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Schulleiterin der Fachschule für Sozialpädagogik geht in den Ruhestand Käte Gorecki: "Ich nehme jeden Menschen so an, wie Gott ihn geschaffen hat"

Von Gudrun Billowie 01.08.2009, 07:27

Wolmirstedt. Die evangelische Fachschule für Sozialpädagogik hat sich längst im Stadtleben etabliert. Besonders zum Jahresfest des Bodelschwingh-Hauses treten die Schüler aktiv in Erscheinung. Auch das Schulleben mit Musik- und Kunstprojekten wird regelmäßig nach außen getragen. Die Schulleiterin selbst ist eher selten im Rampenlicht zu sehen. Dabei leitet Käte Gorecki die Schule seit 14 Jahren, hat sie durch stürmische Zeiten gelenkt und geht nun in Rente. " Ich muss nicht vorn stehen, ich lege viel Wert auf solide Arbeit. "

Spricht Käte Gorecki von " ihrer " Schule, kann das allerdings gut und gerne einen ganzen Vormittag dauern. Kein Wunder, denn die 62-J ährige hat wesentlich mit dazu beigetragen, dass es die Fachschule noch gibt und dass aus ihr staatlich anerkannte Erzieher hervorgehen.

Dabei hat sie an dieser Schule ziemlich klein angefangen. Lediglich zwei Stunden Mathematik in der Woche unterrichtete sie als Honorarkraft. Da war es noch eine Schule für Kinderdiakonen – ein Abschluss, der nicht staatlich anerkannt war – und die Schule befand sich in Zielitz. Es gab 49 Schüler. Im Jahr 1995 sollte die Schule ganz aufgelöst werden. " Da haben wir gestreikt ", erinnert sich Käte Gorecki, " auch ich als Honorarkraft habe mitgemacht. " Kirchliche und politische Honoratioren kamen, " und denen haben wir unsere Meinung gesagt. " Käte Gorecki wird nicht ausfallend, " ich setze immer auf den Dialog ", beschreibt sie sich. " Letztlich haben uns Landrat Thomas Webel und die Bundestagsabgeordnete Waltraud Wolff wesentlich unterstützt. " Das Gebäude der ehemaligen SED-Kreisleitung kam als neues Schulgebäude in Frage. " Um weiterbestehen zu können, mussten unsere Ausbildungen staatlich anerkannt werden ", erzählt sie und erinnert sich an lange Antragswege und unendliche Konzeptschreiberei.

Da war Käte Gorecki schon Schulleiterin geworden. 1995 wurde sie gefragt, ob sie den Job machen wolle. " Ich hatte einen Tag Bedenkzeit. " Eigentlich wollte sie den Posten gern übernehmen, schließlich leitete sie die Schule schon längst kommissarisch, " aber ich hatte Angst, nicht mehr genug Zeit für die Familie zu haben. " Zur Familie gehören ein Mann, zwei Kinder, ihre Mutter und ein Bauernhof. " Meine Familie hat mich ermutigt, schließlich habe ich das ganze Theater mitgemacht ", erklärt sie und meint mit dem " Theater " den Streik gegen die Schulschließung.

Als Schulleiterin übernahm sie die Federführung bei der staatlichen Anerkennung der Ausbildungen für Erzieher, Sozialpfeger und Sozialassistenten. Die Schülerzahl stieg kontinuierlich. Die 49 Schüler von damals sind längst Geschichte, inzwischen sind es über 300.

Die christliche Ausrichtung der Schule ist übrigens kein Aufnahmekriterium. " Ich bin selbst christlich, komme aus einem christlichen Elternhaus ", erzählt Käte Gorecki. " Aber ich gehe sonntags nur selten zum Gottesdienst. " Christliches Denken heißt für sie : " Ich nehme jeden Menschen so an, wie Gott ihn geschaffen hat. "

Zu DDR-Zeiten hat der christliche Glaube ihr eine Laufbahn als Schulleiterin unmöglich gemacht. Aber die war von ihr auch nicht angestrebt. " Ich wollte unbedingt Chemie studieren. Ich komme aus der Landwirtschaft und wollte immer Landwirtschaft und Chemie kombinieren. " Aber für diese reine Naturwissenschaft hatte sie sich schon zu viel mit anderen Menschen beschäftigt, Kranken geholfen, Kindern Nachhilfe gegeben.

" Man erzählte mir, ich könne gut mit Menschen umgehen ", sagt sie, " also studierte ich Mathe und Chemie auf Lehramt. " 21 Jahre arbeitete sie als Lehrerin in Ottersleben, so lange, bis nach der Wende die Schule geschlossen wurde. " Da war ich arbeitslos. " In diese Zeit fel das Angebot für die Honorarlehrtätigkeit, und damit ging Käte Gorecki die ersten Schritte auf einem Weg, der in dem Amt der Schulleiterin mündete.

Der Kontakt zu den Schülern blieb trotzdem. " Ich habe immer darauf bestanden, weiter zu unterrichten ", sagt sie und setzte sich sogar noch einmal selbst auf die Schulbank. " Ich habe mit 53 Jahren mein Staatsexamen in Wirtschaftslehre gemacht. "

Zum 1. August wird Käte Gorecki zwar ihren Schulleiterschreibtisch geräumt haben, " aber ich werde weiterhin auf Honorarbasis an der Schule arbeiten. Sonst würden mir meine Schüler fehlen. " Am 8. August ab 14. 30 Uhr gibt es auf dem Hof der Fachschule eine off zielle Abschiedsfeier.