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Immer wieder eine Augenweide Seit fast 60 Jahren Tradition: Bär und Adler aus Blumen

Von Desirée Mainzer 16.04.2010, 04:50

Wer in Zerbst wohnt, der kennt es, das Stadtwappen aus Blumen am Rephuns Garten. Jedes Jahr wird es neu bepflanzt und Stiefmütterchen formen das bekannte Abbild der fünf gezinnten roten Türme hinter der Stadtmauer, verziert mit zwei Schilden. Doch wofür stehen all diese Darstellungen ?

Zerbst. " Dieses Wappen ist nicht das ältestes Stadtwappen ", berichtet Helmut Hehne, der Zerbster Regionalhistoriker. " Schon im 12. Jahrhundert gab es Siegel wie das des Richard von Zerbst. " Es gibt auch Siegel aus demselben Jahrhundert, auf denen drei Türme zu sehen sind. Diese ähnelten sehr denen der Nicolaikirche vor ihrer Zerstörung.

Das Wappen, wie man es heute kennt, wurde in dieser Form erst etwa seit 1485 als Siegel gebraucht. Die silber gezinnte Stadtmauer mit dem offenen Tor zeugt von einer Stadt, in der Fremde willkommen waren. " Silber wird im Wappen immer weiß dargestellt und gelb steht für Gold ", erzählt Helmut Hehne beim Beschreiben des Wappens. Die fünf Wachtürme mit Spitzdächern, auf denen goldene Knäufe und Kreuze angebracht sind, stehen für die fünf Stadttore, die alle bis ins 19. Jahrhundert erhalten waren. Zwei Tore mussten dann aufgrund des immer größer werdenden Verkehrsaufkommens den Straßen weichen.

Die Schilde im Wappen

Der Schild auf der linken Seite der abgebildeten Stadtmauer ist gespalten und zeigt einen roten brandenburgischen Adler, der seit 1215 die Ansprüche des fürstlichen Hauses Anhalt auf die Mark Brandenburg verkörpert. Die andere Seite ist neunmal von Schwarz und Gold geteilt und mit der sächsischen Raute belegt – somit wird auch der Anspruch auf das Kurfürstentum Sachsen dargestellt. " Die Querstreifen stehen für die Ascherslebener Linie, von der die Anhaltiner abstammen, das anhaltische Adelsgeschlecht ", so Helmut Hehne.

Der zweite Schild zeigt eine schräg aufsteigende, rote Mauer, auf deren Zinnen ein schwarzer Bär mit goldener Krone und Halsband aufsteigt. Er steht symbolisch für den Markgrafen Albrecht der Bär, den Askanierfürsten.

Blasonierung erst 1995

Im Jahre 1995 wurden Städte und Gemeinden gemäß der Gemeindeordnung des Landes Sachsen-Anhalt zur bis dato noch nicht notwendigen Blasonierung des Stadtwappens aufgerufen. Blasonierung ist die Bezeichnung für die schriftliche Beschreibung und Fixierung eines Wappens. So wurde das Zerbster Stadtwappen am 9. Februar 1995 schriftlich beschrieben und vom Regierungspräsidenten des Regierungsbezirkes Dessau genehmigt. " Vorher waren etliche Diskussionen notwendig. Es musste geklärt werden, ob der Adler goldene, braune oder schwarze Krallen hat oder wie viele Schwingen am Flügel dargestellt werden. Die Blasonierung eines Wappens ist keine leichte Sache. In Zerbst war dies bisher nicht notwendig gewesen, so dass erst 1995 unser Wappen sozusagen, genormt ‘ wurde ", berichtet Helmut Hehne.

Das Blumenwappen am Rephuns Garten wurde etwa 1950 von der Stadt Zerbst gepfl anzt und 2002 von der WEMA saniert und umgestaltet. " 1953 habe ich das alte Blumenwappen fotografiert, dazu habe ich mir extra eine Feuerwehrleiter organisiert, damit ich komplett draufsehen konnte. Da existierte das Blumenwappen noch nicht lange. Es sah auch anders aus, da es wirklich komplett aus Blumen war und die Metallteile und Steine, die man heute sieht, noch nicht eingebaut waren ", erzählt Helmut Hehne.

Heute pflegen die Mitarbeiter des Zerbster Bauhofs die Anlage. " Die Stiefmütterchen, die jetzt auf dem Wappen zu finden sind, werden im Herbst gesetzt und wir pfl anzen diese im Frühling nach. Zum Nachpflanzen benötigen wir selten mehr als einen Tag ", erzählen Jutta Gruhn und Kathrin Gast vom Zerbster Bauhof. " Da gießen wir noch mal, lockern die Erde ein wenig und schauen, ob die Pflanzen auch tatsächlich das richtige Muster ergeben. " Und die Zerbster können wie in jedem Jahr beim Bummeln über ihr schönes Wappen staunen.