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Förderverein Gedenkstätte Kriegsgefangenenlager und Sammlung Truppenübungsplatz Altengrabow Lagergeschichte wird mit weiterer Hilfe aufgearbeitet

Von Bettina Schütze 27.07.2010, 13:46

Der Förderverein Gedenkstätte Kriegsgefangenenlager und Sammlung Truppenübungsplatz Altengrabow intensiviert seine Bemühungen, die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag XI-A zu erforschen. Dabei wird er seit Kurzem von einem Doktoranden der Universität Magdeburg unterstützt.

Dörnitz/Loburg/Schweinitz. Paul Kannmann, Doktorand an der Magdeburger Universität "Otto von Guericke", erforscht die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag XI-A. Damit erhält der Förderverein eine ungeahnte Unterstützung für seine weitere Arbeit. Der junge Mann war bereits bei der Ehrung der Kriegstoten im Mai mit dabei und hatte den Kontakt zu Yaakow Lenski, einem ehemaligen Gefangenen, geknüpft und ihn nach Dörnitz gebracht (Volksstimme berichtete). Zahlreiche Recherchen hat Paul Kannmann mittlerweile unternommen, aber eine Begehung des Truppenübungsplatzes, um sich selbst ein Bild zu machen, fehlte noch. Diese Möglichkeit räumten dem Doktoranden kürzlich die Vereinsvorsitzende Christel Kitschke und Vereinsmitglied Reinhold Bewersdorf ein.

Von besonderem Interesse war für Paul Kannmann zunächst das Gebiet rund um das ehemalige Krankenhaus, den Standortfriedhof, das Lazarett und die ehemalige Leichenhalle. Besonders Reinhold Bewersdorf konnte dem Doktoranden aus seinem riesigen Erfahrungsschatz viele Details näher bringen. Und Christel Kitschke als langjährige ehemalige Bürgermeisterin von Dörnitz konnte einiges ergänzen. "Es war eine Stadt mit allem, was dazu gehörte".

Nicht von allem ist heute noch etwas zu sehen. So wurden das ehemalige Krankenhaus und das Heizhaus auf den ehemaligen Franzosenfriedhof gesetzt. Vom Lazarett sind noch die Baracken, die zum SAN-Bereich gehörten, erhalten. Die alten Pferdeställe wurden zu Gefangenenunterkünften umfunktioniert. Von der ehemaligen Kommandantur mit Verwaltungsgebäude ist nichts mehr zu sehen.

Paul Kannmann hat noch viel Arbeit vor sich. "Nach dem Krieg wurde nicht schnell genug versucht, die Gebäude zu erhalten. Damit gingen auch viele wichtige Dokumente verloren", erklärte Reinhold Bewersdorf. Deshalb sind Aussagen von Beteiligten so wichtig. Aber viele wollen einfach nicht über ihre Erlebnisse sprechen.

Nach der rund zweistündigen Begehung zeigte sich Paul Kannmann beeindruckt. "Das ist überwältigend. Vieles, was ich vorher nur gelesen oder gehört habe, kann man jetzt besser zuordnen." Mit der Begehung konnten Christel Kitschke und Reinhold Bewersdorf aber nur einen kleinen Teil des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers und was davon noch zu sehen ist, vermitteln. Deshalb sind weitere Besichtungen fest einge-plant.

Die Mitglieder des Fördervereins sind derzeit dabei, das ehemalige Museum auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes mit Arbeitseinsätzen wieder herzurichten. Dann sollen auch die Arbeiten von Paul Kannmann in einem Teil des Gebäudes für Besucher zugänglich gemacht werden.

Für Christel Kitschke ist es wichtig, die Nachforschungen zum Kriegsgefangenenlager Stalag XI-A voranzutreiben. Damit kann auch ehemaligen Kriegsgefangenen oder deren Angehörigen besser Auskunft gegeben werden. "Viele Anfragen konnten wir leider bisher nicht beantworten. Da aber unter Putin nun die Archive geöffnet wurden, kommen viele Angehörige mit der Sterbeurkunde hierher und wollen das Grab sehen." Auch mit der Arbeit von Paul Kannmann soll dem in Zukunft Rechnung getragen werden.