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Waltraud Wolff lud zum Diskussionsabend / Gerriet Schröder : "Zwei-Klassen-Medizin gibt es doch schon lange"

11.09.2009, 05:01

Wolmirstedt ( cl ). Die Gesundheitspolitik ist ein Thema, das eigentlich jeden im Lande betrifft. Zum Diskussionsabend von Waltraud Wolff ( SPD ) waren am Mittwochabend aber neben einigen Mitgliedern des Ortsverbandes nur eine Handvoll interessierte Zuhörer gekommen.

" Gleiches Recht für Alle – auch beim Arzt ", hatte die Bundestagsabgeordnete die Veranstaltung betitelt und sich kompetente Gäste an ihre Seite geholt. Gerriet Schröder, Referent der Stabsstelle Politik der AOK Sachsen-Anhalt, zeichnete ein düsteres Bild der zukünftigen Entwicklung des Gesundheitswesens. Greift das Solidarprinzip in diesem Bereich nämlich nicht, wird es zu einer größeren Privatisierung kommen. Die bedeutet im schlimmsten Fall die Reduzierung der Leistungen auf eine Basisversorgung für jeden Kassenpatienten, der Zusatzleistungen separat versichern muss, wie es heute schon beispielsweise für Zähne und Brillen angeboten wird.

" Der Gesundheitsfond, der 2007 eingeführt wurde, war für uns in Sachsen-Anhalt eine gute Sache, da wir – ähnlich eines Länderfinanzausgleiches – mehr Geld bekommen haben, das wir beispielsweise für chronisch Kranke einsetzen können ", erklärte Schröder. Dennoch hätte man den Gesundheitsfond an sich nicht gebraucht, hat er doch eine Nachwirkung, die spätestens im Jahr 2011 für alle Kassenversicherten greifen wird. " Die Kassen brauchen Geld. Nicht, weil sie schlecht wirtschaften, sondern weil es Fehler in der Gesetzgebung gibt. Da der Beitragssatz politisch festgelegt ist, wird es in spätestens zwei Jahren bei ausnahmslos allen Krankenkassen so sein, dass sie von den Versicherten Zusatzbeiträge verlangen müssen ", orakelte der Experte. Schon lange hätte es zwischen privat und gesetzlich Versicherten eine Zwei-Klassen-Medizin gegeben. Diese falle aber erst jetzt auf, seitdem es – gerade im ländlichen Raum – weniger Ärzte gibt und diese selektieren, mit welchen Patienten sie mehr Geld verdienen können.

Das bestätigte auch Dr. Michael Krause, der in Möser als Allgemeinmediziner praktiziert. Private Krankenversicherungen könnten deshalb mehr Geld für ihre Patienten ausgeben, weil sie nur bestimmte Personengruppen aufnehmen " und das schwerbehinderte Kind beispielsweise immer in der gesetzlichen Kasse mitversichert ist ". Wer schwer krank sei und viele Leistungen braucht, würde sicher nicht in eine private Kasse wechseln. " Schon jetzt haben wir viele Patienten, die sich Zuzahlungen zu einem Medikament nicht leisten können und dadurch Gesundheitsbelastungen erfahren. Das darf nicht sein, Ziel muss eine gleichmäßige gesundheitliche Versorgung für alle sein. "