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Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Lindau Kameraden fordern Einbau des Digitalfunks

Von Daniela Apel 22.12.2010, 05:29

Seit Januar bildet die Freiwillige Feuerwehr (FFw) Lindau zusammen mit 26 weiteren Ortsfeuerwehren die Feuerwehr der Stadt Zerbst. Die neue Struktur ist auf der Jahreshauptversammlung am Freitagabend genauso Thema gewesen wie der Nachwuchsmangel, der ausstehende Einbau der digitalen Funktechnik und die durchzuführende Risikoanalyse. Daneben wurde Kritik am Landkreis laut und auch die Tatsache, dass manch ausgebildetem Atemschutzträger die notwendige ärztliche Untersuchung fehlt, blieb nicht unerwähnt.

Lindau. Es gibt einige Dinge, die den Lindauer Ortswehrleiter derzeit bewegen. Das wurde auf der Jahreshauptversammlung deutlich. Fritz Maschke nutzte die Veranstaltung, um einige Probleme anzusprechen. Den bislang ausstehenden Einbau der neuen digitalen Funkgeräte zum Beispiel, deren Kosten die Stadt Zerbst zu tragen hat und der steht ein schwieriges Haushaltsjahr bevor.

Risikoanalyse läuft

Was Fritz Maschke allerdings nicht verstehen kann, ist, dass schon jetzt 137 100 Euro für die Vorbereitung und Durchführung der 11. Internationalen Fasch-Festtage 2011 bereitgestellt werden sollen. "Wir hätten die Installation dringend nötig", betonte er und konstatierte: "Die Kämmerin hat ein Problem mit der Feuerwehr." Seiner Ansicht nach steht die Feuerwehr "irgendwo hinten dran". Dabei gebe es einiges in den Ortsfeuerwehren zu tun, bemerkte er, dass manche Löschfahrzeuge noch mit Sommerreifen unterwegs seien und die Technik immer älter werde. "Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll", erklärte Fritz Maschke hinsichtlich der Mittelkürzungen.

Ursprünglich sollten für Investitionen in die 27 Ortsfeuerwehren der Stadt Zerbst im nächsten Jahr gut 100 000 Euro bereitstehen. In Anbetracht des erforderlichen Defizitausgleichs seien bereits 20 000 Euro gestrichen worden, informierte Stadtwehrleiter Jürgen Dornblut die Lindauer Kameraden. 5 000 Euro für den Flachspiegelbrunnen zwischen der Alten und Neuen Sorge seien erstmal drin, teilte er ihnen in dem Zusammenhang mit. Der bei den Schrebergärten am Schwarzen Berg geplante Brunnen, den Fritz Maschke kurz zuvor erwähnt hatte, fällt damit wohl erstmal raus. Wie Jürgen Dornblut erläuterte, ist noch in einigen Orten die Löschwasserversorgung zu klären. "Wir werden eine Prioritätenliste erstellen", ergänzte er. Was dann wann umgesetzt werde, entscheide der Stadtrat.

Was den Digitalfunk betrifft, teilte Jürgen Dornblut die Meinung von Fritz Maschke, der zugleich sein erster Stellvertreter in der Stadtwehrleitung ist. "Die Funkgeräte müssen eingebaut werden", gab er zu bedenken, dass der Landkreis Anhalt-Bitterfeld ab dem zweiten Quartal 2011 den Probebetrieb mit der neuen Technik aufnehmen will. Zuvor müssten die Kameraden darin geschult werden. Ferner berichtete er, dass bei der Zerbster Ortsfeuerwehr bereits fünf Kfz-Funkgeräte installiert wurden, da es Probleme mit den analogen Geräten gab – Probleme, die auch die anderen Ortsfeuerwehren hätten, mit deren Funktechnik die der Zerbster nun nicht mehr kompatibel ist.

Aus dem Grund hat die Stadtwehrleitung ein Schreiben aufgesetzt, in dem mit Hinweis auf Dringlichkeit und Notwendigkeit um eine vorzeitige Freigabe von Mitteln für den Einbau des Digitalfunks gedrungen wird. "Wenn für freiwillige Aufgaben Geld vorhanden ist, muss es auch für Pflichtaufgaben da sein", bezog sich Jürgen Dornblut auf den finanziellen Zuschuss für die Fasch-Festtage, bei dem es sich um eine freiwillige Leistung der Stadt handelt. Der Brandschutz hingegen ist eine Pflichtaufgabe.

