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Entwürfe von Künstler Max Uhlig zeigen eine abstrakte Landschaft "Dramatische Fenster" in der Johanniskirche sollen Poltes Wunsch wahr werden lassen

Von Stefan Harter 17.05.2013, 03:11

Die Fenster der Johanniskirche sollen künstlerisch gestaltet werden. Der Dresdner Maler Max Uhlig hat den Zuschlag für den Entwurf bekommen, der nicht nur auf Freude stößt. Mit Spenden und Fördermitteln soll das Projekt nach und nach umgesetzt werden.

Altstadt l Das Kuratorium zum Wiederaufbau der Johanniskirche hat sich viel vorgenommen. Die Mitglieder wollen nicht nur, wie gestern in der Volksstimme berichtet, im Kircheninneren eine Brücke vom Süd- zum Nordturm schlagen. Auch die Kirchenfenster an der Ost- und Südfront sollen neu gestaltet werden.

Der Vater des Gedankens ist Alt-OB Willi Polte, der bereits zu seiner Verabschiedung als Oberbürgermeister 2001 und bei seinem 70. Geburtstag um Spenden für die farbige Gestaltung eines der Kirchenfenster bat. Nach über einem Jahrzehnt soll sich sein Wunsch nun erfüllen.

Denn nach Intervention der Denkmalschützer war klar: Ein einzelnes farbiges Fenster geht nicht, ein Gesamtkonzept musste her. Das wurde vor drei Jahren angegangen. Ursprünglich sollte ein Künstlerwettbewerb stattfinden. Doch von den angeschriebenen Kreativen, darunter Tony Cragg, der mit seiner Kunst bereits einmal in Magdeburger für Kontroversen sorgte, war nur einer bereit. Der renommierte Dresdner Maler Max Uhlig erhielt denn auch ohne Umschweife den Auftrag.

Seine Entwürfe sind mittlerweile fertig und bedürfen nun der Abstimmung mit den Stadträten. Die Kosten für die sechs Fenster der Südseite und die sieben Fenster im Bereich des Chores werden auf insgesamt 1,29 Millionen Euro geschätzt, die komplett über Spenden und Fördermittel finanziert werden sollen. Denn weder das Kuratorium noch die Stadt haben das Geld übrig. "Die Uhlig-Fenster versprechen jedoch ein künstlerisches Ereignis ersten Ranges zu werden. Der Rang des Künstlers wie auch die Qualität der Entwürfe lassen es aussichtsreich erscheinen, das Projekt zügig zu realisieren", ist sich die Verwaltung aber sicher. Die Johanniskirchen-Fenster könnten als Kunstwerk von europäischem Rang einen Beitrag zu Magdeburgs Kulturhauptstadt-Bewerbung darstellen.

Doch was sieht man nun auf den neuen Fenstern? "Vegetation und Landschaft in stark abstrahierter Form", heißt es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat. Stilisierte Weinstöcke als Grisaillen (Schwarz/Weiß/Grau mit Zwischentönen), gestaltet in den Chorfenstern, soll man erkennen. Die Südseite präsentiert sich in "warmen Herbsttönen". Zurückhaltung im Chor, Dramatik an der Südwand. "In den intensiven, feurigen Farben der Landschaft" könne man durchaus auch die "Flammen sehen, die Magdeburg zweimal zerstört haben."

Doch nicht jeder kann sich damit anfreunden. Sowohl die Messegesellschaft als Veranstalter als auch Mitglieder des Kuratoriums meldeten Bedenken an. Als "wirres Durchein-ander ohne Sinn" wurde der Entwurf z.B. bezeichnet. Die Vermarktung würde durch die intensiven Farben leiden, da viele kleinere Veranstaltungen die aktuelle neutrale Ausleuchtung erforderten, hieß es auch.

Am Mittwoch beriet der Kulturausschuss über die Entwürfe. "Wir hatten bereits Ende vergangenen Jahres einen ersten Blick darauf werfen können und waren damals schon sehr angetan", erklärte die Vorsitzende Karin Meinecke (Linke). Folglich wurden sie dem Stadtrat einstimmig empfohlen.

Morgen ist Max Uhlig zu weiteren Abstimmungen wieder in der Stadt. Einen Vorgeschmack bekommen Interessierte bereits jetzt in der Johanniskirche. Sogenannte Probefelder sind angebracht und geben einen ersten Eindruck von den neu gestalteten Fenstern.