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Safari-Reitbahn von Nino Frank gastiert bis 9. August in WolmirstedtBoris brummt, und Peter meckert nur

Von Claudia Labude 30.07.2009, 05:02

Direkt neben dem Sport- und Freizeitpark ist seit Anfang der Woche tierisch was los. Nino Frank und seine Familie haben ihre Safari-Reitbahn aufgebaut, die bis 9. August für interessierte Besucher offensteht. Die Volksstimme machte sich auf und besuchte Pony, Kamel und Co ..

Wolmirstedt. " Guck mal ", ruft Lockenkopf Lationio und öffnet seine Hand. Darin sitzt eine kleine Schildkröte, deren Kopf unter dem Panzer kaum zu sehen ist. Sie kaut seelenruhig an ihrem Grashalm. " Das ist Paula ", erklärt der Vierjährige und läuft direkt weiter zu der kleinen Manege.

Dort steht ein Fohlen, gerade fünf Wochen alt. Als der Junge die Manege betritt, kommt das braune Pferdchen angetrabt und zwickt den Knirps in die Hose. Eine Verfolgungsjagd durch das Rund beginnt, an deren Ende der Vierjährige lachend im Heu landet. Direkt daneben steht ein Eselfohlen, das noch so klein ist, dass seine Ohrspitze gerade mal Latinios Kinn berührt. " Der kleine Esel hat noch keinen Namen und ist erst am Freitag geboren ", erklärt Nino Frank. Ihm gehört die Safari-Reitbahn, die er Anfang der Woche am Sportund Freizeitpark aufgebaut hat.

Der 59-J ährige war früher selbst Artist beim Zirkus, bevor ihm einige schwere Unfälle das Arbeiten am Trapez unmöglich machten. Doch Nino Frank besann sich auf seine Leidenschaft für Tiere und eröffnete vor 25 Jahren seine Safari-Reitbahn. " Angefangen hat alles mit Ponyund Eselreiten sowie kleinen Kutschfahrten ", erklärt Frank. Mittlerweile besitzt er mehr als 80 " Haustiere ", die er mit nach Wolmirstedt gebracht hat. Unterstützung bekommt das Familienoberhaupt, das in siebenter Generation einer Zirkusfamilie angehört, vor allem von seiner Frau Rosita. Nach Wolmirstedt sind auch Sohn Gino sowie Tochter Manuela mit ihrem Mann Giovanni und dem kleinen Latinio mitgereist. Schließlich sind es mehrere Wohnwagen und vier Tiertransporter, die von Ort zu Ort bewegt werden müssen.

" Kleinere Städte wie Wolmirstedt sind für uns ideal ", erzählt Nino Frank. In den Großstädten, vor allem in denen der alten Bundesländer, herrsche ein solches Überangebot an Veranstaltungen, dass man als kleiner Anbieter gar nicht mehr auffällt. Wenn der Chef der Safari-Reitbahn über sein Lebenswerk spricht, merkt man, wie er ein bisschen den früheren Zeiten nachtrauert. " Zirkusse sind alte Kulturstätten. Früher, wenn man in eine Stadt einfuhr, da rief jemand ‚ Der Zirkus ist da ‘ und alle kamen angerannt. Heute, wo jeder ein Auto hat, fahren die Menschen zu den Veranstaltungen hin, die sie interessieren. "

Frank sucht die Bindung an einen Ort. Der Platz am Küchenhorn war für ihn zu weit weg von den Menschen, die ihn und seine Tiere besuchen kommen sollen. Außerdem sei der Platz nicht so günstig, wenn es immer mal wieder so heftig regne wie derzeit.

Im Gegensatz zu den kleinen Zirkussen bleibt die Safari-Reitbahn immer länger an einem Standort. " Wenn wir in der Region Helmstedt unterwegs sind, wo auch unser Winterquartier ist, kennen uns die Leute schon. Dann kommen die Kinder nach der Schule und fragen, ob sie bei der Pfege der Ponys helfen können. " Die Tiere tragen klangvolle Namen wie Bento, Pascha, Aladin oder lustige wie Asterix und Obelix.

Den größten Überblick über das Geschehen auf dem jeweiligen Platz hat allerdings Boris, ein prächtiges Kamel. An die 1000 Kilo bringt der Hengst auf die Waage. Nähert man sich dem Elektrozaun, der um das Freigelände gespannt ist, erhebt sich Boris und kommt mit langsamen Schritten auf die Besucher zu. Er spitzt sein Maul, fast sieht es so aus, als wollte er fröhlich pfeifen. Stattdessen brummt er – tief und laut. " Das ist ein ganz natürliches Verhalten, denn die Hengste beschützen ihre Herde und vor allem die Stuten ", kommentiert Nino Frank das imposante Bild.

Umweg über Ungarn

Die Kamelherde ist seine besondere Attraktion und gibt dem Begriff " Safari " erst eine Bedeutung. Vor genau 18 Jahren hat er zehn Kamele gekauft. " In Russland verkauft man die Tiere nicht in westliche Länder, deswegen mussten wir einen Umweg nehmen. Die Tiere sind aus Russland für sechs Monate in Quarantäne nach Ungarn gegangen, wo sie gründlich untersucht wurden. Von dort kamen sie dann zu uns ", erinnert sich Nino Frank an die Anfänge. Im Laufe der Jahre hat er schon 14 Tiere nachgezogen, die immer wieder auch an andere Unternehmen zur Zucht aufgeteilt werden.

Wer Kamelhengst Boris, Ziegenbock Peter, Schildkröte Paula und die weiteren Haustiere von Franks besuchen will, hat dazu bis 9. August täglich ab zehn Uhr Gelegenheit. Der Besuch auf dem Platz und das Anschauen der Tiere ist kostenfrei. Nur das Pony- und Kamelreiten, täglich von 15 bis 18 Uhr, muss bezahlt werden. Da er so viele Ponys hat, bietet Nino Frank auch jeden Abend Ausritte für Gruppen an. Kontakt und Anmeldung gibt es über die Handynummer ( 0170 ) 4 60 08 19.