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Einweihung des ausgebauten Obergeschosses des Deetzer Feuerwehrgerätehauses Schicke Räume für Geduld und Einsatz

Von Daniela Apel 23.11.2010, 05:19

Viel Zeit und noch mehr Kraft hat der Ausbau der oberen Etage des Deetzer Gerätehauses gekostet. Doch der Einsatz der Kameraden und der Mitglieder des Fördervereins der Ortsfeuerwehr zahlte sich aus. Mit Unterstützung vieler Sponsoren wurden attraktive Schulungs-, Büro-, Probe- und Sanitärräume geschaffen. Davon konnten sich die Gäste der Einweihungsfeier am Samstagabend persönlich überzeugen.

Deetz. "Mit dem heutigen Tag übergeben wir der Stadt Zerbst eine Investitionsmaßnahme in Höhe von zirka 95 000 Euro", erklärte der Deetzer Ortswehrleiter Heiko Bergfeld nicht ohne Stolz. Er hoffte, dass Stadträte wie Verwaltung und allen voran der Zerbster Bürgermeister Helmut Behrendt dies zu würdigen wissen. Denn weder das Stadtsäckel noch die Ortschaftskasse wurden durch den Ausbau der oberen Etage des Gerätehauses belastet.

Die Umwandlung des bislang ungenutzten Geschosses in attraktive Räumlichkeiten nahm der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Deetz in die Hand. 45 000 Euro finanzierte er über einen Kredit, rund 7000 Euro durch Eigenmittel. "Die verbleibenden 43 000 Euro sind Eigenleistung und Sachspenden von Sponsoren", berichtete Heiko Bergfeld. Über 1200 Stunden investierten die Kameraden und Vereinsmitglieder in ihrer Freizeit in das Projekt, das mehrfach zu scheitern drohte.

Heiko Bergfeld nutzte die gesellige Einweihungsfeier für einen Rückblick, der letztlich kürzer ausfiel, als er scherzhaft angedroht hatte. Doch es hätte durchaus ein abendfüllender Vortrag werden können, reicht die Geschichte der Bauarbeiten für das Gerätehaus doch bis in die achtziger Jahre zurück. Der Ortswehrleiter erinnerte an die Umbaumaßnahmen in der Dobritzer Straße, den Umzug in die Werkstatt der LPG und die verschiedenen Pläne für einen Neubau.

Der wurde schließlich ab November 2000 auf dem Eckgrundstück Bahnhofstraße/Amtsmannweg hochgezogen. Am 12. Oktober 2002 folgte die Einweihung des Gerätehauses, wobei von kompletter Fertigstellung noch längst keine Rede sein konnte. "Ohne finanzielle Unterstützung der Gemeinde haben wir immer wieder kleine Maßnahmen im Objekt durchgeführt", erzählte Heiko Bergfeld.

Im April 2009 besuchten dann Reinhard Thiel und Eberhard Stoye Deetz. Der Leiter des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst und sein Stellvertreter suchten nach einem neuen Standort für die Rettungswache. Eine Überprüfung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld hatte ergeben, dass sich Nedlitz nach der Kreisreform nicht mehr eignet. "Beiden Seiten war relativ schnell klar, dass unser Gerätehaus ideal dafür wäre", entsann sich Heiko Bergfeld.

Rasch nahm das Vorhaben Konturen an. Die Rettungswache für den Vorfläming-Bereich sollte in das Deetzer Gerätehaus einziehen. Dafür musste Platz geschaffen werden. Angedacht war, im leeren Obergeschoss einen Raum für das Blasorchester der Ortsfeuerwehr und einen Raum für die Jugendfeuerwehr entstehen zu lassen.

Unerwartete Hürden und Verzögerungen

"Aber wir hatten den Plan ohne die Verwaltung gemacht", berichtete Heiko Bergfeld von den unerwarteten Hürden. "Es hieß nur, das geht nicht, dafür gibt es kein Geld, so geht das nicht." Er schilderte, wie alles kurz vor dem Aus stand. Dabei hatten sie schon voller Zuversicht angefangen zu bauen. "Der einzige zuverlässige Partner in den ganzen Monaten war der Landkreis", erklärte der Ortswehrleiter.

