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Eine fast ausgerottete Krankheit kämpft sich zurück / Amtsarzt rät zu Impfungen Masern auf dem Vormarsch

Von Sebastian Siebert 11.02.2015, 02:36

Mediziner stellen einen Anstieg von Infektionen mit Masern fest. Während in Sachsen-Anhalt 2014 elf Fälle bekannt wurden, sind es bislang schon sechs. Dabei könnte die Krankheit ausgerottet werden, sagt Amtsarzt Dr. Norbert Preden.

Zerbst l Masern vermehren sich rasend schnell und die Krankheit verläuft schwer und nicht selten sogar tödlich. Gegen die Krankheit kann der Körper durch eine Impfung immunisiert werden, allerdings stellen Ärzte eine gewisse Impfmüdigkeit fest. "Eine Impflicht ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar", weiß der Amtsarzt Dr. Norbert Preden vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld zu berichten. Die Menschen sind selbst für ihre Impfung und die ihrer Kinder verantwortlich. "Aufklärung und Überzeugung sind besser", erläuterte der Arzt aus diesem Grund.

Bislang seien noch keine typischen Masernfälle im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gemeldet wurden, erzählte er weiter. Landesweit hat es allerdings schon sechs Menschen betroffen, bundesweit sind es bislang 231 Fälle. Diese stehen 514 gemeldeten Erkrankungen im Vorjahr gegenüber (Sachsen-Anhalt: 11, Angaben des Robert-Koch-Instituts). "Menschen, die nicht gegen Masern immun sind, erkranken bei Kontakt zu 95 Prozent", machte der Amtsarzt auf Nachfrage deutlich. Besonders schwerwiegend ist dabei die Art der Ansteckung: "Dabei werden die Masern über die Luft übertragen", erläuterte Amtsarzt Dr. Norbert Preden den Grund der schnellen Infektion.

Bei Masern handele es sich um eine schwere fieberhafte Erkrankung mit Entzündung der Augen, des Rachens und einem Ausschlag. "Zahlreiche Komplikationen, auch Todesfälle und späte Todesfälle sind möglich. Besonders gefährdet sind Säuglinge", klärt der Amtsarzt auf. Auf Grund der Schwere der Erkrankung werde die Masern-Impfung dringend empfohlen. "Zwei Impfungen im Mindest-Abstand von zwei Monaten sind notwendig." Da nur Menschen an Masern erkranken können, sei eine Ausrottung dieser schweren Krankheit theoretisch möglich, "scheitert jedoch an einer nicht 95-prozentigen Durchimpfung der Gesamtbevölkerung."

Das teilt auch das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Webseite mit Berufung auf die Statistiken des Robert-Koch-Institutes mit. Die Zahlen, die dem Institut gemeldet werden, fluktuieren jährlich. Deutschland befinde sich in der "Präeleminationsphase", weise aber seit Jahren keine Verbesserung auf. Das Ziel, nur noch eine Infektion pro eine Million Einwohner pro Jahr zu erreichen, rücke somit nicht näher.

Auffällig sei eine hohe Ansteckungsrate bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, teilweise seien 40 Prozent und mehr 20 Jahre und älter gewesen, nur 9 Prozent waren über 40 Jahre alt. Als Grund nennt das Institut einen unzureichenden Schutz und den Umstand, dass die Krankheit als "Kinderkrankheit" bekannt ist und oftmals bei jungen Erwachsenen zu spät erkannt wird. "Natürliche Masern-Erkrankungen - nicht die Impfung - können zu schweren Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen mit Ertaubung, Entzündungen des Gehirns mit Todesfolge führen. Besonders gefürchtet ist eine chronische Masernentzündung des Gehirns. Nach Jahren tritt ein Umbau des Gehirns mit schwerster Behinderung und Tod ein", sagt Preden.

Im Gegenzug dazu seien Impfungen gut verträglich. "Nach einer Masern-Impfung können leicht erhöhte Körpertemperaturen, ein leichter Ausschlag und ein leichtes Unwohlsein als Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff auftreten. Nur Schwangere dürfen nicht geimpft werden", betonte er.

Für den Schutz von Kleinkindern sei eine möglichst frühe Impfung nötig. Ab einem Alter von elf Monaten sei das möglich. Vorher, so informiert das Institut, sei der beste Schutz ein "Herdenschutz." Eine immune Umwelt schütze das Kind vor Ansteckung.

Alle Kinder sollten nach den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft werden. Dazu zählt die zweimalige Impfung gegen Masern-Mumps-Röteln-Varizellen nach Vollendung des ersten Lebensjahres, führte er fort.

Und weiter: "Jeder Mensch, der nicht nachweislich in der Kindheit an natürlichen Masern erkrankt war, sollte zweimal geimpft sein", betont der Amtsarzt Norbert Preden. Schwangere bilden eine Ausnahme. Sie dürfen nicht geimpft werden.