Chef der Elbingeröder Heimatgruppe komponiert seit 1960 Titel für Wettbewerbe und CDs Hans-Wilhelm Vogt schreibt ein Lied auf 60 Jahre Harzer Jodlerwettstreit
Der Harzer Jodlerwettstreit auf der Waldbühne Altenbrak geht am 2. September in die 60. Runde. Passend zum Jubiläum hat Hans-Wilhelm Vogt ein Lied auf den Wettbewerb komponiert.
Altenbrak/Wernigerode l Schon viele vor ihm haben es gesagt, sicher werden es auch Sänger und Liedermacher der folgenden Generationen noch behaupten. Doch niemandem nimmt man den Satz "Musik ist mein Leben" mehr ab, als Hans-Wilhelm Vogt. Der Wernigeröder ist der Musik ein Leben lang verbunden. Auch heute noch leuchten seine Augen, wenn er sich sein Akkordeon Baujahr 1960 umschnallt. Hans-Wilhelm Vogt, Musiklehrer und Komponist, kann auch mit fast 80 Jahren nicht die Finger davon lassen, "auch wenn das Rückgrat langsam nicht mehr mitspielt". Kein Wunder, wiegt das Instrument, das ihn mehr als 50 Jahre lang auf die Bühnen Deutschlands begleitet hatte, doch stolze 42 Pfund.
Auf die Tischlerlehre folgt das Musikstudium in Weimar
Musik, seine Leidenschaft und bis 1997 auch sein Beruf, hat Hans-Wilhelm Vogt - genannt "Jacky" - schon in frühen Jahren geprägt. Dennoch entschied sich der Wernigeröder für eine Lehre zum Holzkaufmann und Tischler und schien damit in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, der sich in Wernigerode einen Namen als "Sarg-Vogt" verschaffte.
1956 aber sattelte der Sohn um, ging zum Musikstudium nach Weimar, kehrte 1960 in seine Heimat zurück und wurde Musiklehrer. Nicht ganz unbeschwerlich, wie er sich heute erinnert. "Zum Studium wurde ich erst nicht zugelassen und musste einen Umweg gehen. Und als ich mich später um eine Stelle als Musiklehrer für Akkordeon bewarb, hieß es ¿Ja gern, aber nur, wenn du die Volksmusik lässt\'." Verbiegen lassen wollte sich Hans-Wilhelm Vogt nicht und sagte dankend ab. Eine Anstellung fand er schließlich in der Diesterweg-Schule. Parallel legte er per Fernstudium den Diplom-Schulmusiker ab und leitete die Heimatgruppe Elbingerode, mit der er auch heute noch Folklore-Musik auf die Bühne bringt. 1981 bis 1997 verdiente er sich als Leiter der Kreismusikschule "Andreas Werckmeister" Wernigerode sein Geld. Zu seinen Schülern gehörte auch der heutige Landrat Michael Ermrich, der zu Vogts Abschied 1997 die Laudatio hielt.
Erster Erfolg in Altenbrak 1960 mit Jodler Heinz Mänz gefeiert
1968 gehörte "Jacky" zu den Gründungsmitgliedern der "Harzer Folkloristen". Die Gruppe - mittlerweile eingestellt - feierte Erfolge mit Live-Auftritten und Schallplatten- bzw. CD-Produktionen. Bereits acht Jahre zuvor lernte er den Harzer Jodlerwettstreit in Altenbrak kennen - und startete als Komponist bereits im ersten Jahr erfolgreich durch. "Der Jodler Heinz Mänz hatte mich damals angesprochen, ob ich ihm nicht einen Titel schreiben könnte. Also habe ich mich mit Wolfgang Borchert zusammengesetzt." Mit Borcherts Text und Vogts Melodie gewann Heinz Mänz den ersten Preis auf der Waldbühne. Das Lied "Wenn vom Harzer Land wir singen" wurde zum Ohrwurm und von etlichen Künstlern nachgesungen. Es folgten 70 bis 80 weitere Jodler aus der Feder von Hans-Wilhelm Vogt - einige davon für die Harzer Folkloristen, mit denen er 1975 den Wernigeröder Kunst- und Kulturpreis verliehen bekam. Zehn Jahre später wurde "Jacky" noch einmal für sein Schaffen mit dem Preis ausgezeichnet. 2004 folgte das Bundesverdienstkreuz.
Interesse an Volksmusik schwindet beim Publikum
Dem Jodlerwettstreit blieb Vogt lange Jahre treu, trat dort mit seinen beiden Gruppen auf, schrieb Titel für Solisten und begleitete auch schon mal spontan einen Teilnehmer, der ohne Instrument angereist war.
Heute ist Hans-Wilhelm Vogt zurückhaltender. Dreimal im Jahr tritt er noch mit seiner Elbinge-röder Heimatgruppe im KiK-Saal des Harzer Kultur- und Kongresshotels auf. "Aber leider geht das Interesse für Volkskunst und Folklore immer weiter verloren." Das große Geld sei damit eh nicht zu verdienen. "Aber wir haben weiter Spaß am Musizieren."
Gratulationslied als Beweis für Verbundenheit mit Wettbewerb
Das Interesse am Harzer Jodlerwettstreit ist ungebrochen, "auch wenn ich es heute nicht mehr schaffe, selbst dort aufzutreten". Seine Verbundenheit zum Gesangswettbewerb will er im 60. Jahr mit einem eigens komponierten Lied zum Ausdruck bringen. "Die Idee war im Zentrum HarzKultur entstanden." Kurzerhand schloss sich Vogt mit Wolfgang Wengerodt zusammen - der Titel "He, Altenbrak" entstand (siehe Infokasten). Gemeinsam mit der Heimatgruppe Elbingerode, Gästen und Jodlern will er den Jodler zur Festveranstaltung "60 Jahre Harzer Jodlerwettstreit" aufführen.