotzig" und architektonisch anspruchslos kritisiert worden. Laut Surowy spreche für diese Alternative, dass der spätere Bauherr dank der größeren Grundfläche mehr Möglichkeiten habe, den Zuschnitt der Wohnungen den Bedürfnissen der Eigentümer anzupassen. In Variante 2 schlug Surowy deutlich abgespeckte Gebäude vor. Jedes der sieben zweigeschossigen Häuser habe eine Grundfläche von 18 mal 18 Metern und biete Platz für fünf Wohneinheiten.

Andreas Ogroske informierte danach über die hydrogeologischen Voraussetzungen des Baugrundes. In dem lehmigen Boden würde Wasser schlecht versickern. Das führe dazu, dass bei viel Niederschlag der Grundwasserspiegel ansteige, so der Experte. "Das muss bei der Planung der Gebäude und der Tiefgarage bedacht werden." Die Situation müsse langfristig beobachtet werden. "Wir werden deshalb fünf Grundwassermessstellen installieren und die Ergebnisse regelmäßig auswerten", so Ogroske.

"Ich freue mich über Variante 2", so Ausschusschef Christian Härtel (Linke) nach der Präsentation. "Die kleineren Stadthäuser fügen sich besser ins Wohngebiet ein." Härtel plädierte zudem für zwei Parkflächen pro Wohneinheit. "Das entspricht der Realität. 1,5 sind zu wenig." Matthias Winkelmann sah das ebenso. "Dort entstehen keine Sozialwohnungen, sondern eine exquisite Wohngegend. Deshalb sind zwei Stellflächen wichtig."

Viele Anwohner seien besorgt, dass ihre Häuser und Grundstücke durch die Erdarbeiten Schaden nehmen, gab Frank Diesener (Haus Grund)zu bedenken. "Die Gebäude stehen seit 50 bis 100 Jahren. Wer haftet für Schäden, die beispielsweise durch Absenkungen entstehen könnten?" Das sei im Vorfeld schwer zu beantworten, so Baudezernent Burkhard Rudo. "Sollten beim Bau Probleme auftauchen, müssen Fachleute die Schäden begutachten. Wir haben den Anspruch, nach geltenden Kriterien zu bauen. Wenn etwas aus dem Ruder läuft, gibt es Wege, sein Recht zu erhalten."

Siegfried Siegel (SPD) störte sich an den "teueren Wohnungen auf teueren Grundstücken". "Das heizt den Preisanstieg auf dem Wohnungsmarkt noch an. Wir sollten unsere Verantwortung während des Planungsprozesses wahrnehmen und Einfluss nehmen." Deshalb sei er für die wirtschaftlichere Variante 1 mit acht Wohnungen pro Haus.

Es sei richtig, dass man Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen vorhalten muss, so Christian Härtel. "Aber das passt am Küchengarten nicht. Wir können das Wohnviertel dort nicht auf Biegen und Brechen verdichten", so der Linke-Politiker. Sabine Wetzel (Bündnis 90/Grüne) warnte davor, Wirtschaftlichkeit und Ästhetik gegeneinander auszuspielen. "Auch mit mehr Wohneinheiten pro Gebäude werden dort keine Sozialwohnungen entstehen", so Wetzel. Deshalb sprach sie sich wie die Mehrheit der Ausschussmitglieder bei der Abstimmung für Variante 2 aus.

Hintergrund: Die Verwaltung hatte die Gestaltung des Küchengartens 2013 für den Wettbewerb "Mut zur Lücke" ausgelobt. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass sich die Gewinnerin gestalterisch bei einem fremden Entwurf bedient hatte, wurde ihr der Preis aberkannt. Die Zweitplatzierten, das Wernigeröder Büro Planungsring und das Bernburger Büro Baumeister, rückten mit ihrem gemeinsamen Entwurf nach.