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Volksstimme-Gespräch mit Belinda Biging, Geschäftsführerin der Volkssolidarität Elbe-Saale Höherer Mitgliedsbeitrag scheint bald unumgänglich

19.11.2010, 04:19

Mehr als 6000 Mitglieder zählt die Volkssolidarität im Regionalverband Elbe-Saale, Tendenz fallend. Seit 65 Jahren ist der Wohlfahrsverband für die Menschen da. Vom Alter her geht die Volkssolidarität in diesem Jahr in Rente, doch ans Aufhören denken die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter noch lange nicht. Darüber und über andere Probleme sprach Volksstimme-Redakteur Olaf Koch mit Belinda Biging, Geschäftsführerin des Regionalverbandes.

Volksstimme: Welche Anfänge sind über die Volkssoli- darität in der Region be-kannt?

Belinda Biging: Viele, es gibt sogar noch Mitglieder, die seit 65 Jahren Mitglied in der Volkssolidarität sind.

Volksstimme: In dieser Zeit hat der Verband auch einen stetigen Wandel erlebt …

Biging: Richtig, vom reinen Veteranenclub zu einem modernen Sozial- und Wohlfahrtsverband, der genauso wirtschaftlich rechnen muss wie andere. Und dieser Prozess geht immer weiter.

Volksstimme: War das Jahr 2010 ein besonderes Jahr für die Volkssolidarität?

Biging: Selbstverständlich. Höhepunkt war nicht nur die Festveranstaltung, sondern auch die Vergabe einer Dankeschön Medaille. Diese wurde in limitierter Auflage geprägt und wird nur in diesem Jahr für besondere Initiativen auf dem Weg zum 65. Jahrestag der Volkssolidarität an Menschen vergeben, die sich um das Wohl der Volkssolidarität verdient gemacht haben. Zudem sind eine Reihe Aktiver in unserem Regionalverband unter anderem mit der Goldenen Solidaritäts-Nadel (1), mit der Ehrenplakette (1) und dem Ehrenpreis (3) gewürdigt worden. Das ist schon etwas Besonderes.

Volksstimme: Welche Struktur hat die Volkssolidarität in der Region?

Biging: Der Regionalverband Elbe-Saale umfasst die Bereiche Schönebeck, Zerbst, Bernburg und seit fast drei Jahren auch den Bereich Dessau-Roßlau. Wir haben gut 6000 Mitglieder, 132 Orts- und Interessengruppen, die von 593 Ehrenamtlichen unterstützt werden.

Volksstimme: Hat die Volkssolidarität Nachwuchspro-bleme?

Biging: Ja, unser jüngstes Mitglied ist 21 Jahre jung. Das Durchschnittsalter unserer Mitglieder ist 72 Jahre.

Volksstimme: Gefällt Ihnen dieses Image?

Biging: Nein, vor allem auch deshalb nicht, weil unser Aufgabenfeld wesentlich breiter gefächert ist. Wir müssen uns jeden Tag die Frage stellen: Was bietet die Volkssolidarität, insbesondere auch jüngeren Menschen?

Volksstimme: Und was bietet die Volkssolidarität jüngeren Menschen?

Biging: Wir sind offen für alle, für Jung und Alt. Wir haben Begegnungsstätten, in denen Treffen stattfinden und Menschen ihrem Hobby nachgehen können – unabhängig vom Alter. Die Volkssolidarität hat Kinder-, Jugend- und Familieneinrichtungen, in die wir herzlich einladen.

Volksstimme: Muss ich im Regionalverband aktives Mitglied sein oder kann ich auch eine Fördermitgliedschaft beantragen?

Biging: Beides ist möglich, keiner muss sich verpflichtet fühlen. Selbst mit kleinen Mitgliedsbeiträgen können wir in der Wirkung große Dinge vollbringen. Zum Beispiel mit den Aktionen "Mit Blumen Freude schenken" oder "Jedem Kind eine warme Mahlzeit".

Volksstimme: Wie hoch ist der monatliche Beitrag?

Biging: Derzeit beläuft dieser sich auf zwei Euro, das ist der Mindestbeitrag. Aber glauben Sie mir, dieser Betrag ist schon lange nicht mehr kostendeckend. Die Bundesdelegiertenkonferenz am 6. November 2010 hat in dieser Richtung bereits einen Beschluss gefasst, mit dem wir jedoch nicht glücklich sind. Die Landesdelegiertenversammlung am 27. November 2010 wird sich diesem Thema nochmals widmen (müssen).

Um unsere Leistungspalette weiterhin so anbieten zu können, sind schon jetzt drei Euro im Monat notwendig. Aber auch dann wird es noch schwierig sein.

Volksstimme: Diese Antwort leitet gleich zur nächsten Frage über. Finanzielle Zwänge gibt es auch bei den Wohlfahrtsverbänden. Müssen Ihre Mitglieder daher demnächst mit Abstrichen bei den Leistungen rechnen?

Biging: Behalten wir den monatlichen Beitrag von zwei Euro bei, dann ja. Wird auf drei Euro erhöht, dann nicht. Vor allem unsere Begegnungsstätten sind eben sehr kostenintensiv.

Volksstimme: Was ist das höchste Gut in der Volkssolidarität?

Biging: Es sind die Menschen und die Solidarität, die wir leben.

Volksstimme: Steht die Volkssolidarität einer Partei besonders nah?

Biging: Nein. Wir sind poltisch unabhängig. Ansonsten aber können unser Mitglieder gern politisch aktiv sein, warum auch nicht?

Volksstimme: Was wünschen Sie dem Verband für die Zukunft?

Biging: Dass es uns noch ganz lange gibt und dass "Volks-Solidarität" im wahrsten Sinne des Wortes gelebt wird. Wir wollen das Verständnis untereinander fördern.