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Verkehrssituation auf dem neu gestalteten Marktplatz Fußgänger haben absoluten Vorrang

Von Thomas Drechsel 29.10.2010, 04:19

Auch knapp zwei Monate nach seiner Eröffnung gibt der Zerbster Markt den Benutzern Rätsel auf. Wo darf geparkt, wo und wie gefahren werden? Wer hat Vorrang?

Zerbst. "Man müsste denen ein Bußgeld aufbrummen, dass es nur so kracht! Dreimal schon musste ich beiseite springen, damit ich nicht umgefahren werde. Das Ordnungsamt und die Polizei müssen endlich richtig kontrollieren, damit man wieder halbwegs ruhig über den Markt gehen kann." Volker Uecker ist stocksauer. Dabei ist er sonst immer um Ausgleich bemüht, wenn er der Zerbster Schiedskommission vorsitzt. Am Markt aber bleibt er kompromisslos. "Ich bin absolut gegen Abzocke. Aber hier muss es Strafen geben, die richtig wehtun. Sonst lernen die Leute nicht."

Was ärgert den Mann? Der Markt sollte unbedingt barrierefrei gestaltet werden, sollte also keine Straßenborde mehr haben. Jeder soll mit allgemein üblichen Fahrzeugen oder natürlich zu Fuß auf jeder Stelle des Marktes unterwegs sein dürfen. Dies ist so geschehen. Der Markt ist als "Verkehrs-beruhigter Bereich" eröffnet worden. Es wird folglich nicht in Fahrbahn und Fuß- oder Radweg unterschieden.

"Es gibt einige klare Regeln in solchen Bereichen. Zum einen gilt Schritttempo für jede Fahrzeugart. Die Rechtsprechung hat Geschwindigkeiten zwischen sechs und neun km/h als Schrittgeschwindigkeit definiert. Und grundsätzlich gilt, dass Fußgänger immer Vorrang haben", erklärt Bau- und Ordnungsdezernent Andreas Fischer.

Dann wäre da noch die Parkordnung. Sie ist mit Stahlnägeln markiert, aber "schwer zu sehen. Das wissen wir natürlich auch, aber aus Denkmalschutz-Sicht war keine andere Markierung erlaubt worden. Die neuen Parkbereiche müssen sich einbürgern", meint Fischer. Doch die Einbürgerei dauert schon lange. Im ersten Monat nach Eröffnung, im September, hatten die Kontrolleure vom Ordnungsamt lediglich Zettel hinter die Wischer der Autos geklemmt, die wie früher eine zweite Park-reihe aufmachten. Seit Anfang Oktober hängen die regulären Knöllchenzettel am Wischer. Seither nehmen die Parksünder auf dem Marktplatz ab.

Das schaffte Platz für eine neue Unart: das Abkürzen. Speziell von der Fuhrstraße/Breiten Straße kommende Pkw werden zunehmend dabei beobachtet, wie sie hinter dem Wasserspiel nach rechts abbiegen, um zwischen Apotheke und parkenden Autos zur Einmündung Brüderstraße hin "abzukürzen". Früher ging es hier regulär entlang. Dies ist auch heute statthaft, aber eben nur in Schrittgeschwindigkeit. Und an die hält sich keiner der "Abkürzer".

Vielmehr fährt er Leser Uecker um die Hacken. "Weshalb wurde die Fahrspur nicht deutlich kenntlich gemacht, damit die Fahrer wissen, wo es langgeht? So fahren alle kreuz und quer durcheinander. Das geht so lange, bis einer richtig angefahren wird", befürchtet Uecker.

Dezernent Fischer verweist auf die "gewollten und dann so gebauten Eigenschaften des Marktes". Er stehe andererseits seit Längerem mit der Zerbster Polizei im Kontakt, um gemeinsam auf Streife zu gehen. Die Koordination der Kräfte sei schwierig. "Meine Ordnungsamtsmitarbeiter können Knöllchen an Falschparker verteilen, für Geschwindigkeitsüberschreitungen sind sie aber nicht zuständig. Wir könnten sie ja auch nicht nachweisen, die Messmittel hat nur die Polizei." Und ohne klare Beweislage werde auch niemand belangt. "Wir appellieren an alle Verkehrsteilnehmer, sich den Regeln entsprechend auf dem Markt zu bewegen. Ist doch nicht schwer: Parken wie angezeigt, Schrittgeschwindigkeit fahren, Fußgänger haben Vorrang."