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Über eine Liveschaltung via Skype feierten deutsche und israelische Kinder gemeinsam Jüdisches Lichterfest in der Schöne-Schule

Von Gudrun Billowie 22.12.2011, 05:27

Chanukka, das jüdische Lichterfest, wurde gestern ein Stück weit in der Gerhard-Schöne-Schule gefeiert. Es gab Rabbinerbesuch und eine Liveschaltung nach Israel.

Wolmirstedt. l "Es ist schön, dass wir alle hier in diesem kleinen Raum Platz finden, um Großes zu tun", begrüßte Dagmar Lupu, Schulleiterin der Gerhard-Schöne-Schule, die Gäste. Das "Große" sollte eine Liveschaltung nach Israel werden, in das Heim für Behinderte "Beit Uri", mit dem die Gerhard-Schöne-Schule seit langem eine Partnerschaft pflegt.

In beiden Einrichtungen waren Kameras und Leinwände aufgebaut, jeder konnte die anderen sehen, so dass virtuell gefeiert wurde, international und interreligiös.

Während sich die Menschen unseres Kulturkreises auf das Weihnachtsfest vorbereiten, feiern die Juden seit Dienstag Chanukka, das Lichterfest.

Weihnachten feiern wir wegen der Geburt des Jesus-Kindes, das ist bekannt. Was aber ist Chanukka? Chanukka beruht auf einem Wunder. Wegen der Eroberung der Syrer war nur noch ein Krug geweihtes Öl vorzufinden. Dieses Öl reichte für gerade mal einen Tag. Geweihtes Öl herzustellen, dauert aber acht Tage. Durch ein Wunder habe das Licht jedoch acht Tage gebrannt, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war. An diese acht Tage erinnern die acht Lichter des Chanukka-Leuchters. Jeden Tag wird ein Licht mehr angezündet, bis am Ende alle acht brennen.

Zwei Religionen, zwei Anlässe, sich gegenseitig gute Wünsche zu schenken. Beinahe persönlich sogar. "Chag Sameach", schickte Dr. Eckart Frey via Skype nach Israel, zu den Bewohnern von "Beit Uri". "Chag Sameach" ist hebräisch und heißt "Frohes Fest", ein Gruß, der prompt aus Israel erwidert wurde.

Dr. Eckart Frey hat die ganze Sache eingerührt, allerdings schon vor vielen Jahren. Der Althistoriker und bekennende Israel-Fan reist nicht nur gerne selbst in das biblische Land, sondern hat auch die Partnerschaft zwischen der Schöne-Schule und "Beit Uri" inszeniert. "Beit Uri" ist ein Heim für Behinderte, ähnlich, wie das Bodelschwingh-Haus in Wolmirstedt. "Beit Uri" heißt "das Haus des Uri", und Uri war der behinderte Sohn der Gründerin. Bewohner von "Beit Uri" waren schon in Wolmirstedt, und Schöne-Schüler besuchten "Beit Uri".

Die Sprache, die alle verstehen, ist die Musik, und dieser Sprache bedienten sich die Wolmirstedter. Die Gerhard-Schöne-Schule hatte den Chor des Kurfürst-Gymnasiums eingeladen, und der sang unter der Leitung von Jana Berfelde und Susanne Scalla ein großes Repertoire jüdischer Lieder, wie "Dona, Dona" oder "Dror Yikra".

Genau wie die israelischen Kinder wiegten sich auch die über 60 Kinder der Schöne-Schule im schwungvollen Takt der Musik und klatschten. Zu dieser Musik hat Landtagsvizepräsident Gerhard Miesterfeld eine besondere Beziehung. Er war ebenfalls unter den Gästen und ist nicht nur Landtagsvizepräsident, sondern auch Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Er verriet den Kindern der Schöne-Schule, was er an Israel mag: "Es gibt dort ganz tolle Feste und ganz tolle Musik."

Neben Miesterfeld waren auch Thomas Redlich, der Referatsleiter für Förderschulen im Land, Joachim Hoeft, zuständig für die Schulen des Landkreises, zum Chanukka-Fest in die Schöne-Schule gekommen.

Die Ehre, im Rahmen der Zeremonie das zweite Licht der Chanukka-Kerze anzuzünden, wurde Tal Gat zuteil. Tal Gat ist der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit in der israelischen Botschaft und kümmerte sich um die Zeremonie in der Aula der Schöne-Schule. "Wir sind sehr froh, hier zu sein, und mit euch Chanukka zu feiern", sagte er zu allen, die in der Aula versammelt waren. Er zündete das Licht an, mit der neunten Kerze des Leuchters, der Helferkerze, denn nur mit dieser Kerze dürfen die anderen acht Chanukka-Kerzen entzündet werden. Tal Gat sang dazu, und diese Gesänge wurden auf der Leinwand von den Bewohnern "Beit Uris" beantwortet.

Später kam der Rabbiner Israel Bistritzky mit ein paar Rabbiner-Studenten dazu, sie hatten es von Berlin nicht mehr pünktlich zur Liveschaltung geschafft. Trotzdem widmete sich der Rabbiner noch einmal dem zweiten Chanukka-Licht. Aus Israel kamen indes noch einmal Grüße per Skype und eine herzliche Einladung. "Im Juni sehen wir uns in Beit Uri." Am Ende der Zeremonie gab es Pfannkuchen. In Öl gebackene Kuchen sind das traditionelle Chanukka-Gebäck.