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Mathias Wrobel und Michael Hesselbarth aus Wolfen zeigen ihre Arbeiten Foto-Graffiti-Installation zieht jetzt die Blicke im Zerbster "Kunstfenster" an

Von Helmut Rohm 10.01.2012, 04:19

Zerbst l Der Weihnachtsmann ist mit seinem altertümlichen Fahrrad aus dem "Kunstfenster" Zerbst auf der Breite nach der gut vierwöchigen Ausstellung wieder weggefahren. Eine großformatige Foto-Graffiti-Installation hat nun diesen Raum in Besitz genommen.

Aussteller sind Mathias Wrobel (23), Industriemechaniker, und Michael Hesselbarth (30), Vermessungstechniker, beide aus Wolfen. Mit diesen Beiden stellen - so ist es gewollt - auch Künstler der Region aus, die keine Mitglieder der Künstlergemeinschaft "Kunstfenster" sind.

"Die Zerbster Kunstszene kenne ich aus meiner dreimaligen aktiven Teilnahme an der Kunst-Stadt(t)-Mauer-Aktion im Zerbster Schlossgarten", erzählt Mathias Wrobel während des Ausstellungsaufbaus am vergangenen Freitag.

Beide betreiben ihre Hobbys autodaktisch seit einigen Jahren.Michael Hesselbarth fotografierte schon analog, nun natürlich digital. Der Graffitikünstler Matthias Wrobel ist seit 2002 aktiv. Auf den "rechten Weg" kam er 2004 durch eine gerichtliche Auflage nach erwischten illegalen Graffiti. "Ich musste 80 Stunden gemeinnützige Arbeit in einem Jugendclub in Jessnitz leisten und habe dort den Clubraum künstlerisch gesprüht", blickt er zurück. Da habe er erfahren, dass es viel Spaß macht, in Ruhe und legal künstlerisch tätig zu sein.

Gemeinsam sind Michael Hesselbarth und Mathias Wrobel seit etwa vier Jahren unterwegs. Zusammengebracht hat sie eine interessante Motivwahl: verwaiste Industrieanlagen, meist auch "verlassene Orte" genannt, eine reizvolle Art "Industriekultur" gewissermaßen. "In unserer Bitterfeld-Wolfener Gegend haben wir da ja eine ganze Menge", erzählt Michael Hesselbarth, auch wenn sie durch großflächige Abrisse wegen benötigten Platzes für Solaranlagen abnehmen.

Während sich der Fotograf den spannenden Innenansichten widmet, richtet der "Sprüher" seinen Blick auf die Außenansichten. Beide fotografieren.

Michael Hesselbarth stellt 40x40 Zentimeter oder 40x60 Zentimeter große künstlerisch anspruchsvolle Fotografien her, die er auch digital bearbeitet. Für Mathias Wrobel sind die Fotografien nur Schritt eins für das spätere Graffito-Bild.

Zu seiner Technik erklärt er in Stichpunkten: Die Fotos werden am Computer in schwarz-weiß bearbeitet, dann auf die jeweilig gewünschte Leinwandgröße ausgeplottet. Dieser Ausdruck wird dann per Hand ("Alles, was schwarz ist, geht weg.") als Schablone ausgeschnitten. "Mit der Schablone bekomme ich beim Sprühen eine ganz genaue Kontur", erklärt er den Grund dieser teils filigranen Arbeit mit Schere und Skalpell.

Anschließend folge die weitere farbliche Gestaltung. Über 180 verschiedene Farbtöne, alle in Extra-Sprühdosen, hat Mathias Wrobel in seinem häuslichen Atelier für den Einsatz zur Verfügung.

Inzwischen ist er auch als freier Graffitikünstler tätig, gestaltet individuell Fassaden, Wände und Leinwände.

Neben eigenen Ausstellungen haben Michael Hesselbarth und Mathias Wrobel auch schon gemeinsam ausgestellt, unter anderem im Bitterfeld-Wolfener Wasserzentrum und in der Leipziger Galerie am Heizhaus.

Die künstlerischen Arbeiten beider Wolfener sind durch eine faszinierende Motivwahl und hoch realistische Darstellung geprägt.

Die Ausstellung von Michael Hesselbarth und Mathias Wrobel ist bis zum 17. Februar im "Kunstfenster Zerbst" zu sehen.www.twister-artworks.de