Mit der kreislichen Stärkung im Rücken setzten sich einige Kameraden für das Projekt ein, für das sich im Oktober vorigen Jahres doch noch eine Lösung fand. Und nicht nur das. Plötzlich bot sich die Möglichkeit, das gesamte Obergeschoss auszubauen. "Das heißt, auch die Probleme – Umkleideraum Frauen, Toiletten für die Frauen und ein vernünftiger Schulungsraum mit Küche waren jetzt in greifbarer Nähe. Die Finanzierung sah die komplette Fertigstellung aller Räume außer Schulungsraum und Möblierung vor. Mehr als wir je zu träumen gewagt hatten", erzählte Heiko Bergfeld.

Allerdings wurde nun die Zeit knapp, das Vorhaben rechtzeitig unter Dach und Fach zu bringen. Nur sechs Wochen blieben, bis Deetz in die Stadt Zerbst eingemeindet und seine kommunale Selbständigkeit verlieren sollte. Irgendwie klappte es, die erforderlichen formalen, rechtlichen und finanziellen Dinge zu regeln.

Schlusspunkt sollte der Beschluss des Gemeinderates Mitte Dezember sein. Dass die Ratsmitglieder dem Umbau zustimmen, stand außer Zweifel. Nur konnten sie es nicht, weil die Verwaltung vergessen hatte, ihn auf die Tagesordnung zu setzen. So trafen sich die Bürgervertreter zu einer außerordentlichen Sitzung, um den Umbau zu beschließen. Es war die letzte offizielle Amtshandlung der Gemeinde Deetz.

"Nun konnte es endlich losgehen", beschrieb Heiko Bergfeld, wie sich die Kameraden und Vereinsmitglieder in die Arbeit stürzten. Zahlreiche Abende und viele Samstage steckten sie in das Projekt. Denis Hofmann, Roger Sandmann, Steven Wilzek, Cyrenne und Michael Kaiser, Nils Steinke, Ellen und Ralf Schmidt, Norman Wilzek und Edgar Hofmann nannte der Ortswehrleiter da namentlich, wobei er betonte, dass die Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit habe.

Heiko Bergfeld hob ebenfalls das Engagement der Jugendfeuerwehr hervor. Die Nachwuchsbrandschützer kümmerten sich beispielsweise tatkräftig um die Ausgestaltung ihres Raumes, sie schleppten Steine und halfen bei den Dämmarbeiten für die Decke mit.

Nicht unerwähnt ließ der Ortswehrleiter, dass sie auch auf die Unterstützung von Personen zählen konnten, die weder in der Feuerwehr noch im Verein Mitglied sind. So dankte er Henrik Peske für die Fliesenlegerarbeiten, Lothar Wilzek für die Elektroinstallation und Dieter Steinke für die Putzarbeiten.

Dankeschön an alle Helfer und Sponsoren

"Wir haben dann am Bau nicht gekleckert, sondern geklotzt", schaute Heiko Bergfeld zurück. Für eine Verzögerung bei der Fertigstellung sorgte der Fußbodenleger, so dass sich die Einweihung des Obergeschosses bis zum vergangenen Sonnabend verschob. Da aber konnte der Ortswehrleiter die interessierten Gäste durch schmucke Räume führen, die dank der Sponsoren auch möbliert sind.

Für die noch fehlenden Ausstattungsgegenstände wie Garderoben und Schränke sollen Gelder im Haushaltsplan der Stadt Zerbst für 2011 veranschlagt werden. Zudem ist vorgesehen, Mittel für die Pflasterung des Eingangsbereiches des Gerätehauses einzustellen, wie Heiko Bergfeld informierte.

Das ganze Dorf könne stolz auf das Geschaffene sein, erklärte Ortsbürgermeister Ulrich Weimeister hinsichtlich des nun abgeschlossenen Umbaus. Als Anerkennung des Geleisteten versprach er der Ortsfeuerwehr das Fass Bier, das Deetz mit seinem dritten Platz beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" gewonnen hat. Das Einweihungspräsent des Landkreises überbrachte Eberhard Stoye.

Und noch bevor sich der Zerbster Stadtwehrleiter Jürgen Dornblut den vielen geäußerten Dankesworten anschließen konnte, ertönte ein Martinshorn und ein ferngesteuertes Löschfahrzeug beladen mit reichlich "Löschwasser" fuhr direkt auf Heiko Bergfeld zu. "Das ist wohl das Dankeschön für meinen bescheidenen Beitrag", vermutete der Ortswehrleiter richtig. Die Überraschung des Fördervereins war gelungen.