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Jägerschaft Zerbst mit Jahreshauptversammlung / Vorschlag an Landesjagdverband: Den Wolf mit den anderen jagdbaren Tieren gleichstellen

Von Helmut Rohm 02.05.2011, 04:42

79 der insgesamt 269 Mitglieder der Jägerschaft Zerbst kamen zur Jahreshauptversammlung am Sonnabendvormittag nach Garitz. Diskutiert wurden Themen von den Wildschäden bis zum Wolf.

Garitz. Live geblasene Jagdsignale eröffneten den Vormittag im Zeichen der Jagd. Die Bedeutung und Wertschätzung der Tätigkeit der Jäger wurde auch in der Teilnahme zahlreicher Ehrengäste deutlich. Jägerschaftsvorsitzender Alexander Stein begrüßte die Landtagsabgeordneten Holger Hövelmann (SPD) und Dietmar Krause (CDU), den Anhalt-Bitterfelder Landrat Uwe Schulze (CDU), Wolfram Hein, den Vizepräsidenten des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt, den Kreisjägermeister Wolfgang Mengel und Rüdiger Rochlitzer von der Unteren Jagdbehörde des Landkreises Anhalt-Bitterfeld.

Im Jahr 2010 habe es "im Land die bisher massivsten Klagen über Wildschäden in der Landwirtschaft und in der Forstwirtschaft" gegeben, sprach Alexander Stein in seinem Rechenschaftsbericht ein erstes, Jäger bewegendes Problem an. Es gebe bereits Anfragen von Jagdpächtern, wie sie wegen "nicht mehr beherrschbarer Wildschäden", die nicht nur vom Schwarzwild verursacht werden, aus ihren Pachtverträgen herauskommen könnten.

Alexander Stein verwies darauf, dass das im Dezember 2010 verabschiedete überarbeitete Landesjagdgesetz ermögliche, durch unbürokratischere Abschussplanung und -realisierung überhöhte Wildbestände abzubauen. Im Übrigen, so der Vorsitzende der Jägerschaft Zerbst, werden weitere Neuregelungen wie zum Beispiel zu den Themen Hundewesen, Berufsgenossenschaft, Jagdscheinkosten sowie deren Durchführungsbestimmungen im Landesjagdgesetz Inhalt der vom Vorstand der Jägerschaft zu organisierenden Schulungs- und Informationsveranstaltungen sein.

Ehrenamtliche Arbeit ist ein Hauptpfand

Im Bericht und in der späteren Aussprache gab es Anfragen und Aussagen zu der Problematik Trichinenproben des Schwarzwildes, da sich dort die Kosten erhöhen und zugleich die Annahmestellen verringern.

Landrat Schulze erklärte dazu, dass EU-Recht (ISO-Normen) durchzusetzen sei und damit nur akkreditierte Labore mit spezieller kostenaufwändiger Technik und Verfahren diese Untersuchungen durchführen werden. Dadurch ergeben sich auch die für die Jäger erhöhten Kosten. Die Proben, so der Landrat, können an allen Werkttagen in den Bürgerbüros des Landkreises abgegeben werden.

Interessant für alle Jäger, so Alexander Stein, ist die überarbeitete Jagdzeiten-Verordnung für Sachsen-Anhalt.

Für den Vorstand der Jägerschaft Zerbst war Anfang des Jahres auch die Organisation und Durchführung des "Grünen Abends" eine Schwerpunktaufgabe. "Ein gelungener Abend, der durch großes Engagement des Vorstandes, des erweiterten Vorstandes und weiterer Helfer, auch von Sponsoren, erfolgreich gestaltet werden konnte", freute sich der Vorsitzende.

Er hob hervor, dass auch in der Jägerschaft Zerbst ehrenamtliche Arbeit das Hauptpfand ist. Dank der Bereitschaft von Gerhard Achillis, als neuer Hegeringleiter des Hegeringes Leitzkau-Lindau-Loburg tätig zu werden, konnte der drohende Zerfall verhindert werden, nachdem der bisherige Leiter Jan Blaue das Amt niedergelegt hatte. Jan Blaue ist auch nicht mehr Hundeobmann der Jägerschaft.

Auch nach der Ablösung von Jan Blaue als Schwarzwildgattermeister in Schweinitz durch den Landesjagdverband, "ist die Gatterarbeit bei uns nicht zusammengebrochen", stellte Wilhelm Tappert in einem Aussprachebeitrag fest. Er belegte das mit Zahlen: "41 Übungstage, 312 Hunde fast aller Rassen haben im Gatter geübt, acht Prüfungen wurden durchgeführt, von 51 angetretenen Hunden haben 48 die Prüfung geschafft." Und: Tobias Dörfel übernimmt die Funktion des Gattermeisters. Beifall gab es dazu von den Anwesenden.

Kritik an der Pflichttrophäenschau

Beifall gab es auch, als Alexander Stein berichtete, dass Dirk Köhler, Egbert Köhler, Daniel Hinze, Steffen Freitag und Sophia Uigschies die Jägerschaft Zerbst bei den Landesmeisterschaften im jagdlichen Schießen vertraten und den 3. Platz belegten. Dirk Köhler wurde außerdem in der Einzelwertung Landesmeister.

Differenziert sind dagegen die Bilanzen in Teilnehmerzahl und Ergebnissen beim Hegeringschießen.

Rüdiger Rochlitzer schätzte die Pflichttrophäenschau, die mit der Jahreshauptversammlung in Garitz durchgeführt wurde, kritisch ein. 13 von den 59 Revieren im Altkreis Zerbst, dem Verantwortungsbereich der Jägerschaft Zerbst, haben gar nichts vorgelegt. Außerdem fehlen von 21 Revieren die Abschusslisten des vorigen Jagdjahres. "Das erfordert unnötige Nachprüfungen, führt zu Ermahnungen und auch nicht nötigen Bußgeldern", ärgerte sich der Vertreter der Unteren Jagdbehörde.

Er und später auch Wolfram Hein erläuterten informativ weitere Inhalte des überarbeitet Landesjagdgesetzes.

In der Diskussion wurde die Wolfs-Problematik angesprochen. Wilhelm Tappert mahnte an, die Debatte "mit größerer Sachlichkeit" zu führen über die Fragen wie: "Was verträgt das Land an Wölfen?" oder "Wie soll es weitergehen?"

Reinhard Bartsch, Vorsitzender Damwildhegegemeinschaft "Fläming" unterbreitete einen von der Versammlung angenommenen Beschlussentwurf, der an den Landesjagdverband weitergereicht werden soll. Darin wird gefordert, die Wolfs-Problematik in das Landesjagdgesetz aufzunehmen. Der Wolf würde damit wie alle anderen jagdbaren Tiere behandelt.

Nach dem Bericht des Schatzmeisters Wilfried Bustro und dem Bericht der Revisoren, gehalten von Helmut Beuter, wurde der Vorstand entlastet. Beschlossen wurde auch der Wirtschaftsplan des kommende Jagdjahres.

Helmut Beuter sei ein Mann, der mehr im Hintergrund arbeite, "seit vielen Jahren und äußerst gewissenhaft und korrekt", hob Alexander Stein hervor. Helmut Beuter erhielt unter dem Beifall der anderen Weidgenossen die Ehrennadel des Landesjagdverbandes in Silber.