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Festveranstaltung zum Barbaratag in der Katharinenkirche Nachfrage nach Düngemitteln zieht weiter an

Von Gudrun Billowie 06.12.2010, 05:23

Einmal im Jahr darf die hölzerne Figur der Heiligen Barbara das Zielitzer Kaliwerk verlassen. Am 4. Dezember ist der Tag dieser Schutzpatronin und dann steht sie während der Feierstunde in der Katharinenkirche in Wolmirstedt im Blickpunkt der Bergleute.

Wolmirstedt. Wie sehr die Arbeit der Bergleute im Zielitzer Kaliwerk geschätzt wird, zeigt die Zahl der illustren Gäste zur Festveranstaltung. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Hans-Joachim Feierabend konnte unter anderem begrüßen: Die Bundestagsabgeordneten Waltraud Wolff und Manfred Behrens, die Landtagsabgeordneten Holger Stahlknecht und Rita Mittendorf, Landrat Thomas Webel, sowie die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden und der Stadt Wolmirstedt. "Mit unserer heutigen Feier zu Ehren der Heiligen Barbara haben wir hier in der Katharinenkirche ein kleines Jubiläum", sagt Werksleiter Hans-Joachim Kind, "exakt zum 15. Mal feiern wir genau am 4. Dezember um 18 Uhr hier in diesem Gotteshaus."

Wirtschaftsklima ist gut

Nach dem schlechten Kalijahr 2009 konnte Kind in diesem Jahr positive Entwicklungen benennen. "So drastisch der Einbruch des Kaliabsatzes weltweit, vor allem auch in Deutschland war, so deutlich war in diesem Jahr der Aufwärtstrend. Die Nachfrage nach Düngemitteln generell, aber auch nach Kali hat wieder deutlich angezogen."

Das Wirtschaftsklima für den Kaliabsatz dürfte weiterhin günstig bleiben. Schließlich steigt die Zahl der Weltbevölkerung um jährlich 80 Millionen Menschen, Ernährungsgewohnheiten ändern sich, nachwachsende Rohstoffe für die Bioenergieerzeugung werden immer bedeutsamer. Kali ist im Kessel dieser Wachstumsbranchen eine wichtige Zutat.

Doch auch auf anderen Feldern hat sich in Zielitz vieles entwickelt. Die Industriekaliproduktion wurde ausgebaut, in der Untertagedeponie die Untertageverwertung installiert und in diesem Jahr hochgefahren, die Granulierkapazität über Tage ist deutlich erweitert und seit dem vergangenen Jahr wird Kali auch in Lebensmittelqualität produziert. Salz wird zur Salzbetonherstellung und als Auftausalz verkauft, seit zwei Monaten auch für den Einsatz in der Siedesalzproduktion.

Neuerungen verkündete auch Friedrich Nothhelfer aus Kassel von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Eine der letzten Männerdomänen scheint gefallen. "Seit 2010 dürfen auch Frauen unter Tage ihren Mann stehen", sagte er. Bisher waren Frauenarbeitsplätze unter Tage tabu, jetzt werden Bergbautechnologinnen ausgebildet. "Ich bitte euch, liebe Bergleute, reiht die jungen Kolleginnen bei euch ein", mahnte Nothhelfer.

Doch nicht nur Zahlen und Fakten bestimmten die Reden zum Barbaratag. Einen großen Raum in der Festveranstaltung bekommen die Andachten und Fürbitten der Kirchenvertreter. Superintendent Uwe Jauch, Pfarrerin der Katharinengemeinde Ulrike Reichardt und Pfarrer der St.-Joseph-Gemeinde Michael Sternal baten weiterhin um den Schutz der Patronin. Pfarrerin Ulrike Reichardt rankte die Worte ihrer Fürbitte um die Barbarazweige. Am Barbaratag werden vorzugsweise von Kirschbäumen geschnitten, sie erblühen zu Weihnachten.

Ulrike Reichardt wünschte dem Zielitzer Werk ebenso ein Erblühen und dass es stets auf den grünen Zweig komme.

Undenkbar ist eine Barbarafeier ohne Musik. Auch hier hat sich längst die Tradition etabliert, dass der Bergmannschor, der gemischte Chor Wolmirstedt und das Dahlenwarsleber Zupforchester unter der Leitung von Torsten Kahler das Programm gemeinsam gestalten. Niemals beginnt die Barbarafeier ohne das Bergmannslied "Glückauf". Wohl jeder in der vollbesetzten Kirche stimmt ein. Auch Lieder wie "Woran erkennt man einen Bergmann" oder "Hoch auf den Bergmann" sind unverzichtbar.

"Es scheinen jedes Jahr mehr Musiker zu werden", freute sich Hans-Joachim Kind mit Blick auf den großen Klangkörper im Altarraum der Kirche. In diesem Jahr gab es aber noch eine besondere Überraschung. Den Applaus, mit dem die Violinsolistin Viktoria Malkowski bedacht wurde, kann man beinahe frenetisch nennen. Viktoria Malkowski unterrichtet ebenso wie Torsten Kahler am Magdeburger Konservatorium.

Fußball ist ein Thema

Die Muse findet im Kaliwerk jedoch auch auf andere Weise Platz. Die Haldenfestspiele mit den Aufführungen des Holzhaustheaters wurden von 2800 Menschen besucht. Haldenbefahrungen und Haldenbegehungen gestalten die Mitglieder des Bergmannsvereins, bei denen sich Hans-Joachim Kind ausdrücklich bedankte. Selbst Fußball spielt im Werksleben eine Rolle. Die Zielitzer Elf setzte sich gegen andere "Kali"-Mannschaften aus Brasilien, Chile, Holland und Frankreich durch und holte den Pokal in die Börde.

Die Feierstunde ist ein Höhepunkt im Leben der Bergleute, die stets reichlich besucht wird. Ebenso gern nehmen sie die Einladung zum anschließenden Tscherperessen im Katharinensaal an.