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Fleischerei Starke schlachtet wöchentlich mehrere Pferde und Schweine für den regionalen Direktverkauf Qualitätsfrage Fleisch: Regional oder egal?

Von Katrin Wurm 11.11.2014, 01:23

Das Ökobarometer zeigt: Rund 92 Prozent der Befragten bevorzugen regionale Lebensmittel. Aber ist es überhaupt möglich, sich regional zu ernähren? Jannette Starke ist Fleischerin. Mehrere Schweine und Pferde werden pro Woche in ihrem Unternehmen geschlachtet und verarbeitet.

Zerbst l Noch vor 25 Jahren war es in deutschen Haushalten nicht unüblich, einmal im Jahr ein Schwein zu schlachten. Meistens fanden diese Schlachtefeste mit dem Beginn der kälteren Jahreszeit statt. Für viele Familien sicherte das jährliche Schlachten den Fleisch- und Wurstbedarf über etliche Monate. Heute wird kaum noch privat geschlachtet. Fleisch und Wurst werden gerade in Discountern zu Niedrigstpreisen angeboten. Es lohnt sich für private Haushalte einfach nicht mehr: zu teuer und zu aufwendig.

Doch gerade in Zerbst gibt es viele Fleischereien. Historisch gesehen ist Pferdefleisch in der Region beliebt. Auch heute wird es noch oft verkauft. Die Fleischerei Starke ist ein Familienunternehmen, geführt von Jannette Starke (35). 1992 wurde die Fleischerei, damals von Jannette Starkes Eltern, gegründet. Seit 2001 ist sie Geschäftsführerin, hat im Familienbetrieb gelernt.

Hier hat man sich auf die Herstellung von Pferdewurst und -würstchen, sowie auf die Schlachtung von Hausschweinen spezialisiert. "Wir schlachten alles selbst", berichtet Jannette Starke. "Die Pferde kommen aus der Umgebung, maximal bis 150 Kilometer entfernt. Die Schweine sogar direkt aus Zerbst oder Steutz", berichtet sie. "Ich will nicht, dass die Tiere aufgrund einer zu langen Fahrt in Stresssituationen kommen. Das wirkt sich dann auch auf das Fleisch aus", sagt sie.

Wöchentlich werden in der Fleischerei Starke zwei bis drei Pferde und etwa zehn Schweine geschlachtet. Die Produkte werden im Ladengeschäft und an den beiden Verkaufswagen verkauft. "Wir stehen auch auf Wochenmärkten und fahren die Dörfer in der Umgebung an", erklärt sie.

"Ich bin davon überzeugt, dass die Fleischereien in Zerbst genug Fleisch- und Wurstwaren für die Region herstellen. Auf die Mengen an Fleisch im Discounter sind die Leute eigentlich nicht angewiesen", vermutet Jannette Starke. Und doch greifen viele zum verpacktem Schnitzel aus dem Supermarkt. "Die Leute denken es ist billiger. Doch wenn man die Preise vergleicht, gibt es oft keinen oder nur einen geringen Unterschied", so die Fleischerin.

Die Tiere, die in ihrem Betrieb geschlachtet werden, tragen zwar nicht das Prädikat Bio, aber trotzdem achtet Jannette Starke auf artgerechte Haltung. "Ich nehme keine Tiere aus Massenhaltung", sagt sie.

Inklusive Lehrlingen und Auszubildenden arbeiten zwölf Leute im Unternehmen. "Wir sind eine EU-zugelassene Schlachterei. Über die Jahre hat durch die ganzen Bestimmungen auch die Schreibtischarbeit zugenommen. Ich kann immer weniger mit an der Produktion teilnehmen", berichtet sie. Die Richtlinien für Fleischereien sind streng. Auch privat kann man nicht ohne Weiteres ein Tier schlachten: Hygienebestimmungen und tierärztliche Untersuchungen stehen regelmäßig auf dem Plan.

Bei Fleisch gehe es immer auch um Vertrauen und Sicherheit. "Dass bei einem so sensiblen Thema wie Fleisch bei vielen Kunden doch noch der Preisgedanke an oberster Stelle steht, kann ich nicht verstehen", so Jannette Starke. Die Vergangenheit hätte gezeigt, dass Billigfleisch immer wieder auch wegen schlechter Qualität in den Medien ist. "Kurzfristig gibt es nach einem Skandal ein Umdenken. Aber langfristig wird dann doch wieder im Discounter gekauft, sagt die Fleischerin.