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Hegering Zerbst hatte eine revierübergreifende Hubertusjagd organisiert Mit Jäger Hoerich auf Hubertusjagd: Schuss ging daneben, aber der Tag war sehr schön

Von Helmut Rohm 21.11.2012, 01:11

Der Hegering Zerbst hat am vergangenen Sonnabend eine revierübergreifende "Hubertusjagd" organisiert. Die Volksstimme begleitete einen der Jäger.

Zerbst l"Wir sind sehr zufrieden, dass 43 Jägerinnen und Jäger sowie 29 Treiber unserer Einladung zu dieser Ansitz-Drück-Jagd gefolgt sind", stellt Jagdleiter Reinhard Markmann, Vorsitzender des zur Jägerschaft Zerbst gehörigen Hegeringes Zerbst, bei der Begrüßung, Einweisung und obligatorischen Sicherheitsbelehrung am Sonnabendmorgen fest.

Gejagt wird auf Wiesen, Feldern und im Wald des weitgefassten Territoriums um Zernitz. Verkehrsschilder "Vorsicht Treibjagd" auf den Straßen machen auf dieses für den Hegering schon traditionelle Ereignis aufmerksam. Die Treiber sind der Sicherheit wegen mit orangefarbenen Westen oder Bändern auffallend gekennzeichnet.

Gegen neun Uhr machen sich die Jäger unter Führung der jeweiligen Revierinhaber auf den Weg zu den vorher festgelegten Ansitzen. "Jetzt müssen wir ganz leise sein. Wenn der Eichelhäher so ein Gezetere macht, ist Bewegung da, könnte ein Fuchs in der Nähe sein", flüstert der jagderfahrene Hans-Joachim Hoerich. Ort dieses Hinweises ist ein Hochsitz in der Nähe der früheren Rieselfelder. Mit Hoerich (64) und Nora, seiner Kleine Münsterländer-Jagdhündin, verbringe ich gut drei Stunden auf einer für zwei gut gewachsene Männer und einem vierbeinigen Jagdbegleiter nicht gerade sehr geräumigen, jedoch bei etwas Rücksicht untereinander auskömmlichen Kanzel. Der Hochsitz darf während der Jagd aus Sicherheitsgründen nicht verlassen werden. An diesem kühlen Vormittag tut die nach vielen Jahren wieder aus dem Schrank hervorgekramte lange Unterhose ebenso gut wie ein heißer Tee zur "Halbzeit".

Jagd ist mehr als nur Tiere zur Strecke zu bringen

In diesen etwa drei Stunden wird deutlich, dass Jagd mehr ist, als nur Tiere zur Strecke zu bringen. Die von den Jägern ebenfalls stets erklärte Liebe zur Natur und an der Natur ist hier eindrucksvoll erlebbar.

Da ist die Ruhe, die zum Nachdenken und Sinnieren einlädt. Da wird leise miteinander gesprochen. Hans-Joachim Hoerich, auch Vorstandsmitglied der Jägerschaft, ist über die Falknerei zur Jagd gekommen. Sie ist für ihn "Entspannung und Naturgenuss".

Langsam lichtet sich der leichte Nebel. Das Licht wird sichtlich anders. Gegen Mittag scheint sogar die Sonne. Viele Eindrücke werden gegenwärtig: Die vielfältigen Farben der herbstlichen Natur, ein vorbei schwebender Bussard, die schon genannten Eichelhäher, andere kleinere Vögel - mit Glück auch Wild.

Von links kommend zieht ein flüchtendes Schmalreh vorbei. "Hansi" Hoerich kann es nicht richtig "ansprechen" (Jägersprache für richtig beobachten, identifizieren vor dem Schuss). Da auch Baumgestrüpp eine freie Bahn verhindert, bleibt der Schuss aus. Spannend ist dennoch die Beobachtung des Rehes, das auch hin und wieder ungemein hohe Sprünge absolviert. Das bedeute wohl, so die spätere Erklärung, dass es uns gesehen oder zumindest vermutet hat.

Aber der Eichelhäher hat wohl doch recht. Kurz vor elf Uhr schnürt ein Fuchs über die freie Fläche vor unserer Kanzel. An einem Schonungsrand hält er. Wir können ihn mit unseren Ferngläsern gut ausmachen. Entfernung etwa 100 Meter. Hans-Joachim Hoerich flüstert: "Erschrick jetzt nicht!" Ein sehr lauter Schuss knallt. Getroffen? Mit den Gläsern ist das nicht erkennbar.

Ein lebender Fuchs sieht auch schön aus

Nach dem offiziellen Jagd-ende um 12 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Nachsuche. Ganz aufgeregt ist Nora, die in der gesamten anderen Zeit sehr diszipliniert und ruhig mit uns auf dem Hochsitz ausgehalten hat. Wir finden frische Spuren, aber keinen Schweiß (Blut). Nora jedoch wühlt sehr intensiv an dem unmittelbar daneben befindlichen Fuchsbau. "Möglicherweise hat das von Weitem nicht bemerkte höhere Gras den Schuss abgelenkt oder ich habe nicht getroffen", resümiert "Hansi" Hoerich. Der Fuchs hat sich offenbar schnell im Bau verkrochen. Schade für den Jäger. Aber schön sieht auch ein lebender Fuchs aus, wenn er so über das Feld läuft, denkt sich der Laie.

Die vorbeikommende Nachbargruppe hatte echtes Jagdglück. Auf dem Hänger liegt ein weidmännisch aufgebrochenes Stück Rehwild.

Der Sammelplatz füllt sich wieder. Einige sind noch mit dem Nachsuchen beschäftigt. Schließlich, gegen 13 Uhr, wieder begleitet von Jagdhornsignalen, wertet Reinhard Markmann vor der gelegten Strecke mit einem Damwild, fünf Schmalrehen, einem Stück Schwarzwild und einem Fuchs die Jagd aus.

Die erfolgreiche Schützen erhalten den sogenannten Schützenbruch. Jagdabschluss ist das gemeinsame Essen, zu dem die Jäger "Schüsseltreiben" sagen.