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Stadt Magdeburg will weitere Kleingartenanlagen für Eigenheimbau erschließen Gartenfreunde bangen um ihre Scholle

Von Robert Richter 27.07.2013, 03:08

Magdeburg - Neustädter Feld. Die Stadt Magdeburg will nach Stadtfeld nun auch Kleingärten im Neustädter Feld in Bauland für Eigenheime umwidmen. Betroffen sind die Sparten "Birkenweiler", "Langer Schlag" und teilweise die Anlage "Lerchenwuhne". Die Gärtner wollen nicht kampflos aufgeben.

Die Kleingärtner vom "Langen Schlag" freuen sich auf ihr Sommerwochenende im Grünen. Doch ein gerade veröffentlichtes Papier der Stadtverwaltung (Drucksache DS0115/13) sorgt für Zündstoff. Die Kommune will für die Flächen dieser Sparte sowie die benachbarte Gartenanlage "Birkenweiler" einen Bebauungsplan (B-Plan) aufstellen. Ziel: Hier soll künftig Baurecht für Eigenheime herrschen. Auch ein Teil der Sparte "Lerchenwuhne" könnte künftig für Häuslebauer erschlossen werden. Die Stadt will der großen Nachfrage nach Bauplätzen "zügig" nachkommen, heißt es. "Für uns Gartenfreunde wäre das schlimm", sagt Kleingärtner Eckhard Neumann.

Der 61-Jährige gehört zu den Urgesteinen vom "Langen Schlag", arbeitet im Vereinsvorstand mit: "Wir haben seit über 30 Jahren hier unseren Garten und haben die Anlage mit aufgebaut. Das war früher Ackerland der LPG", erzählt der Zwei-Meter-Mann, den auf seinem Beet nur die drei Meter hohe Sonnenblume überragt. Er sagt: "Wir haben hier 32 Gärten, sind voll ausgelastet. Wenn einer aufgibt, ist der Garten schnell wieder verpachtet, denn die Lage ist günstig. Unsere jüngsten Gartenfreunde sind um die 30, die ältesten 80." Auch die Sparte "Birkenweiler" mit ihren 23 Parzellen sei voll ausgelastet und top in Schuss, heißt es vom Verband der Gartenfreunde Magdeburg.

Dessen Vorsitzende Ute Simon kennt das Beschlusspapier der Stadt: "Eine Umwandlung in Bauland würde eine soziale Härte für die Gartenfreunde bedeuten, die sich über viele Jahre etwas aufgebaut haben", erklärt sie, will aber zunächst beschwichtigen: "Was heißt denn B-Plan? Zunächst werden eineinhalb bis zwei Jahre vergehen, bis es zu einem Beschluss kommt. Natürlich hat die Stadt die Möglichkeit, die Pachtverträge zu kündigen, allerdings dann auch nur gegen Entschädigungen für die betroffenen Gartenfreunde. Wann das sein wird, ist offen."

Hintergrund: Von den 14 700 Kleingärten im Stadtgebiet stehen aktuell 1052 leer. "Durch die demografische Entwicklung wird der Leerstand nach 2020 deutlich steigen", erklärt auch Verbandschefin Ute Simon. Bauplätze für Eigenheime hingegen sind nach Aussage des Stadtplanungsamtes weiterhin sehr gefragt.

Die Kleingärtner wie Eckhard Neumann vom "Langen Schlag" wollen ihre gut funktionierenden Gartensparten nicht freiwillig räumen: "Wir werden unsere Gärten nicht kampflos aufgeben", sagt er.

Ein Aufschrei der Gartenfreunde ist auch aus Stadtfeld zu erwarten. Wie bereits berichtet, soll für die Sparte "Stadtfeld I" (23 Parzellen, voll belegt) an der Pestalozzistraße ein B-Plan den Weg für Häuslebauer frei machen. Ähnliche Pläne für die Gartensparte "Wredestifung" und angrenzende Anlagen in Nordwest waren im Vorjahr bekannt geworden, jedoch nach Protesten betroffener Gärtner von der Stadt wieder begraben worden.

Ob für die Sparten "Langer Schlag", "Birkenweiler" und "Lerchenwuhne" die neuen B-Pläne entwickelt werden, entscheidet der Stadtrat am 10. Oktober.