Und wo da Defizite bestehen, wird die Risikoanalyse zeigen, die dem Zerbster Stadtrat im März vorgestellt werden soll. Bei der Datenauswertung geht es unter anderem darum zu schauen, in welcher Ortsfeuerwehr welche Technik wirklich vorzuhalten ist. Das beinhalte eine Analyse von knapp 200 Schwerpunktobjekten. Daneben sei aufzuschlüsseln, wie viele Kameraden in welchem Zeitraum wo vor Ort sein können, umriss Jürgen Dornblut den Umfang dieser Aufgabe. Um sie zu bewältigen, wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, der neben Ordnungsdezernent Andreas Fischer und dem zuständigen Sachbearbeiter Thomas Sanftenberg acht Ortswehrleiter angehören.

Landkreis in der Kritik

Längst sind nicht alle Fakten zusammengetragen und ausgewertet. Doch auf einen Aspekt ging Jürgen Dornblut bereits kurz ein. So verteilen sich 50 Einsatzfahrzeuge auf die Ortsfeuerwehren der Stadt, von denen inzwischen nicht wenige die vom Land vorgegebene Nutzungsdauer von zwölf Jahren überschreiten. Das älteste, das Löschfahrzeug von Pulspforde, ist sogar Baujahr 1967. Und Nedlitz, inmitten von Wäldern gelegen, habe nur ein TSF ohne Wassertank, bemerkte der Stadtwehrleiter.

Die Überprüfung der Einsatzfahrzeuge erfolgt im Feuerwehrtechnischen Zentrum des Kreises Anhalt-Bitterfeld. Früher existierte ein Jahresplan, bemängelte Jürgen Dornblut, dass die Termine zum Abholen der Fahrzeuge jetzt oft sehr kurzfristig angesetzt werden. "Die Zusammenarbeit mit dem Landkreis ist sehr mangelhaft", schätzte Fritz Maschke ein.

Der Ortswehrleiter kritisierte ebenfalls, dass manch ausgebildetem Atemschutzträger die notwendige ärztliche Untersuchung fehlt. "Da muss mehr von der Verwaltung getan werden", forderte er. "Wir sind dran", entgegnete Jürgen Dornblut. Das Problem sei, dass nur ein ausgebildeter Arbeitsmediziner diese Tests vornehmen dürfe und davon gebe es in der Region mittlerweile keinen mehr. Der Stadtwehrleiter schilderte die bislang vergeblichen Versuche, eine zufriedenstellende Lösung zu finden. "Derzeit haben wir eine Firma aus Berlin", erklärte er. Zwar führe diese die Untersuchungen an den Wochenenden durch, was den berufstätigen Kameraden entgegen kommt, die Auswertung dauere aber zu lange.

Kinderfeuerwehr geplant

Noch eine ganze Weile werde es dauern, bis sich die mit Jahresbeginn geschaffene Stadtfeuerwehr zusammenfindet, war sich Fritz Maschke sicher. "Es ist schwierig, da eine Linie reinzukriegen", fand er. Es sei nicht einfach, die 27 Ortsfeuerwehren in Gleichklang zu bringen, bestätigte Jürgen Dornblut. "Überall war ein anderes System drin, das merkt man", erinnerte er, dass die einen vorher eigenständig waren, andere bereits zusammen eine Gemeindefeuerwehr bildeten. Bestimmte Dinge wurden unterschiedlich gehandhabt. "Das wird uns noch beschäftigen", blickte der Stadtwehrleiter auf die neue große Struktur, in der rund 600 aktive Kameraden vereint sind. Hinzu kommen die Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilungen sowie der kulturellen Einrichtungen wie dem Spielmannszug der FFw Lindau. Nicht zu vergessen sind die angehenden Brandschützer, die sich in den Kinder- und Jugendfeuerwehren engagieren.

Auch in Lindau läuft die Nachwuchsarbeit. So wuchs die Jugendfeuerwehr im Laufe des Jahres von zwei auf fünf Mitglieder an. Zudem soll im ersten Halbjahr 2011 eine Kinderfeuerwehr gegründet werden, wie Fritz Maschke informierte. Dennoch sorgte er sich um die Ortsfeuerwehr. "Wir brauchen junge Leute, die aktiv in der Feuerwehr mitmachen", betonte er.