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Schüler des Kurfürst-Gymnasiums beschäftigen sich derzeit besonders mit Menschenrechten Bronzene Taube wirbt um Frieden

Von Gudrun Billowie 21.05.2014, 03:24

Eine bronzene Taube verweilt derzeit im Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium. Sie macht dort Station auf ihrer Reise um die Welt. Die Schüler würdigen die Anwesenheit der Taube mit einer Projektwoche.

Wolmirstedt l Die bronzene Taube war schon in den Händen des Papstes, des Dalai Lama. Michail Gorbatschow hatte sie zu Gast, Nelson Mandela und auch Ai Weiwei. Nun macht sie Station im Wolmirstedter Gymnasium.

Die Ankündigung, dass die Taube im Gymnasium eintreffen soll, war selbst dem stellvertretenden Schulleiter Carsten Koslowski zunächst suspekt. "Wir haben hier keinen Präsidenten und keinen Nobelpreisträger an unserer Schule", sagte er. Aber das Kurfürst-Gymnasium war eine der ersten Schulen, die den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" erhalten haben und dieser Titel wird bis heute gelebt. Ethiklehrerin Andrea Schlaugat leitet die gleichnamige Arbeitsgemeinschaft. Deren Mitglieder gestalteten die Eröffnung der Ausstellung, in der sämtliche Aktivitäten und Projekte gezeigt werden, die die Schule zu einem Aufenthaltort der bronzenen Taube werden ließen.

Dazu gehören Spendenläufe, die Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte in Wolmirstedt, die Errichtung eines Gedenksteins am jüdischen Friedhof sowie die Zusammenarbeit mit der Organisation "Go Europe", mit deren Unterstützung sich die "Kurfürsten" dem Thema "Europa" nähern und bereits Begegnungen in Bulgarien erfahren durften. Auch der Chor leistet seinen Beitrag. Der Klangkörper unter der Leitung von Jana Berfelde gestaltete die Vernissage musikalisch mit hebräischen Liedern, in denen um Frieden gebeten wird.

Nun ermuntert die Taube, diesem Aktions-Mosaik einen weiteren Baustein hinzuzufügen. "Wir werden uns bis zum Donnerstag, 22. Mai, intensiv mit Menschenrechten und Kinderrechten beschäftigen", sagt Carsten Koslowski. Höhepunkt wird eine farbenfrohe Aktion am Donnerstag sein. 400 mit Helium gefüllte Luftballons werden in den Himmel steigen und von den Schülern geschriebene Botschaften in die Welt tragen.

"Es ist schön, dass sie in unsere Schule gekommen ist."

Jonas Wesemann und Luca Hartmann

Die Taube ist ein Kunstwerk zum Anfassen. Jonas Wesemann (12) und Luca Hartmann (12) nutzten die Gelegenheit, die Bronzefigur zu berühren. "Es ist schön, dass sie in unsere Schule gekommen ist", sind sich die Jungen einig, "besonders, weil sie schon in den Händen so vieler berühmter Persönlichkeiten war."

"Vielleicht können wir die Taube zur Kanzlerin weiterschicken."

Johanna Luehr

Wann und wohin die Taube weiterfliegen wird, ist noch unklar. "Vielleicht an eine andere Schule", überlegt Nina Siebert (12). "Oder zur Kanzlerin", schlägt Johanna Luehr (12) vor. Im Laufe der Woche wird sich ein Zielort ergeben. "Die Taube weiß selbst, wann sie weiterfliegen muss", ist die Aussage des Künstlers Richard Hilliger. Er ermuntert in einem Schreiben ausdrücklich dazu, die Taube mit in die Klassenzimmer zu nehmen und zu berühren.

Richard Hilliger hatte im Jahr 2008 anlässlich des 60.Jahrestages der Verabschiedung der UN-Menschenrechtskonventionen 30 dieser lebensgroßen Tauben geschaffen. Jedes Exemplar steht für einen der 30 Artikel der Menschenrechte der Vereinten Nationen. Seither reisen die Tauben um die Welt, um Persönlichkeiten, die sich um die Einhaltung der Menschenrechte verdient gemacht haben, zu würdigen oder sie landet in Institutionen, um dort die Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen.

Die Einhaltung der Menschenrechte ist keine Selbstverständlichkeit, das wissen die Gymnasiasten. Im Rahmen der Vernissage wurde unter anderem der Brief eines Bauernjungen verlesen, der den Eltern kurz vor seinem Tod die Grausamkeit eines Lagers beschreibt. Die Briefe, die am Donnerstag mit den Ballons fliegen, sollen Hoffnung verkünden, genau wie die Taube.