1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Im Ersten Weltkrieg sterben 110 Rogätzer Männer

Neue Ausstellung der Heimat- und Kulturfreunde öffnet zum Blütenfest im Klutturm Im Ersten Weltkrieg sterben 110 Rogätzer Männer

Von Burkhard Steffen 23.04.2014, 03:22

Pünktlich zum Blütenfest haben die Rogätzer Heimat- und Kulturfreunde wieder eine neue Ausstellung konzipiert. Die Exposition wird ab 10. Mai im Rogätzer Klutturm zu sehen sein.

Rogätz l Es gibt leichtere und angenehmere Themen als Krieg. Der so genannte "Große Krieg" fing 1914 an. 100 Jahre ist das jetzt her. Was lässt sich da schon noch entdecken? "Bis vor Kurzem war es ein fast vergessenes Kapitel der Geschichte. Aber je näher der Termin rückt, um so öfter liest, hört und sieht man davon. Und je intensiver man sich damit befasst, umso interessanter sind die Details, die sich auftun. Allerdings nimmt man dabei auch Parallelen wahr, die sich zur gegenwärtigen Situation in Europa auftun. Das ist erschreckend", sagt Margitta Häusler, Vorsitzende der Heimat- und Kulturfreunde.

Als der deutsche Kaiser Wilhelm II. am 3. August 1914 den Krieg erklärte, meldeten sich auf Anhieb über 50 Rogätzer Männer zum Militär. Am Ende starben mehr als 100. "Der Zufall wollte es, dass ein Hobbyforscher aus der Prignitz uns anschrieb und die komplette Liste der Gefallenen zuschickte. Von Albrecht bis Zippel - 110Männer", so die Vereinsvorsitzende. Manche Namen finden sich gleich mehrfach in der Übersicht, wie Bühnemann mit vier Gefallenen, Reppin mit drei und viele, viele Familien mit zwei Toten. Söhne, Brüder, Väter, Cousins und Schwager.

Kaum eine Familie blieb verschont. Nur wenige fanden ihr Grab in der Heimat. Die allermeisten fielen in Frankreich, Belgien und Russland. Fritz Appel aber ließ sein Leben in Palästina, Ernst Göhring gar in Damaskus. Was waren das für junge Männer, die von Rogätz aus in den Krieg zogen? "Jetzt, da wir die Namen haben, würden wir gern mehr über sie wissen. Wer kann uns Fotos zeigen und vielleicht auch aus ihrem Leben erzählen?", bittet Margitta Häusler um Unterstützung. "Wann sie geboren wurden und wann sie fielen, das ist uns in den allermeisten Fällen bekannt. Aber wer weiß noch etwas mehr über sie? Das würden wir nun gern herausfinden und mit für die Ausstellung verwenden."

Angaben werden stetig ergänzt

Die Angaben können stetig ergänzt werden, über die gesamte Zeit der Schau. Erst am Ende soll alles schriftlich festgehalten werden. Wer noch Bilder und Geschichten parat hat, melde sich bitte bei Rolf Huth oder Margitta Häusler.

Von einigen Kriegsteilnehmern sind sogar schöne Erinnerungsstücke erhalten geblieben. Feldpostbriefe, Fotos und Karten, zum Beispiel von Otto Kirschner und Gustav Reppin. "Ihre Nachfahren Rosel Göttler und Wilhelm Schlüter haben uns diese Dinge für die Ausstellung übergeben, darunter auch einen kleinen abgenutzten Soldatenkoffer, einen Geldbeutel mit alten Münzen, Wehrausweise und ein Eisernes Kreuz", bedankt sich Margitta Häusler. Ganz besondere Stücke, wie einen alten Reitsattel, einen Soldatenrucksack, Fotoalbum und anderes mehr übergab Derrick Barker aus Heinrichsberg.

Feldpostbriefe eines Lehrers aus Cröchern an eine Schülerin schildern die Sorgen, die er sich im Krieg um seine Schüler macht. Gerhard Rentzsch aus Barleben hat zwei Schulhefte voll mit Aufsätzen seiner Mutter zur Verfügung gestellt, geschrieben, als sie etwa 13 Jahre jung war.

Gebundenes Kriegstagebuch

Das wunderbar gebundene Kriegstagebuch seines Vaters übergab Werner Helm. Darin berichtet dieser über seine Erlebnisse bei der Schlacht in Flandern und während seiner Genesung in Deutschland. Briefe, Karten, Tagebuchaufzeichnungen und Aufsätze - alles in Sütterlin geschrieben - sind inzwischen übersetzt und können nachgelesen werden, wenn die Ausstellung zum Blütenfest öffnet.