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Gastronomie in Magdeburg Parfümcocktails - Düfte, die schmecken

Von Karolin Aertel 08.08.2013, 03:09

Magdeburg. Einmal Hypnòse von Lancóme oder doch lieber Femme von Jean-Paul Gaultier? Was nach Einkauf in einer Parfümerie klingt, ist eine neue Raffinesse der Barszene. Sogenannte Parfümcocktails lösen die Molekular-Cocktails (Trend 2012) ab. Sie sollen schmecken, wie Parfüm riecht. In Berlin stehen sie schon seit Jahren auf den Karten angesagter Clubs. In Magdeburg sind die Drinks erst ab Sonnabend in der Cocktailbar One zu haben. Mitgebracht hat sie Marcus Reisener.

Der Chef der Bar ist stets auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen. Auf die Parfümcocktails stieß er bei seinem Kollegen Arnd Heissen. Der Barchef vom The Curtain Club (die Bar des Berliner The Ritz-Carltons) hatte die Idee dazu eher zufällig. Als er im Internet nach Orangenblütenwasser suchte, landete er stets auf Parfümseiten, da Orangenblüten-Aroma in vielen Parfüms steckt. So wurde der Experimentiergeist geweckt, der sich schnell auch auf Marcus Reisener übertrug; denn Kollege hin oder her, die exakte Mixtur behielt Heissen für sich. Und so tüftelte der Magdeburger "Mixologe" gut vier Wochen, um den Düften einen Geschmack zu geben. "Was eigentlich nicht sonderlich schwer war", verriet er. Schließlich sind die Inhaltsstoffe der Parfüms frei abrufbar. Die feinen Nuancen abzustimmen, habe dagegen schon etwas mehr Zeit in Anspruch genommen. Zutaten wie Rosenblütenlikör, Bergamotte oder Orangenwasser sorgen für die entsprechende (Duft-)Note. Um einen Parfümcocktail zu mixen, verwendet er zudem verschiedene Teesorten, Kräuter und Gewürze. Liköre stellt er sogar selbst her. Dafür kreiere er mit Tees oder Blüten aromatische Infusionen.

Bisher hat Marcus Reisener drei Parfümcocktails auf seiner Karte. Weitere sind in Arbeit. Hypnòse und Lancóme seien beides Düfte, die seine Frau im Schrank stehen hat. Brit von Burberry Brit habe er sich selbst ausgesucht. Zu jedem Cocktail gibt es einen Hauch des Parfüms zum Vergleich.

"Schön wäre es aber, ein eigenes Parfüm herstellen zu lassen und dazu den Cocktail anzubieten." Die Idee ist da und wer Marcus Reisener kennt, weiß, dass die Umsetzung nicht lange auf sich warten lässt.

Der 28-Jährige, der nicht nur das One, sondern auch den First Club betreibt, hat sich mit Leib und Seele der Barkultur verschrieben. "Ich liebe die Entwicklung von Cocktails, die Mixologie. Man kann aus einem Cocktail so viel machen, wenn man nur ein wenig seine DNS verändert. Das ist genial." Mit DNS ist die klassische Rezeptur eines Cocktails gemeint, die kreativ veränderbar ist. "Tauscht man bei einem Sazerac beispielsweise den Cognac gegen einen gereiften Tequila, bekommt man ein völlig neues Geschmackserlebnis", erklärt er.

Geschmackserlebnisse sind es auch, die ihn antreiben. Manchmal macht er sich einen Spaß daraus. So zum Beispiel bei der diesjährigen Cocktailmeisterschaft. Da mixte der gelernte Hotelfachmann einen Cocktail aus gereiftem Käse. Bei der Jury kam er nicht gut an, bei Marcus Reisener dagegen schon: "Ich will den Leuten zeigen, dass es mehr gibt als Pina Colada." Er wolle sie mitnehmen auf eine Reise des guten Geschmacks. Und da gut 600 verschiedene Spirituosen hinter seiner Bar stehen, dürfte diese Reise lang werden.